Royaler Raumduft fürs Museum
Autor: Gerd Fleischmann
Tettau, Sonntag, 29. November 2020
Das Flakonglasmusum in Kleintettau erhielt überraschend eines der ersten Parfümzerstäuber-Patente des 19. Jahrhunderts aus England.
Während die Corona-Pandemie Land und Leute nach wie vor in Atem hält, gibt es trotzdem hie und da eine freudige Nachricht. So aktuell geschehen im Europäischen Flakonglasmuseum Kleintettau. Als Museumsleiter Sandro Welsch ein Päckchen in Form eines Buches öffnete, trat eine dufte Überraschung zu Tage.
Was da im Kleinen verpackt war, zeigte sich mehr als kurios. Da stand auf einer verspielt dekorierten, weißfarbenen Schachtel in Form eines Zigarretenkistchens die englische Aufschrift "The Atmospheric Odorator". "Der stimmungsvolle Bedufter", so der deutsche Titel, der Skepsis breit werden ließ. Vorsichtig nahm Sandro Welsch den Deckel ab und fand im Inneren zwei im rechten Winkel montierte Glasröhrchen vor. Was dieses Konstrukt zu bedeuten hatte, lüftete gleichfalls ein Aufdruck auf dem Schachteldeckel.
Die Beschreibung ließ keinen Zweifel offen, dass es sich um eines der ersten Parfümzerstäuber-Patente des 19. Jahrhundert handelt.
Für die Oberschicht
Offenbar sollte das gute Stück des renommierten Medizin- und Kosmetikprodukteherstellers Lynch & Co. In London für ein wohliges Heim sorgen. "Damit folgte Lynch dem damaligen Trend, die großen Räumlichkeiten der Oberschicht in feine Wohlgerüche zu hüllen", so der Kommentar des Museumsleiters.
Dass dieses Objekt aus fragilen Klarglasröhrchen und einer Halterung aus vergoldetem Metall seinen Weg ausgerechnet jetzt ins Museum fand, löste beim Museumsteam Begeisterung aus. Schließlich ist die Themenausstellung "Grenzenlos majestätsverliebt" - gewidmet dem 200. Doppelgeburtstag der englischen Königin Victoria und ihrem Coburger Prinzgemahl Albert - aktuell bis 19. September 2021 verlängert worden.
"Selbstverständlich werden wir diese Kuriosität in die Themenausstellung einbinden", versicherte Sandro Welsch, der das gute Stück dafür extra konserviert hat. "Während der Reinigung stieg ein royaler, fast weihnachtlicher Duft in meine Nase, denn es befanden sich noch minimale Reste alten Parfüms in den Glasröhrchen", schwärmt er weiter.
Ob Königin Victoria den "Atmospheric Odorator" wohl auch genutzt hat, dürfte kaum möglich sein. Persönlich wohl sicher nicht, denn dafür gab es im damals eigens für das Königspaar umgebauten Buckingham Palace Personal genug, schlussfolgerte Welsch. Aber sicher sei, so der Museumsleiter, dass Queen Victoria nicht zuletzt durch den deutschen Einfluss ihres Mannes ein begeisterter Weihnachtsfan war.