Druckartikel: Rote Karte für Torf

Rote Karte für Torf


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Bamberg, Sonntag, 03. Juli 2016

Beim "Tag der offenen Tür" im Bio-Versuchsbetrieb an der Galgenfuhr bekamen Freizeitgärtner Tipps von Profis für den heimischen Anbau. Die Profis halfen bei so manchem Wehwehchen.
Besonders die Tomaten in all ihrer Sortenvielfalt und roten Pracht lockten die Freizeitgärtner zum Geschmackstest. Foto: Marion Krüger-Hundrup


Marion Krüger-Hudrup

Die sechs Hektar große Freilandfläche des Biogemüse-Versuchsbetriebs an der Galgenfuhr sieht stets mustergültig aus. Und doch haben Gärtnermeister Thomas Schneider und seine Helfer eigens für den "Tag der offenen Tür" am gestrigen Sonntag noch ein besonderes I-Tüpfelchen gesetzt.
Auf einer Parzelle blühen und gedeihen Beet- und Balkonpflanzen in allen Farben. "Wir haben Pflanzen im Gewächshaus mit und ohne torfhaltiges Substrat angezogen", erzählte Gartenbau-Ingenieurin Barbara Schmitt - versuchsweise. Denn Torf sei in die Diskussion gekommen, weil es aus ychützenswerten Feuchtgebieten gewonnen werde. Und auch der Ersatznaturstoff Kokosfaser stehe in der Kritik, weil er alles andere als umweltfreundlich aus dem fernen Asien hergeschafft wird.
"Freizeitgärtner brauchen keinen Torf", erklärte die Fachfrau. Für einen ausgeglichenen Wasseraushalt der Pflanzen müssten diese nur öfter gegossen werden. Solche und viele andere Garten-Tipps bekamen die vielen Interessenten, die aus der ganzen Region nach Bamberg gefahren waren. Monika Lindner-Rosner und ihr Ehemann Maximilian kamen eigens aus Nürnberg, um sich am "Gartentelefon live" der Bayerischen Gartenakademie beraten zu lassen. Die Stachelbeerstauden bereiten dem Ehepaar Kummer, weil sie in diesem Sommer alle Früchte abwerfen.
Die Gartenbau-Technikerin Christine Scherer erfuhr, dass die Stauden im Frühjahr in den Halbschatten umgepflanzt wurden, um sie vor dem gefürchteten Sonnenbrand zu bewahren. "Durch das Verpflanzen konnten die Stauden nicht genug wurzeln", erklärte die Expertin.


Woher kommen die Flecken?

Andere Ratsuchende klagten am "Gartentelefon" über die Probleme "Blattfleckenkrankheit" auf Rot blühenden Pfingstrosen, sich explosionsartig vermehrende Blattläuse oder faulende Zucchini. Christine Scherer und ihre Mitstreiterinnen schlugen gegen Läuse "schneiden und einsprühen mit einem kaliseifenhaltigem Präparat" vor. Um ein Wärme liebendes Gemüse wie Zucchini knackig zu bekommen, müsse es gleichmäßig bewässert und der Boden mit Häckselgut gemulcht werden.
Umringt waren die rückenschonenden Hochbeete, deren spezieller Aufbau eine den Gemüsepflanzen wohltuende Wärme ausstrahlt. Naschkatzen machten sich über Erdbeeren, Himbeeren und vor allem Tomaten her, die in großer Sortenvielfalt im Gewächshaus und Folientunnel heran reifen. Darin gibt es die Paradiesfrucht, die ursprünglich aus dem sonnenverwöhnten Mexiko stammt, etwa als Testobjekt mit "Resistenz kalte Kultur", also passend zum kühlen europäischen Herbst.
Fröhliches Geschnatter führte zur Voliere auf einer gemähten Wiese mit jungen Kornelkirschen: Die Laufenten, die an normalen Betriebstagen die Plage Nacktschnecken auf den Wegen vertilgen, begrüßten ihre Bewunderer. Die machten sich dann mit größerem Respekt auf zum Lehrbienenstand, wo es summte und brummte.
Die Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Trägerin des Bio-Versuchsbetriebes, veranstaltet den "Tag der offenen Tür" im jährlichen Wechsel an den beiden Standorten Bamberg und Veitshöchheim.