Roland Kolb siegt mit Grace
Autor: Klaus-Peter Wulf
Kulmbach, Freitag, 07. November 2014
Braugerstenschau Das Jahr 2014 hat den Landwirten eine Rekordernte, aber schlechte Preise beschert. Die Anbaufläche ist erneut um 635 Hektar zurückgegangen.
von unserem Mitarbeiter Klaus-Peter Wulf
Kulmbach — Das Mönchshof-Bräuhaus war gestern wieder Schauplatz der Oberfränkischen Braugerstenschau. Bei insgesamt eingesandten 104 Mustern holte sich Roland Kolb aus Wonsees-Großenhül mit 24 von 25 möglichen Punkten für die Sorte Grace den ersten Preis. Auf Rang 2 kam Timo Schunk aus Meeder vor Georg Schrenker aus Kotzendorf. Die Preise überreichten die beiden Vorsitzenden des Braugerstenvereins, Erhard Hildner und MdL Martin Schöffel, Landrat Klaus Peter Söllner, Bürgermeister Stefan Schaffranek und Landwirtschaftsoberrat Bernd Angermann vom Landwirtschaftsamt in Bayreuth.
60 Doppelzentner pro Hektar
Angermann berichtete von einer Rekordernte mit durchschnittlich 60,1 Doppelzentner pro Hektar bei einem Eiweißgehalt von 10,5 Prozent.
Die oberfränkische Anbaufläche sei aber erneut von 635 auf 32 549 Hektar (Vorjahr: 33 184) gesunken. Bei einem geschätzten Anteil von 75 Prozent ergebe sich im Bezirk ein Braugerstenaufkommen von 146 700 Tonnen, 28 Prozent mehr als 2013. Bei den Braugerstenmustern nehme die Sorte Grace mit 48 Prozent immer noch den ersten Platz ein, gefolgt von Catamaran (38), Marthe (6) sowie Quench und Solist (je 3).
"Durch Vertragsanbau kann für den Erzeuger sowie die Mälzereien und Brauereien das Risiko begrenzt werden, wenn auch die Preisfindung ein schwieriges Kapitel bleibt", betonte Angermann. Trotz oder gerade wegen der unkalkulierbaren globalen Einflüsse sollte der heimische Vertrags-Braugerstenanbau als Standbein für die Landwirtschaft genutzt werden.
"Die Getreideernte war selten so nervenaufreibend.
Alle zwei Tage ein Gewitterregen, die Mähdrescher konnten nur stundenweise aufs Feld", blickte Vorsitzender Erhard Hildner zurück. Die Natur habe sich heuer mit aller Macht gesträubt, den Landwirten ihre Schätze zu überlassen. Die Pracht aber, die auf den Feldern heranwuchs, sei aller Mühen wert gewesen, und die Erzeuger hätten eine gute Ernte eingefahren. "Die Freude wurde aber getrübt von den dunklen Wolken an der Preisfront", so Hildner. Deshalb seien langfristige, vertragliche Vereinbarungen nötig, die einen wettbewerbsfähigen Preis garantierten. Laut Franz Brütting vom BBV Oberfranken beträgt der Marktpreis derzeit nur 17 bis 18 Euro.
Landrat Klaus Peter Söllner vermutete, dass die Wetterkapriolen in den nächsten Jahren noch zunehmen.
Bürgermeister Stefan Schaffranek wünschte, dass die bäuerliche Landwirtschaft weiterhin die strukturierte und herrliche oberfränkische Landschaft pflegt.
Auch MdL Martin Schöffel forderte einen auskömmlichen Vertragspreis und den Abschluss langfristiger Lieferverträge. Er nannte es ein wichtiges Ziel, die Versorgung mit heimischer Braugerste sicherzustellen.
"Keine langfristige Sicherheit"
Der Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes, Walter König, referierte über das Thema "Rohstoffsicherung in der Brauwirtschaft vor dem Hintergrund volatiler Märkte". Die geerntete Braugerste reiche keinen Sommer, Deutschland müsse alle Jahre importieren. 68 Prozent der Brauer sähen sich nach eigener Aussage abgesichert, davon 89 Prozent über den Vertragsanbau.
Da die Verträge aber nur sieben bis zwölf Monate liefen, könne man das keine langfristige Versorgungssicherheit nennen.
Beim Hopfen gibt es nach Königs Aussage schon lange Verträge, die über Jahre im Voraus die Rohstoffversorgung sichern. Das sei auch für die Sommer- oder Braugerste erforderlich.