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Richtig essen im Alter ist wichtig


Autor: Carmen Schwind

Forchheim, Dienstag, 26. Juni 2018

Mit zunehmendem Lebensalter verändert sich der Körper und damit auch die Bedürfnisse an Essen und Trinken. Eine Ernährungsberaterin aus Forchheim und ein Koch aus Heiligenstadt geben Einblicke und Tipps.
Nicht alles, was gut aussieht und schmeckt, vertragen gesundheitlich angeschlagene Senioren.  Foto: Carmen Schwind


"Essen und Trinken sind die drei schönsten Dinge des Lebens", soll Volksschauspieler Willy Millowitsch immer wieder gesagt haben. Dem stimmen sicher viele Menschen zu. In der Region bedeutet Essen mehr als reine Nahrungsaufnahme; es steht auch für Genuss und Lebensqualität.
Um Krankheiten vorzubeugen, sollte man sich in jedem Alter richtig ernähren. Doch mit zunehmendem Lebensalter verändert sich der Körper und damit sind auch die Bedürfnisse an die Ernährung andere. "Man kann nicht pauschal sagen, was alle Senioren essen sollen", sagt die Ernährungsberaterin Sibylle Maier aus Forchheim. Es komme darauf an, ob der Mensch gesund ist oder an Krankheiten leidet.


Wenn die Zähne wackeln

"Fangen wir bei den Zähnen an. Die wackeln bei manchen oder das Gebiss passt nicht. Dann können die auch nicht alles essen", berichtet Sibylle Maier. Sie erzählt, dass viele Ältere an vermindertem Speichelfluss leiden, sich der Hunger im Alter verringert oder es motorische Einschränkungen gibt. Hier müsse man zusätzlich auf die Konsistenz der Nahrung achten oder berücksichtigen, dass sie nur mit einem Löffel eingenommen werden kann. Bei verminderter Speichelbildung können die Betroffenen schlechter schlucken und das Essen schmeckt nicht so gut.
"Dann muss sich jemand mit Diabetes anders ernähren als ein Gesunder. Aber auch die finanzielle Situation ist wichtig, denn vielleicht will man bessere Nahrung zu sich nehmen, kann es sich aber nicht leisten", gibt die Ernährungsberaterin zu bedenken. In ihre Praxis kommen auch oft ältere Menschen, die abnehmen möchten oder so lange wie möglich fit bleiben wollen. Prinzipiell empfiehlt Sibylle Maier den Senioren, dass sie viele Vollkornprodukte wegen ihrer Ballaststoffe essen, sowie Kartoffeln, Obst, Gemüse und Salate. "Milch und Milchprodukte liefern Kalzium für die Knochen. Und man sollte einmal die Woche Fleisch und Fisch essen", sagt sie. Fett, Salz und Zucker sollten in der Nahrung reduziert werden.


Der Durst lässt nach

"Auch der Durst lässt nach, aber man sollte viel trinken und raus an die frische Luft gehen, damit Vitamin D gebildet werden kann", zählt die Ernährungsberaterin auf. Denn bei Vitamin D, aber auch Folsäure, Kalzium und Jod komme es im Alter häufig zu einem Mangel. Solche Fehlernährungen kommen auch in Pflegeheimen vor, weshalb sie den Angehörigen rät, darauf zu achten.
"Senioren brauchen aber nicht pauschal Schonkost", sagt auch Koch Johannes Harrer aus Heiligenstadt, "sie brauchen aber auch nicht mehr so viele Kalorien wie während ihrer Berufstätigkeit." Weiter erzählt er, dass sich heutige Senioren viel gesünder und bewusster ernähren und auch im Restaurant auf gute und regionale Produkte achten würden. "Allerdings können sie nicht mehr so viel essen, weshalb wir Gastronomen Seniorenportionen anbieten", erzählt der Koch.
Bei ihm gibt es hier einen Nachlass von drei Euro, da die Portion kleiner ist. Aber das Anrichten und Servieren dauert genauso lange wie bei einer normalen Portion. "Senioren achten auch mehr auf saisonale Gerichte. Da werden die frischen Erdbeeren zur Erdbeerzeit gewünscht und nicht im Winter", weiß Harrer.


Lieber frische Kräuter

Häufig fordern ältere Gäste das Gericht ohne Salz und würzen lieber selbst nach. "Beim Würzen für Senioren muss man eh vorsichtig sein, denn im Alter ist das Geschmacksempfinden anders", meint der Koch. Er selbst arbeitet lieber mit frischen Kräutern. Ältere Menschen achten in seinem Restaurant mehr auf Qualität als auf Quantität. Deshalb macht er beispielsweise Wirsing oder Rotkohl selbst. "Die Herrschaften wollen eine vielfältige und reichhaltige Speisekarte und stellen sich dann oft noch die Speisen nach eigenem Geschmack zusammen. Aber das ist kein Problem", erzählt Johannes Harrer aus der Praxis.
Außerdem trinken ältere Herrschaften zum Essen weniger. Der Koch berichtet, dass Damen eher stilles Wasser bevorzugen, während sich die Herren guten Wein bestellen. Ältere Biertrinker genießen den Gerstensaft auch nicht so kalt. "Es ist wieder Trend, dass man nach dem Bierwärmer fragt", berichtet Harrer. Dabei handelt es sich um einen hohlen Metall-Zylinder mit einem Haken. Der wird mit warmem Wasser gefüllt und in das Bierglas gehängt, bis die gewünschte Temperatur erreicht ist.