Druckartikel: Rettung für Biene & Co.

Rettung für Biene & Co.


Autor: Eckehard Kiesewetter

LKR Haßberge, Donnerstag, 17. Januar 2019

Die Städte und Gemeinden im Landkreis Haßberge unterstützen das Anliegen. Sie bieten Sondertermine für die Eintragung am Abend und an den Wochenenden.


Eckehard Kiesewetter Kreis Haßberge — "Ohne Bienen täten wir Menschen keinen Stich!" "Ganze Ökosysteme stehen vor dem Zusammenbruch". Mit plakativen Aussagen wie diesen trommeln Aktivisten für das Volksbegehren, das vom 31. Januar bis zum 13. Februar in Bayern stattfindet. Doch was heißt "stattfinden"? Da wird kein Spektakel über die Bühne gehen und doch soll fast eine Million Menschen mobilisiert werden. So viele in etwa fordert das zehnprozentige Quorum, das den Volkeswillen zum Gesetz machen könnte. Das Entscheidende wird sich im Stillen abspielen, durch Unterschriften in Amtsstuben und Rathäusern (siehe Infokasten unten). Binnen 14 Tagen müssten zehn Prozent der Wahlberechtigten unterschreiben, damit die Initiative zum Erhalt der Artenvielfalt erfolgreich ist.

Als Nützling liegt die Biene dem Menschen am Herzen. Und doch steht sie nur exemplarisch für eine Vielzahl von bedrohten Arten bei Tieren und Pflanzen.

Das Bayerische Naturgesetz soll angepasst werden, um den Rückgang der Arten aufzuhalten, fordert das Volksbegehren. Erstmals nimmt es allein den Naturschutz ins Visier. Die erste Hürde hat es locker gemeistert: Fast 95 000 Unterschriften von Unterstützern gingen Anfang Oktober mit dem Zulassungsantrag im Innenministerium ein, fast vier mal so viele wie erforderlich gewesen wären.

Dennoch: Der Bund Naturschutz zögerte mit der Unterstützung, weil die ÖDP-Initiative allzu sehr nach Wahlkampf roch und der Gesetzes-Entwurf aus seiner Sicht "strümpfig" zusammengeschrieben schien. Jetzt, nach der Wahl, mischt der BN mit. Dem Aktionsbündnis im Kreis Haßberge gehören neben ÖDP und BN Grüne, Linke, SPD sowie Imkervereine an. "Viele Ehrenamtliche leisten die Arbeit, die eigentlich Politiker erledigen müssten", sagt der Sander Stefan Zettelmeier (ÖDP). Der Sprecher des Aktionsbündnisses betont das "plebiszitäre Element". Jeder könne jetzt mitbestimmen, die Zukunft aller mitgestalten: "von wegen Ohnmacht!"

Insekten übernehmen, vom Menschen oft unbemerkt, vielfältige Aufgaben. Sie bestäuben Obst- und Gemüsepflanzen, verbreiten Pflanzensamen, halten den Boden fruchtbar und entsorgen Aas und Exkremente. Doch der Mensch zerstört Lebensräume, um Raum für Landwirtschaft, Wohnungs- und Straßenbau, Gewerbegebiete und Freizeitstätten zu schaffen. Ackergifte und die Stickstoffe in überdüngten Böden töten Insekten und ihre Futterpflanzen. Auf immer kleineren Parzellen müssen sich Tiere ihre Partner suchen. Das führt zu Inzucht und zum Absterben ganzer Populationen - fatale Folgen, auch für den Menschen

Der Gesetzentwurf setzt bei den Ursachen des Artensterbens an, will den Einsatz von Dünger und Pestiziden reduzieren, fordert mehr Bio-Landwirtschaft und die Wiederherstellung zerstörter Lebensräume. Es soll wieder mehr Büsche, Feldraine, Bauminseln, Biotopverbünde und Blühflächen geben. Wiesen sollen später und seltener gemäht werden, Gewässerrand-streifen geschützt, Hecken und Alleen erhalten werden.

Richard Mergner, Vorsitzender des BN in Bayern, bezeichnet den Erhalt der biologischen Vielfalt und ihre Leistung fürs Ökosystem als "größte Herausforderung für die menschliche Existenz." Umweltaktivisten sehen eine "historische Chance", und der Fraktionschef der Grünen im Landtag. Ludwig Hartmann, erhofft sich vom Vorbild Bayerns "ein Signal für das übrige Deutschland und Europa". Klaus Mandery, BN-Kreisvorsitzender und Leiter des Instituts für Biodiversität in Ebern, wirbt in Vorträgen für den Artenschutz und er blickt voraus: "Wir arbeiten an Projekten, die zeigen, dass es nicht zu spät ist, dass Umdenken vieles gut machen kann."