Rentner brauchen die Mini-Jobs
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LKR Haßberge, Mittwoch, 07. Sept. 2016
Immer mehr Rentner in Unterfranken müssen dazuverdienen, weil die Rente nicht ausreicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der DGB-Region Unterfran...
Immer mehr Rentner in Unterfranken müssen dazuverdienen, weil die Rente nicht ausreicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der DGB-Region Unterfranken über die Entwicklung der Erwerbstätigkeit der über 65-Jährigen im Regierungsbezirk. Für den Landkreis Haßberge stellte der DGB eine Steigerung von 11,8 Prozent fest. Das bedeutet: Im Zeitraum von 2012 zu 2015 wurde ein Anstieg von 138 Rentnern verzeichnet, die neben der Rente einen Mini-Job haben. Waren es 2012 genau 1167 Rentner, so war 2015 ihre Zahl auf 1305 Personen angestiegen.
"Die Rentenkürzungspro-gramme der vergangenen Jahre produzieren Altersarmut. Schon heute sind viele Rentnerinnen und Rentner gezwungen dazu zu verdienen. Die Frage ist, wie lange die Menschen das durchhalten. Bis 69, 73 oder 78 Jahren? Sicher ist, dass irgendwann Schluss ist mit dem Minijob und die Rente auf Niedrigniveau verbleibt", erklärt dazu der DGB-Regionschef Frank Firsching.
Die Lösung der Rentenfrage kann folglich nicht im dauerhaften Hinzuverdienen von Ruheständlern liegen, die ihr Arbeitsleben hinter sich haben, heißt es in der Meldung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).
Der DGB-Untersuchung zufolge waren Ende 2015 in Unterfranken 17 704 Personen über 65 Jahren in Mini-Jobs beschäftigt. Zum selben Stichtag drei Jahre zuvor waren es mit 15 722 exakt 1982 Personen weniger. "Eine Steigerung von 12,6 Prozent in nur drei Jahren ist besorgniserregend", interpretiert Firsching diese Entwicklung.
Von den 17 704 Minijobbern waren 9326 Männer und 8378 Frauen, was für den DGB den Schluss zulässt, dass beide Geschlechter betroffen sind, obwohl die aktuelle Rentenhöhe von Frauen auch in Unterfranken mit durchschnittlich 553 Euro pro Monat deutlich hinter der der Männer mit 1105 Euro pro Monat zurücksteht.
Die Entwicklung der Rentner in Mini-Jobs in Unterfranken verläuft
in unterschiedlicher Dramatik. Die höchste Steigerung weist der Landkreis Rhön-Grabfeld mit einer Zunahme in nur drei Jahren von 21,2 Prozent auf, gefolgt vom Landkreis Bad Kissingen mit 18,1 Prozent und dem Landkreis Würzburg mit plus 16,2 Prozent. Die geringsten Steigerungen weisen der Landkreis Kitzingen mit plus 7,6 Prozent und die Stadt Schweinfurt mit 8,4 Prozent auf. Die meisten über 65-Jährigen in Mini-Jobs sind in der Stadt Würzburg mit 2360 (plus 15,2 Prozent) vor dem Landkreis Aschaffenburg mit 2105 (plus 10,1 Prozent) registriert.
Verantwortlich für den rasanten Anstieg des Unruhestands von immer mehr Ruheständlern ist für den DGB die Rentengesetzgebung. Lag das Rentenniveau im Jahr 2000 noch bei 53 Prozent des Durchschnittslohns, beträgt es aktuell nur noch rund 47,5 Prozent und kann bis 2030 auf 43 Prozent absinken. "Eine Rente, die im Jahr 2000 beispielsweise 1000 Euro betrug, ist im Jahr 2030 nur noch 800 Euro wert. Diese Politik erzeugt Altersarmut und muss umgekehrt werden", sagt Firsching. red