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Rentier-Schlitten war gestern


Autor: Rainer Lutz

Rödental, Montag, 06. Dezember 2021

Aktion  In Oberwohlsbach kommt der Nikolaus mit dem Feuerwehrauto, um Kindern eine Freude zu machen und in Zeiten wie diesen ein positives Signal zu setzen - auch für den Dienst in der Wehr.
Die kleine Klara-Maria bleibt lieber zwischen Papa Henry und Mama Kathuna auf Distanz zum Nikolaus, der mit dem Feuerwehrauto ankam.


Große Kinderaugen sind dem Nikolaus ja schon immer sicher. Aber was, wenn er auch noch mit einem Feuerwehrauto vorfährt? Dann natürlich erst recht. Die kleine Klara-Maria (7) bleibt da schon lieber zwischen ihren Eltern Henry und Kathuna stehen - außerdem ist schon wegen Corona Abstand geboten. Ein Grund mehr, dem großen bärtigen Gesellen nicht zu nah zu kommen, der da mit seinem goldenen Buch aus dem großen Auto steigt.

Dass auch der Nikolaus über seinem weißen Bart eine Maske trägt, fällt kaum auf, ist ja eh alles weiß. Im goldenen Buch, das er aufschlägt, findet sich dann überhaupt nichts, wofür Klara-Maria gerügt werden müsste. Da wundert sich sogar der Nikolaus. Schon im Kindergarten nur Gutes und jetzt, wo sie in der Schule ist, auch? "Na, da können wir mal den Sack aus dem Auto holen und schauen, ob etwas für dich drin ist." Siehe da, es sind sogar zwei Pakete. Es lohnt sich eben, brav zu sein. Bei allen Kindern ist das nicht so, weiß der Mann, der "von drauß' vom Walde" her kommt.

Wenn er in seinem goldenen Buch blättert und schaut, was da über die Kinder so steht, findet sich schon einiges. Manche Kinder sollen nicht immer im Bett der Eltern schlafen, steht da. "Ein Kind soll nicht immer den Hund am Halsband ziehen, eines mehr im Haushalt helfen und ein anderes nicht so oft die Schwester provozieren", der Nikolaus weiß eben eine Menge über jedes Kind, das er besucht. Aber am Ende bekommen doch alle ein Geschenk. Und in den Sack gesteckt oder mit der Rute gezüchtigt wird natürlich niemand.

Und während die kleine Klara-Maria ihre Geschenke stolz ins Haus trägt, macht sich der Nikolaus im Feuerwehrauto schon auf zum nächsten Kind. Seine Liste ist noch lang.

Es ist lange her, da kam der Nikolaus in Oberwohlsbach tatsächlich früher schon einmal mit dem Feuerwehrauto zu den Kindern. Sebastian Ehrlicher kann sich noch daran erinnern. Als er noch ein Kind war, beeindruckte ihn das mächtig. Heute ist er selbst Feuerwehrmann und tatsächlich auch Nikolaus. "Die Idee, das wieder aufleben zu lassen, kam uns einfach mal so im Gespräch über früher", sagt stellvertretender Gruppenführer Philipp Eichhorn. Dann wurde der Feuerwehr-Nikolaus von Mund zu Mund und über soziale Medien angekündigt. Eltern konnten sich melden, und die Liste wurde immer länger. "Jetzt sind es 24 Kinder, die ich besuchen muss", sagt Sebastian Ehrlicher. Ein volles Programm bis in den späten Abend hinein - aber der Nikolaus kann ja keinen Wunsch abschlagen.

"Wir wollen gerade in diesen Corona-Zeiten den Kindern eine Freude machen", sagt Sebastian Ehrlicher. Und nebenbei geht es auch darum, auf die Feuerwehr aufmerksam zu machen. "Wir können Verstärkung gut gebrauchen, vielleicht überlegt es sich ja jemand und kommt zur Feuerwehr." Abgesehen von der Hauptaufgabe, dem Brandschutz, gestalten Feuerwehren das gesellschaftliche Leben vor allem in den Landgemeinden mit - und wenn es mit einer liebenswürdigen Aktion zum Nikolaustag ist.