Reisen mit Behinderung in der Rhön
Autor: Redaktion
Oberbach, Sonntag, 05. Juli 2020
Ist die Tiefgarage mit dem Rollstuhl erreichbar? Welche Wanderwege sind für Menschen mit einer Sehbehinderung geeignet? Wie können sich Hörgeschädigte in der Tourist-Info mit Freizeittipps versorgen? ...
Ist die Tiefgarage mit dem Rollstuhl erreichbar? Welche Wanderwege sind für Menschen mit einer Sehbehinderung geeignet? Wie können sich Hörgeschädigte in der Tourist-Info mit Freizeittipps versorgen? Diese und viele weitere Fragen rund um einen Urlaub in der Rhön werden immer öfter gestellt. Denn das Kriterium Barrierefreiheit wird zusehends wichtiger. Schließlich ist das Erreichen der Tiefgarage oder die Begehbarkeit von Wanderwegen nicht nur für Rollstuhlfahrer oder blinde Menschen, sondern auch für Familien wichtig, die mit einem Kinderwagen oder Kleinkindern unterwegs sind, oder für Senioren, die in ihrer Mobilität bereits leicht eingeschränkt sind.
Deutschlandweites Portal
Bleibt allerdings die Frage: Wie erfährt der Gast, welche Art der Barrierefreiheit ihn in welchem Urlaubsdomizil erwartet? Antwort darauf findet er über das Projekt "Reisen für Alle". Dabei handelt es sich um ein deutschlandweit verfügbares Informations- und Bewertungssystem, das dem Gast ermöglicht, eigenständig zu beurteilen, ob das jeweilige Angebot für seine Bedürfnisse passt.
Auch die Rhön ist als Urlaubsregion bei "Reisen für Alle" vertreten. Insgesamt 16 Anbieter und touristische Leistungen wurden in den vergangenen zwei Jahren über die Rhön GmbH - Gesellschaft für Tourismus und Markenmanagement zertifiziert und sind im Internet auf der Website www.reisen-fuer-alle.de zu finden.
Es sind Gastgeber darunter, etwa der Betrieb "Landgasthof und Pension Zum Löwen" in Unterweißenbrunn, das Hotel Jägerhof in Bad Brückenau und der Campingplatz "Rhöncamping am Schwimmbad" in Bischofsheim in der Rhön, aber auch die Tourist-Informationen in Hilders, Hünfeld und in Bad Kissingen. Ebenso sind gastronomische Betriebe bei "Reisen für Alle" zu finden, etwa die Edelbrennerei Bischof aus Wartmannsroth mit ihrer Destillathek. Die Besucher können beispielsweise direkt vor der Haustür parken und gelangen ebenerdig, ohne Stufe in und durch die Destillathek.
Es muss nicht 100 Prozent sein
Silvia Hillenbrand ist Produktmanagerin bei der Rhön GmbH und nimmt die die Erhebungen für die Zertifizierung nach "Reisen für Alle" vor. "Es geht nicht darum, eine 100-prozentige Barrierefreiheit zu bescheinigen", schildert sie ihre Erfahrungen. "Wir versuchen vielmehr herauszufinden, ob der Betrieb für Menschen mit bestimmten Einschränkungen geeignet ist", fügt sie hinzu. Schließlich sei jede Behinderung individuell.
Nicht nur Unternehmen und Einrichtungen hat Silvia Hillenbrand geprüft, sondern auch zwei Wanderwege - den "Naturlehrpfad Schwarzes Moor" und den "Rhön Rundweg 6 Sinntal". Bei beiden hat sie die Informationen zur Barrierefreiheit erfasst. Anhand dieser kann der Gast selbst einordnen, ob er die Wege mit seiner Einschränkung zurücklegen kann. "Es gibt beispielsweise agile, sportliche Rollstuhlfahrer, die kommen mit einer Steigung von zehn Prozent auf einem Wanderweg klar, während genau das für andere ein großes Problem darstellt", erklärt sie.
Auch Beratung möglich
Doch die Produktmanagerin ist mehr als nur die "Erheberin", vielmehr ist sie auch als Beraterin in Sachen Barrierefreiheit gefragt. Schließlich hat sie eine dreitägige Schulung absolviert, in der sie für das Erheben der Informationen in Theorie und Praxis ausgebildet wurde. "Ich sehe, welches Potenzial in den Betrieben besteht und kann für das Thema sensibilisieren," fügt Silvia Hillenbrand hinzu. So reiche es manchmal schon aus, einen großen Blumenkübel im Eingangsbereich zu verschieben, um einen barrierefreien Zugang zu ermöglichen.