Druckartikel: Rebell seiner Zeit

Rebell seiner Zeit


Autor: Dieter Hübner

Trebgast, Freitag, 17. Juni 2016

Das Luther-Schauspiel von Marion Beyer wird im kommenden Jahr in Trebgast uraufgeführt.
Martin Luther, Portrait von Lucas Cranach dem Jüngeren Foto: Archiv


Obwohl das letzte von vier Stücken erst gestern Abend auf der Naturbühne Premiere feierte, blicken die Verantwortlichen bereits in die Zukunft. So früh wie nie wurde bereits die Programmauswahl für 2017 getroffen. Für Vorsitzenden Siegfried Küspert war klar, im Gedenken an die Reformation vor 500 Jahren auch etwas über Martin Luther zu spielen.
Doch das war leichter gesagt als getan, denn es gibt bisher kein Theaterstück dazu. Mit Ausnahme eines Musicals und eines von Karlheinz Komm (1934 - 2013) geschriebenen Werkes. Ende Oktober kam bei einem Workshop mit den Theaterpädagogen und Regisseuren Marion Beyer und Hermann J. Vief der Gedanke erstmals zur Sprache. Marion Beyer: "Wir sind erst einmal ganz lange in uns gegangen. Gott sei Dank gibt es ja viel von Luther, was belegt ist, unter anderem ganze Bücher mit Original-Zitaten. Das erleichterte den Entschluss, selbst ein Stück zu schreiben."


"Das war nicht spaßig"

Sie wählte den Abschnitt von 1505 bis 1525 aus Luthers Leben. Von dem Zeitpunkt, an dem er sich entscheidet, ins Kloster zu gehen, bis zum Ende der Bauernkriege. Das bedeutete für Marion Beyer: Daten sammeln, bündeln, recherchieren, ob sie belegt sind, filtern, auswerten, Gerüst aufbauen. Hermann J. Vief und ihre Tochter Laura haben ihr dabei geholfen.
Schriftlich fixiert hat sie es dann selbst. "Das war nicht spaßig bei den vielen Schauplatzwechseln. Es muss ja auch bühnentechnisch umgesetzt werden können, mit einem Unterhaltungswert für das Publikum. Die Leute wollen nicht nur ein biografisches Theater, denn in der Regel sind sie ja keine Historiker, die jedes Detail beurteilen. Sie sollen rausgehen und sagen, dass sie eine interessante Geschichte gesehen haben."
Für die musikalische Untermalung, unter anderem mit gregorianischen Gesängen, konnte kompetente Hilfe gewonnen werden: Kantor und Chorleiter Heiner Beyer hat seine Liebe zum Theater entdeckt.
Ein Theologe, der sich sehr gut mit Luther auskennt, hat zuerst das fertige Werk unter liturgischen Gesichtspunkten begutachtet. Sein Kommentar war eindeutig: "Mein Eindruck: Es ist sehr gut. Sie schaffen es, durch viele kurze Szenen ein unglaublich vielfältiges Geschehen zu verdichten und nachvollziehbar darzustellen. Sie treffen inhaltlich immer das Wesentliche. Ich bin insgesamt begeistert und freue mich schon auf 2017."


Regionalbischöfin begeistert

Regionalbischöfin Dorothea Greiner freut sich sehr, dass die Naturbühne im Jubiläumsjahr der Reformation ein Luther-Stück zur Aufführung bringen wird und hat spontan ihre Schirmherrschaft zugesagt.
Die Handlung beginnt anno 1505 in Eisenach. Der junge Jurastudent Martin Luther gerät in ein grauenvolles Unwetter und der Blitz verfehlt ihn nur knapp. Zu Tode geängstigt, lässt er sein bisheriges Leben hinter sich und wird Mönch im strengen Eremitenkloster der Augustiner.
Der kluge und redegewandte Luther geht auf Anraten seines Mentors zum Theologiestudium nach Wittenberg und findet in der Bibel viele Antworten auf seine Fragen, vor allem aber eines: dass Gott gnädig ist und alle Menschen gleich sind.
So ist es der übliche Ablasshandel, der Luther anekelt. Er kann nicht länger zusehen, wie auf dem Dorfplatz Prediger dem armen Volk die Sünden vergeben, in dem sich ein Jeder "freikaufen" kann. Das Geld, so weiß er, fließt in prachtvolle Kirchengebäude.


Geistiges Schwert geschwungen

Luther findet in der Bibel keinerlei Beleg für diese Machenschaften und will nun dagegen kämpfen: als Rebell, der sein geistiges Schwert schwingt, und für den es nur eine einzige christliche Autorität gibt: die Bibel. Als Luther sich weigert, seine Thesen zu widerrufen, wird er vom Papst exkommuniziert und als Ketzer für "vogelfrei" erklärt.
In einer vorgetäuschten und waghalsigen Entführung wird Martin Luther von seinem Kurfürsten Friedrich auf die Wartburg in Sicherheit gebracht. Dort beginnt er in der Abgeschiedenheit mit der Übersetzung der Bibel, so dass jeder im Volk sie lesen kann. Er löst damit etwas aus, was nicht mehr aufzuhalten ist.
Bald darauf kommt es zu den ersten Unruhen unter den Bauern und kurze Zeit später zu den Bauernkriegen. Schwere Stunden für Martin Luther, in denen ihm seine Frau, die ehemalige Nonne Katharina von Bora beisteht ... Die Uraufführung von "Luther - Rebell seiner Zeit" ist am 19. Mai geplant.