Rašek sorgt für Sicherheit
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Mittwoch, 12. Juli 2017
Das Prüflabor und Zertifizierungsinstitut für Elektromagnetische Verträglichkeit, Funk, Radar und Umweltsimulation feiert 40-jähriges Bestehen.
Josef Hofbauer
Airbus und Boeing gehören ebenso zu den Kunden von EMCC Rašek wie die Autobauer Audi, BMW oder Daimler, die Elektrokonzerne Philips und Siemens oder Triebwerkshersteller Rolls Royce. Insgesamt hat das Unternehmen, das Werner Rašek, Ingenieur für Hochfrequenztechnik, vor 40 Jahren gründete, mehr als 5000 Klienten, für die das Prüflabor in Moggast und Unterleinleiter arbeitet.
Wir haben die elektronische Sicherheit weiter entwickelt, ein Chemie-Labor angegliedert und führen auch Umwelt-Simulationen durch", erklärt Firmenchefin Nathalia Rašek-Abach. Außerdem wurde das Qualitätsmanagement ausgebaut.
Über 5000 Prüf- und Messgeräte
"Wir sorgen für Sicherheit", fasst die Tochter des Firmengründers zusammen. Beispielsweise werden Kunststoffe oder andere Materialien für die Luftfahrt mit Enteisungsmittel im Rahmen von Dauerbelastungsprüfungen in Unterleinleiter getestet. So werden verschiedene chemische Mittel wie Hautcremes und Haarsprays auf Sitze und Armlehnen für Flugzeuge aufgetragen, so dass nach Dauertests die Hersteller analysieren können, wie die Mittel auf Materialien wirken und sie gegebenenfalls schädigen. Schließlich sind die Unternehmen daran interessiert, dass sie nicht alle paar Jahre neue Sitze in die Passagierflugzeuge einbauen müssen", verdeutlicht die Unternehmerin. Über 5000 Prüf und Messgeräte sind im Einsatz, denn das Unternehmen ist innovativ. "Wir entwickeln neben neuen Messmethoden auch Messgeräte auf höchstem Niveau. Einer der Schwerpunkte ist die Entwicklung von Generatoren für direkte und indirekte Effekte des Blitzschlages. Unsere Systeme erzeugen direkte Blitzeinschläge auf Materialproben, Geräte und Konstruktionselemente", informiert die Unternehmerin.
Störfaktoren ausschließen
Nathalia Rašek zeigt ein Stück Carbon, in dem ein großes Loch klafft. "Passiert so etwas in der Luftfahrt, könnte das Flugzeug abstürzen. Deshalb geben wir unseren Kunden Tipps, wie sie das vermeiden können", erklärt die Unternehmerin, die darauf verweist, dass Bordcomputer, Höhenmesser und all die anderen Instrumente in der zivilen wie der militärischen Luftfahrt nicht durch elektromagnetische Strahlungen -wie stark auch immer - beeinflusst werden dürfen.Weder Licht noch Wasser, weder Wärme noch Kälte dürfen die Funktion der sensiblen Instrumente stören. Erst wenn das Moggaster Prüflabor grünes Licht gibt, dürfen die neuesten Entwicklungen, die in den Geräten und Maschinen verbaut sind, auf den Markt.
Auf der ganzen Welt unterwegs
Dafür sind die Mitarbeiter des Unternehmens auf der ganzen Welt unterwegs. So hat ein Team im Auftrag der Korea Aerospace Industries in Südkorea das Radarsystem und die Elektronik eines Kampfhubschraubers getestet.Zweieinhalb Monate waren die Prüfer im Einsatz, um die Hochfrequenztechnik auf Herz und Nieren zu prüfen. Alles streng geheim!Einen ähnlichen Einsatz gab es in gerade in Brasilien. Dabei ging es um ein Flugzeug. "Die anderen Flugzeuge in der Luft dürfen schließlich weder Satellitenfunk noch das Globale Positionierungs System (GPS) beeinträchtigen. Und weil die Sicherheitsanforderungen ständig steigen, haben wir jede Menge Arbeit", versichert die Geschäftsführerin der Firma Rašek.
Im Moment steht der Prototyp eines kanadischen Flugzeuges in Moggast auf dem Prüfstand. Armdicke Kabelstränge, die sich über viele Meter erstrecken sind an Monitore angeschlossen. Das "Nervensystem" des Flugzeugs liegt im wahrsten Sinne des Wortes blank. Getestet wird, welchen Stromfluss die Kabel vertragen. Fotografieren verboten, denn der Kunde erwartet strengste Diskretion. "Die ist Basis unserer Arbeit", versichert Nathalia Rašek. Auch das neue Radarsystem der Rettungshubschrauber der Deutschen Luftrettung durchlief seine Bewährungstests in Unterleinleiter. Ebenso werden hier die Auswirkungen von WLAN-Verbindungen, wie sie in Heizungssystemen, intelligenten Kühlschränken und sonstiger Smart home-Kommunikation Verwendung findet, auf den Prüfstand gestellt.
Weiter auf Expansionskurs
Die Mitarbeiter des Unternehmens stellen auch sicher, dass sich W-Lan, Navigationssysteme und automatische Abstands-Messgeräte, Einparkhilfen und der Mobilfunk nicht gegenseitig stören. Noch wichtiger wird diese Arbeit, wenn bei den Autobauern führerloses Fahren mit ihren Fahrzeugen Standard wird.Da die digitale Vernetzung auch in der Medizintechnik vermehrt Einzug hält, ist das Prüflabor Rašek in diesem Bereich genauso aktiv wie bei Verbrauchsgütern und der Telekommunikation oder den Autozulieferern. Schließlich darf der elektrische Fensterheber den Herzschrittmacher des Autofahrers nicht stören. "Die Qualität unserer Arbeit steht und fällt mit der Qualifikation und der Motivation unserer Mitarbeiter", weiß die Unternehmerin, die sich freut, dass es in den 40 Jahren, seit es die Firma gibt, noch keinen einzigen Gewährleistungsfall gab. Die Zahl der Arbeitsplätze ist mittlerweile auf über hundert angewachsen. "Und wir werden weiter expandieren", verkündet Nathalia Rašek.
Sie ist auch stolz darauf, dass es in der ganzen Firmengeschichte noch keine einzige betriebsbedingte Kündigung gab. "Ein Mitarbeiter darf unbequem sein, er muss nur was können. Das kommt der Firma zugute. So werden wir auch weiterhin Übernahmeangebote abwehren können. Wir sind ein Familienunternehmen und das wollen wir auch bleiben. Wir sind nicht die billigsten, aber wir sind die Besten", zeigt sich Nathalia Rašek selbstbewusst.