Druckartikel: Puzzlearbeit an der Orgel: aus 15 Stücken ein harmonisches Ganzes schaffen

Puzzlearbeit an der Orgel: aus 15 Stücken ein harmonisches Ganzes schaffen


Autor: Andreas Welz

Lichtenfels, Donnerstag, 05. Juli 2018

Im zweiten Konzert des "Lichtenfelser Orgelsommers" in der Martin-Luther-Kirche stand die Orgelmesse des französischen Barockkomponisten Francois Couperin im Mittelpunkt. Kirchenmusikdirektor Klaus Bo...
Der Lichtenfelser Orgelsommer findet in der Martin-Luther-Kirche statt. Das nächste Konzert ist am Mittwoch, 19. September, mit Goldberg-Variationen von Bach geplant. Foto: Andreas Welz


Im zweiten Konzert des "Lichtenfelser Orgelsommers" in der Martin-Luther-Kirche stand die Orgelmesse des französischen Barockkomponisten Francois Couperin im Mittelpunkt.
Kirchenmusikdirektor Klaus Bormann interpretierte die "Messe à l'usage des couvents" (zum Gebrauch in den Konventen). Der Dekanatskantor fügte die 15 kleinen Stücke zu einem harmonischen Ganzen zusammen und überzeugte die Zuhörer von der ganzen Meisterschaft des Komponisten. Bereits im zweiten von acht Couplets (Kehrreime) hob Bormann die sogenannten Spanischen Trompeten, eine Besonderheit der Hey-Orgel, hervor. Zunächst verhalten, dann aber in den nächsten Stücken immer deutlicher, breiteten sich die Schallwellen aus den liegenden Pfeifen ohne Hindernisse andere Pfeifen oder des Orgelgehäuses in den Raum aus. Bereits im fünften Couplet setzte der Organist den Dialog der Trompeten mit der Orgel eindrucksvoll fort. Das Agnus ertönte getragen und gefühlvoll. Im "Qui tollis peccata mundi" entstand ein Dialog über die menschliche Stimme, während im Sanctus die kräftigen Posaunen dominierten. Über alle Klangregister erscholl zum Schluss kräftig das Amen. Hier kam das ganze schöpferische Potenzial des französischen Komponisten zum Tragen.


Hoforganist und -komponist

Couperin, der Hofkomponist Ludwigs XIV., gilt als einer der wichtigsten Komponisten des französischen Barock. Er war zunächst Hoforganist, später Hofkomponist für die Kirchenmusik. Im Mittelpunkt seines vielschichtigen Werkes stehen seine Suiten für Cembalo, die noch heute einen hohen Stellenwert besitzen. Daneben komponierte er Kammermusikwerke, Motetten und Chansons. Große Bedeutung haben auch seine beiden Orgelmessen. Die eine schrieb er für den gewöhnlichen Gebrauch in Pfarreien, die andere für Klöster religiöser Männer und Frauen.
Am Ende des Programmes stand Johann Sebastian Bachs vom französischen Stil beeinflusste Fantasie in G-Dur auf dem Programm. Das Stück zählt zu den bekanntesten und meistgespielten Orgelwerken Bachs. Klaus Bormann rief musikalisch in Erinnerung, dass die Zuhörer es mit einer der schönsten, originellsten und wirkungsvollsten Schöpfungen des Meisters für die Orgel zu tun haben, die ebenso mit gedanklicher Frische und Könnerschaft im Detail wie durch große innere Sicherheit und Zielstrebigkeit im Duktus, vor allem aber durch eine großartige Gesamtdisposition besticht.
Nach einem letzten Anlauf setzte der Orgelmeister endlich und triumphal die lang erwartete Schlussakkordfolge. awe