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Pufferstreifen und Trampelpfad


Autor: Redaktion

Wonsees, Montag, 16. November 2020

Naturdenkmal Bodhül wird attraktiver - für Mensch und Tier.
Dass die Bodhül alljährlich im Herbst austrocknet, ist gut für die Frösche und Molche, denn so können sich keine Fische halten, die ihren Nachwuchs fressen. Foto: privat


Weißdorn, Wildapfel, Hundsrose oder Schwarzer Hollunder - so heißen nur einige der zahlreichen Bäume und Sträucher, die neuerdings außerhalb von Großenhül in drei Reihen Spalier stehen. Unter Federführung des Kulmbacher Landratsamts pflanzten Naturparkranger und Mitarbeiter des Wonseeser Bauhofs einen mehr als 70 Meter langen Heckenstreifen mitten in der Feldflur.

Biologin Kristina Schröter von der Unteren Naturschutzbehörde, die selbst mit Hand anlegte, erklärte die Maßnahme: "Wir schaffen hier neuen Lebensraum zusätzlich zum Hülweiher." Denn am Ende des neu bepflanzten Streifens liegt wie eine kleine Oase zwischen zwei Feldern die Bodhül, eine der letzten historischen Hülen der Jurahochfläche.

Bereits seit 25 Jahren ist die Bodhül als Naturdenkmal ausgewiesen. Der Weiher inmitten der Feldflur ist nicht nur ein wichtiger Laichplatz für Erdkröten und eine Wasserstelle für viele Wildtiere, sondern auch ein Symbol für die Geschichte und das harte Leben der Menschen auf dem Frankenjura.

Regenwasser versickert schnell

Durch das Karstgestein mit seinen vielen Hohlräumen versickert Regenwasser schnell, früher musste man sich ohne Leitungswasser zu helfen wissen. Seit der Besiedlung im siebten Jahrhundert legten die Menschen künstliche Wasserspeicher an, indem sie Dolinen, natürliche Vertiefungen im Boden, mit Lehm auskleideten.

Diese Himmelsteiche nutzten sie als Viehtränken oder Löschwasserteiche - für Trinkwasser hatten die Häuser eigene Zisternen. Während in der Nachbarortschaft Kleinhül der namensgebende Hülweiher in der Ortsmitte erhalten geblieben ist, wurde er in Großenhül verfüllt. Lediglich die außerorts gelegene Bodhül, fränkische Mundart für Badehül, ist bis heute erhalten geblieben. Darin wurde bis in die 1960er Jahre gebadet. Bis heute sieht man die Steinstufen, die ins Wasser führten.

Große Artenvielfalt

Bis vor Kurzem drohte der kleine Weiher in Vergessenheit zu geraten, bis es der Unteren Naturschutzbehörde vergangenes Jahr gelang, einen Pufferstreifen entlang der Hül zu erwerben. "Pufferstreifen deshalb, weil wir verhindern wollen, dass Nährstoffe aus den umliegenden Feldern ins Wasser eingetragen werden. Nährstoffarme Flächen begünstigen eine hohe Artenvielfalt", erklärte Biologin Schröter. Nachdem dieses Jahr die letzte Bewirtschaftung stattfand, wurde nun mit der ersten der geplanten Maßnahmen begonnen, nämlich dem Pflanzen einer langen Hecke. Sie soll Rückzugsmöglichkeiten bieten etwa für die Erdkröten, die das Wasser zum Laichen nutzen, für Zauneidechsen, Feldhasen und zahlreiche Vogelarten, die von den Insekten rund um die blühenden Sträucher in Wassernähe profitieren.

Ranger des "Naturparks Fränkische Schweiz-Frankenjura" mit Hauptsitz in Pottenstein halfen beim Pflanzen. "Wonsees liegt im Naturparkgebiet. Landschaftspflege und Naturschutz gehören zu unseren Aufgaben, genauso wie die Umweltbildung", erklärte Johannes Stemper, der für das Gebiet zuständige Ranger.

Für Ökologie und Tourismus

Die Gemeinde Wonsees setzt sich ebenfalls für das Projekt ein und wird auch bei den nächsten Schritten tatkräftige Unterstützung durch den örtlichen Bauhof liefern. Geplant ist in den kommenden Monaten entlang des Zauns, der die jungen Heckenpflanzen vor Reh- und Hasenverbiss schützen soll, einen Naturlehrpfad zur Kulturlandschaft auf der Jurahochfläche anzulegen. Zuvor war es nur möglich, querfeldein zur Bodhül zu gelangen. Künftig soll ein etwa 200 Meter langer Trampelpfad vom Feldweg bis ans Wasser führen.

"Die Hülen sind wichtige Kulturgüter unserer Gemeinde, die es zu erhalten gilt", so Bürgermeister Andreas Pöhner. Die Verbindung von ökologischem und touristischem Nutzen solle hier angestrebt werden, indem man naturnahe Erlebnismöglichkeiten sowohl für Besucher als auch für Einheimische schaffe. Neben der Bodhül bei Großenhül sind in den Wonseeser Ortsteilen Feulersdorf und Kleinhül die Dorfhülen erhalten geblieben, sowie eine bisher noch wenig bekannte Hül nahe der Ortschaft Gelbsreuth. red