Protest zieht große Kreise
Autor: Jutta Rudel
Lichtenfels, Mittwoch, 02. Mai 2018
Fünf Landkreise wehren sich gegen Stromtrassen-Neubaupläne in der Region. An den Straßen werden Plakate aufgestellt, die Bürger zur Teilnahme an einer Online-Petition aufrufen. Das ist erst der Anfang.
Die Landkreise Lichtenfels, Kronach, Kulmbach, Bamberg und Forchheim protestieren gegen weitere Stromtrassen in der Region. Zum offiziellen Startschuss vor knapp einem Monat in Redwitz sagte Landrat Christian Meißner (CSU) stellvertretend für die fünf Landkreise: "Wir werden mit aller Kraft dagegen kämpfen." Mittlerweile nehme der Protest so richtig an Fahrt auf.
So werden derzeit Unterschriften durch die Online-Petiton #fehlamplatz gesammelt. Dazu werden zunehmend Protestplakate an Straßen aufgestellt, die zur Teilnahme aufrufen. "Im Landkreis Lichtenfels sind bereits alle flächendeckend verteilt", erklärt der Landrat. In den restlichen Landkreisen gab es sogar Nachbestellungen. Insgesamt 112 dieser Protestbanner werden bald in der Region zu sehen sein. Durch die Plakate soll das Interesse für das Thema geweckt werden. Die Bürger können sich über die Initiative informieren und sollen bestenfalls die Petition unterschreiben. "Wir wollen damit augenfällig machen, dass wir in mehrerer Hinsicht Argumente gegen die Neubaupläne haben", sagt der Landrat.
Region ist bereits überlastet
Denn die Bundesnetzagentur plant den Bau neuer weiterer Starkstromtrassen. Im Speziellen soll in der Gemeinde Redwitz eine zweite Stromtrasse errichtet werden. Dabei ist die Gemeinde, so Bürgermeister Christian Mrosek (CSU), schon ohnehin durch die Thüringer Strombrücke, die Erneuerung des Ostbayernrings und das Umspannwerk belastet. "Wir haben unseren Beitrag geleistet", sagt er. "Wir sind bereit, an der Energiewende mitzumachen, aber Redwitz ist als zentraler Knotenpunkt bereits ausgeweitet worden", bestätigt Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU). Auch der Landrat ist dieser Meinung: "Unser Landkreis ist überbelastet." Das Problem betreffe aber nicht nur Lichtenfels, sondern alle Landkreise. Die modifizierten Varianten der Bundesnetzagentur würden das Aktionsbündnis aus netztechnischen, wirtschaftlichen und umweltfachlichen Gründen ablehnen. Denn diese sind, so Zeulner, länger und teurer als der ursprüngliche Plan. "Wenn wirklich eine Stromtrasse kommen muss, dann muss der Bau davon für die Menschen vor Ort plausibel erklärbar sein." Dies sei momentan nicht der Fall.
Bis jetzt sprachen sich 846 Bürger mit ihrer Unterschrift gegen die Neubaupläne aus. Für ältere Menschen liegen nun zusätzlich auch Unterschriftenlisten aus, in denen sie sich eintragen können."Je mehr die Petition unterschreiben, desto mehr Gewicht hat unsere Argumentation in Berlin", sagt der Landrat. Denn dort setzt sich die Bundestagsabgeordnete dafür ein, das Gespräch mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zu finden. "Es geht uns darum, dass er sieht, dass das Thema viele Menschen in der Region bewegt." Bis Ende des Jahres wird es, so Zeulner, wohl zu einer Entscheidung kommen. Der Protest dürfe bis dahin nicht in Vergessenheit geraten. "Es ist wichtig, das Thema das ganze Jahr über zu spielen." Die Online-Petition und Plakataktion sind, so Christian Mrosek, "erst der Anfang". Derzeit werden Entwürfe für Flyer erstellt und "im Gemeinderat werden wir weitere Aktionen beraten". Neben kleineren Aktionen, wie Infoständen, seien auch Großaktionen in Planung. Denn kampflos gebe das Aktionsbündnis nicht auf. Mrosek: "Wir werden uns zu verteidigen wissen."