Polizei knöpft sich Biker vor
Autor: Helmut Will
Untermerzbach, Montag, 22. April 2019
75 Biker kontrollierte die Polizei am Wochenende am Hambach. Was gab es zu beanstanden?
Zeigen die sogenannten Rüttelstreifen, die auf einer Länge von 900 Metern vor den Serpentinenkurven im Hambach zwischen Ebern und Untermerzbach seit vergangener Woche angebracht sind, Wirkung? "Wir hatten bei den bisherigen Kontrollen noch nie so wenige Motorradfahrer wie heute", sagte Polizeihauptkommissar (PHK) Tobias Kern von der Polizeiinspektion Ebern, der mit Kolleginnen und Kollegen am Karfreitag im Hambach Motorradkontrollen durchführte.
Da einige Maßnahmen im Hambach das Rasen mancher Biker nicht wirklich eindämmen konnten, entschloss sich das Staatliche Bauamt Schweinfurt, vor den Kurven sogenannte Rüttelstreifen, die 15 Millimeter über das Fahrbahnniveau reichen, anzubringen und die Geschwindigkeit im betreffenden Bereich auf 50 Stundenkilometer zu beschränken. So soll laut Straßenbauamt und Polizei eine optische Barriere die Geschwindigkeiten reduzieren helfen.
Leidet der Fahrspaß?
Aus Richtung Untermerzbach kommen mehrere Motorradfahrer, die von der Polizei in die Kontrollstelle im Bereich einer Kehre angehalten werden. Als die Kradfahrer ihre Helme abnehmen, ist zu sehen, dass es sich um Biker reiferen Alters handelt. Einer davon ist Friedrich Reuter (72), der eine BMW 1200 GS LC fährt. Mindern die Rüttelstreifen den Fahrspaß? "Von der Straßenführung her muss man so und so etwas langsamer machen, zumindest wenn man verantwortungsbewusst und vernünftig fährt, dann machen die Rüttelstreifen keine Probleme", sagt er.
Die Polizeibeamten nehmen alle Zweiräder in der Kontrollstelle genau unter die Lupe. Sie wissen, dass es manche Biker nicht lassen können, ihre Maschinen zu frisieren oder unzulässige Teile anbringen. Deshalb gehen sie auch schon mal auf die Knie, um alles genau in Augenschein zu nehmen. Einer der Beamten wird fündig, weil ein 52-jähriger Harley-Fahrer an seiner starken Maschine die Auspuffanlage verändert hatte und hierfür keine Betriebserlaubnis vorlag. Ein Bußgeld ist die Folge.
Kurt Münch wurde mit seiner BMW 1200 GS auch angehalten. "Ich bin einigermaßen sportlich unterwegs und finde schon, dass solche neuralgischen Punkte Aufmerksamkeit brauchen. Die Rüttelstreifen sind nicht so gehalten, dass es gleich gefährlich wird, aber animiert die Geschwindigkeit zurück zu nehmen", sagt Münch. Danach gefragt, ob das den Fahrspaß mindert und bei jüngeren Fahrern auf Unmut stößt, antwortet er: " Ja gut, es ist halt eine Verantwortungssache. Es gibt sicher solche und solche, aber ich denke schon, dass die Aufmerksamkeit durch diese Rüttelstreifen verstärkt wird."
Fündig wird die Polizei bei einem 62-jährigen BMW-Fahrer. An seiner Maschine war am Vorderreifen nicht mehr die geforderte Profiltiefe von 1,6 Millimeter vorhanden. Die Folge: Ein Bußgeld. Insgesamt kontrollierte die Polizei am Karfreitag im Hambach 75 Motorradfahrer und konnte ein Lob aussprechen, da die meisten Biker nicht beanstandet werden mussten. "Wir waren selbst gespannt auf die Reaktionen der Motorradfahrer, die sich hier mit den Rüttelstreifen konfrontiert sahen, wir führten bei der Kontrolle präventive Gespräche um auf Zweck und Sinn der Rüttelstreifen hinzuweisen und verteilten Flyer", sagte PHK Kern.
Ingrid Ostrecha (42) ist stolz auf ihre Kawasaki SZ 750. "Die habe ich erst seit einem Jahr", sagt sie. Ihre Meinung zu den Rüttelstreifen: "Ich bin eh kein Knieschleifer und fahre so und so langsamer in die Kurven." Rüttelstreifen hat sie schon in kurvenreichen Strecken gesehen. "Das solche Rüttelstreifen angebracht werden ist schon gut, weil eine Straße wie diese keine Rennstrecke ist."