Politik bedeutet riskant leben
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Montag, 17. Juni 2019
Architekt Sebastian Körber machte in der FDP schnell Karriere. Er wurde der jüngste Bundestagsabgeordnete Bayerns. Weil die FDP in Bayern und Berlin an der Fünf-Prozent Hürde scheiterte, fing Körber ganz von vorne an.
Josef Hofbauer Ein Bausatz Legosteine im Regal, mit denen sich die National Gallery, die Nelsonsäule, das London Eye, Big Ben und die Tower Bridge nachbauen lassen, beweisen: Sebastian Körber ist Architekt mit Leib und Seele. Mit der gleichen Begeisterung ist der 39-jährige Forchheimer FDP-Landtagsabgeordnete aber auch Politiker.
Er sei Überzeugungstäter bekennt Körber, der als 16-Jähriger nach einer Diskussion mit Freunden über Atomkraft, Bürgerrechte und staatliche Einschränkungen am "Wahlomat" ausprobierte, bei welcher Partei er wohl am besten aufgehoben wäre. Heraus kam die FDP, mit der sich Körber bis heute identifiziert. Beeindruckt habe ihn als Jugendlichen 1996 besonders der Rücktritt von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die als Justizministerin "den Großen Lauschangriff" hätte durchsetzen sollen, es aber vorzog, ihr Amt zur Verfügung zu stellen.
Alles lief wie von selbst
Der Partei beigetreten ist Körber aber erst 2004. "Als Architekt lag es nahe, mich im Bereich Bauen und Wohnen zu engagieren. Da kenne ich mich schließlich am bestens aus."
Die Karriere schien ein Selbstläufer zu werden. "Ich musste dafür gar nicht viel tun", erinnert sich Körber. 2007 bot ihm Kreisvorsitzender Sebastian Platzek an, ihn zu vertreten. Ein Jahr später wurde er Kreisvorsitzender. Und als 2008 MdB Horst Friedrich auf eine erneute Kandidatur verzichtete, kam der Bezirksvorstand auf Körber zu. Er wurde stellvertretender Bezirksvorsitzender in Oberfranken, rückte in den Landesvorstand seiner Partei vor und wurde in den Deutschen Bundestag gewählt. Dort übernahm er von seinem Vorgänger den Bundesfachausschuss "Bau und Wohnen" der FDP. Dieses Gremium leitet der Forchheimer übrigens bis heute.
Sich selbst treu geblieben
Die Karriere lief prächtig. Körber war der jüngste bayerische Abgeordnete aller Parteien im deutschen Bundestag. Ein riesiger Erfolg! Auch der Landesvorsitz der Jungen Liberalen fiel Körber geradezu in den Schoß. "René Wendland hat mich gefragt, ob ich seine Nachfolge antreten wolle. Als ich zugestimmt habe, gab es nicht einmal einen Gegenkandidaten."
Er liebäugelte damals mit einer Karriere als "Berufspolitiker". Andererseits wollte er sich seine Unabhängigkeit bewahren. Deshalb arbeitete er weiterhin freiberuflich als Architekt. Er engagierte sich aber auch als Gesellschafter und Mitarbeiter in Architekturbüros und Immobilienfirmen. "Ich wollte einfach weiter in der Wirtschaft verwurzelt bleiben und den Bezug zur Berufspraxis nicht verlieren", findet Körber, Mitglied der Bayerischen Architektenkammer.
Das war gut so, denn der politische Absturz kam früher als erwartet. "Niemand konnte sich vorstellen, dass die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern und den Einzug in den Deutschen Bundestag verfehlen würde. "Schließlich wurde unsere Partei mit einem Ergebnis von fünf bis sechs Prozent gehandelt", so Körber. Er werde den Wahlabend nie vergessen. "Als ich nach Mitternacht noch einmal Nachrichten angeschaut habe, ehe ich ins Bett ging, standen wir wieder bei 5,0 Prozent. Das hätte gereicht. Hätte.