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Poesie und Musik in Vollendung


Autor: Günther Geiling

Ebelsbach, Montag, 14. August 2017

Die evangelische Gemeinde Gleisenau hatte in die Schlosskapelle eingeladen. Dort brachte mit Anne Kox- Schindelin eine Meisterin die Harfe zum Klingen, Richard Riess öffnete mit einprägsamen Bildern und Worten Gedankenpfade.
Anne Kox-Schindelin spielte virtuos auf ihrer Harfe und zeigte sich als Meisterin ihres Instruments.


"Es ist nicht erforderlich, Musik zu verstehen. Man braucht sie nur zu genießen." So war es bei dem Abend der evangelischen Kirchengemeinde Gleisenau unter dem Motto "Harfe, Poesie, Kerzenschein und Wein": Die alte Kapelle des ehemaligen Rotenhan'schen Schlosses in Ebelsbach war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Besucher erlebten Eindrucksvolles.
Pfarrer Volkmar Gregori freute sich über den guten Besuch. Der Abend war einer von 41 Gottesdiensten, Veranstaltungen und Projekten der Kirchengemeinde zum Reformationsjubiläum.
"Harfe und Poesie repräsentieren heute Abend Musik und Wort. Musik und Wort aber sind Kennzeichen und Markenzeichen des Luthertums in der Welt", betonte Gregori. Dank Luther habe man in Deutschland die reichste Musikkultur der Welt. Der Kirchenmann hielt sie für ein Geschenk Gottes, sie mache fröhliche Herzen, verjage den Teufel, bereite unschuldige Freude und herrsche in Friedenszeiten.
Gregori berichtete von der Aufführung "Luther - Rebell seiner Zeit" auf der Naturbühne Trebgast. Ihn habe die Szene sehr bewegt, als die einfachen Leute zum ersten Mal das Neue Testament in ihrer Muttersprache in Händen hielten und mit welcher Begeisterung und Dankbarkeit Junge und Alte miteinander darin lasen.
Die Schlosskapelle von Ebelsbach entstand 1580 und ist sonst verschlossen. Vor dem schönen Altar versetzten Anne Kox-Schindelin auf ihrer Harfe und Prof. Dr. Riess mit poetischen Beiträgen die Besucher in eine andere Welt. Harfenistin Kox-Schindelin legte ihre Hände auf die Seiten der Harfe, elegant und äußerst professionell. Die Musiklehrerin ist eine Meisterin auf diesem Instrument. Als Tochter einer Sängern hat sie schon mit fünf Jahren ihre Ausbildung begonnen und ist über Blockflöte und Klavier mit elf Jahren zur Harfe gekommen - bis heute ihr Lieblingsinstrument. Die Musikerin präsentierte die Vielfalt der Harfe auf ihren 47 Saiten. Den Jüngeren gefiel besonders der Ohrwurm, die Kult-Melodie aus "Drei Nüsse für Aschenbrödel". "Poesie" stellte zwischen die Musikstücke Richard Riess, Theologe und Psychologe. Aus Schweinfurt stammend ist ihm Ebelsbach schon allein durch die Brauerei Krug ein Begriff, ebenso wie "von Rotenhan". In Meditationen ging er auf den Menschen und seine Sinnesorgane ein. "Der Kopf ist ein Wunder in sich, ein Kunstwerk aus Milliarden von Zellen, und ein Fenster zur Welt." Die Augen erblickten erst spät das Licht der Welt. Noch später, wenn sich die Augen schließen, sehe man das, "was nur dir allein gehört". Auch die Tiere hätten ihre Bedeutung. "Vögel können so etwas sein wie kleine Engel, und Schmetterlinge sind ein Lehrstück vom Sich-Verbergen, über das Enthüllen bis zur Entfaltung im Leben. Sie sind Meister der Wandlung zwischen dem Diesseits und dem Jenseits." In Mexico bezeichne man sie sogar als die "Seelen der Verstorbenen". Beim "Traum" sprächen die Portugiesen von einer "Reise" ins Überall und Nirgendwo. Später kamen die Besucher im fackelbeleuchteten Schlossgarten schnell ins Gespräch. Der Eindruck war gar nicht so fern, dass das alte Märchenschloss in einen Dornröschenschlaf versunken ist. Das "Kommando-Luther-Team" mit Gisela Hümmer, Beate Höpfner, Sigrid Rippstein und Thomas Studtrucker kredenzte Wein und "Reformationsbier" aus der alten Getreidesorte Emmer. gg