Druckartikel: Plattform für Nachbarschaftshilfe

Plattform für Nachbarschaftshilfe


Autor: Klaus Klaschka

Stadtsteinach, Freitag, 10. Sept. 2021

"Für manche Dinge braucht es halt mehr als nur einen Anlauf", meint Jonas Gleich. Der Zweite Bürgermeister regt an, im Stadtsteinacher Rathaus eine Plattform einzurichten, in die sich Leute eintragen ...
Jonas Gleich möchte, dass im Stadtsteinacher Rathaus eine Datenbank für gegenseitige Nachbarschaftshilfe eingerichtet wird.


"Für manche Dinge braucht es halt mehr als nur einen Anlauf", meint Jonas Gleich. Der Zweite Bürgermeister regt an, im Stadtsteinacher Rathaus eine Plattform einzurichten, in die sich Leute eintragen lassen können, die bereit sind, Nachbarschaftshilfe anzubieten. Gelegentlich und unentgeltlich, einseitig oder auf Gegenseitigkeit. Wir haben mit Gleich über seine Idee gesprochen.

Gab es ein solches Angebot nicht schon im ersten Lockdown der Corona-Krise?

Jonas Gleich: Ja, und es wurde ziemlich spärlich angenommen. Daraus sollte man aber nicht schließen, dass es nicht notwendig ist. Ich höre immer wieder von Älteren, dass sie für dieses oder jenes ab und zu Hilfen bräuchten; und ich treffe Jüngere, die dazu bereit wären, diese Hilfe zu leisten. Die ersten Pandemie-Beschränkungen waren eine Ausnahmesituation, in der man erst einmal damit beschäftigt war, sich möglichst umfangreich einzuschränken. Alles andere blieb außen vor.

Jetzt also ein weiterer Anlauf?

Dass unsere Gesellschaft immer älter wird, ist nichts Neues. Der Anteil der Senioren über 67 Jahren lag 2000 bei 13 Prozent, 2020 bereits bei 19 Prozent; die Prognosen des Statistischen Bundesamts rechnen für 2060 mit rund 30 Prozent Älteren. Laut Bayerischem Landesamt für Statistik lebten 2017 in etwa so viele Personen über 65 in unserer Stadt wie Personen unter 25 Jahren; mit steigender Tendenz. Älter werden bedeutet nicht krank oder gar bettlägerig zu sein, man wird aber in manchen Dingen eingeschränkter. Da, und nur da, soll mein Vorschlag greifen: Mal etwas Kleines besorgen oder mal eine Schraube oben an der Hutablage festziehen. Es gibt noch Hemmschwellen, um solche Kleinigkeiten zu bitten.

Ist es die Aufgabe des Rathauses, so etwas zu organisieren?

Wenn nicht die Bürgerverwaltung, wer dann? Unsere an Personal knappen Sozialdienste haben genügend anderes zu tun, und wegen einer Kleinigkeit wird man schwerlich einen Handwerker bekommen. Selbst die Mehrgenerationenfamilien haben sich geändert: Wenn beide Elternteile arbeiten und auch noch Kinder haben, will sich die Oma nicht auch noch mit einem Anliegen melden. Da dreht sich der Spieß sogar um: Wer im Alter fit ist und nicht ständig auf Weltreise gehen will, kann sich Jüngeren anbieten; beispielsweise Nachhilfe geben, gelegentlich babysitten oder die Katzen während des Urlaubs füttern. Wir wollen doch eine Gemeinschaft sein und nicht nur als Individuen nebeneinander her existieren.

Um wie viel Personal muss die Stadtverwaltung deshalb aufgestockt werden?

Gar nicht. Die Datenbank muss nur einmal eingerichtet werden und der Ansturm wird sich sicher in Grenzen halten.

Die Fragen stellte unser Mitarbeiter Klaus Klaschka.