Plastiktüten im Biomüll nerven
Autor: Katja Müller
Haßfurt, Montag, 10. April 2017
Um ihre Bürger zu mehr Umweltbewusstsein zu "erziehen", lassen manche Kommunen die Biotonnen kontrollieren. Im Kreis Haßberge ist das Zukunftsmusik. Es gäbe Bedarf, denn Störstoffe beeinträchtigen die Kompostierung.
"Die Plastiktüten machen uns das Leben schwer. Sie und andere Störstoffe müssen mühselig von Hand aussortiert werden. Das kostet uns Zeit und Geld", sagt Manfred Eichhorn. Er leitet zusammen mit seinem Bruder Herbert Eichhorn und Karl Oskar Merkel das Kompost- und Erdenwerk Haßberge im Wald zwischen Hainert und Mariaburghausen bei Haßfurt.
Störstoffe - das sind nicht nur Plastiktüten, sondern auch Besteck, Schuhe, Glas oder Steine. Allesamt Dinge, die in der hier entstehenden Komposterde, die die Landwirte später als Naturdünger nutzen, nichts verloren haben. Doch der Weg vom Biomüll, der über die braunen Abfalltonnen bei den Bürgern eingesammelt wird, zum Naturdünger dauert mit drei Monaten nicht nur lange, er ist auch gespickt von Unrat.
Die Verantwortung dafür trägt nach Manfred Eichhorns Einschätzung eine kleine Minderheit von Landkreisbürgern, "die ihren Restmüll einfach in der braunen Tonne entsorgen". Fünf Prozent seien das etwa. "Aber der Großteil macht seine Sache gut, ein paar andere nehmen es mit der Mülltrennung nicht so eng", führt er aus und pickt mit spitzen Fingern eine Mülltüte aus dem organischen Müll, der sich in großen Haufen auf dem Firmengelände türmt.
Etwa 7500 Tonnen Biomüll produzieren die Landkreisbürger pro Jahr. Am Ende bleiben davon etwa 3500 Tonnen Komposterde übrig. Auch Grünschnitt aus dem Landkreis landet im Kompost- und Erdenwerk, derzeit etwa 9000 Kubikmeter. "Wegen der neuen Verordnung, die das Verbrennen der heimischen Gartenabfälle verbietet, rechnen wir mit einer deutlichen Steigerung", ergänzt Manfred Eichhorn.
Aber was gehört nun in die Biotonne? "Speiseabfälle in die Biotonne. Salat, Gemüse oder Grünschnitt auf den Kompost", bringt es Wilfried Neubauer, der Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebes des Landkreises, auf den Punkt. Seiner Information nach besitzen 85 Prozent der Haushalte im Landkreis Haßberge eine Biotonne.
Deren Nutzung ist aus mehreren Gründen sinnvoll: Zum einen sind rund 50 Prozent des Haushalts Biomüll. Zum anderen ist der Bezug der Biotonne ohnehin in die Hausmüllgebühr eingerechnet. Der Bürger zahlt also sowieso und hat damit weder einen finanziellen Vor- noch einen Nachteil bei der Nutzung.
Auch Neubauer hält die Plastiktüten, die sich regelmäßig in der Biotonne finden, für das größte Problem. "Statt mit Plastik sollten die Biotonnen mit Zeitungspapier ausgekleidet werden. Für die Entsorgung des Mülls gibt es auch spezielle Papiertüten", wirbt er bei den Bürgern um Verständnis.
Doch obwohl der Störstoffgehalt des Biomülls im Landkreis Haßberge zwischen drei und fünf Prozent liegt, will Neubauer (noch) von regelmäßigen Kontrollen absehen. "Punktuelle Kontrollen gibt es, und wenn ein Müllwerker eine übervolle oder unsachgemäße Tonne sieht, fotografiert er sie und informiert uns", erklärt Neubauer.
Gelbe und rote Aufkleber
Andere Landkreise gehen einen Schritt weiter. Dort haben die Mitarbeiter der Entsorgungsunternehmen gelbe und rote Aufkleber im Wagen: Gelb steht für eine erstmalige Verwarnung. Bekommt die Tonne dagegen einen roten Aufkleber verpasst, bleibt die Biotonne ungeleert stehen, bis sie korrekt befüllt worden ist. Manfred Eichhorn und seine Mit-Geschäftsführer würden regelmäßige Kontrollen und den Einsatz solcher Aufkleber durch die Mitarbeiter der Müllabfuhr durchaus begrüßen. "Uns ist es sehr wichtig, dass unser Kompost von hoher Qualität ist. Dafür betreiben wir viel Aufwand", betont er. Das Kompost- und Erdenwerk Haßberge ist Mitglied der Gütegemeinschaft Kompost, die pro Jahr acht Proben für Qualitätskontrollen nimmt und diese in einem Fremdlabor untersuchen lässt. Um die hohen Standards einhalten zu können, musste das Kompost- und Erdenwerk Haßberge in den vergangenen Jahren sowohl den Arbeitseinsatz der sechs Mitarbeiter erhöhen sowie den maschinentechnischen Aufwand steigern. "Früher haben wir durch ein 18er Sieb gesiebt, heute verwenden wir ein Zwölfer", erklärt Eichhorn. Doch damit nicht genug. Die Störstoffe, die der Windsichter (der "saugt" die Plastiktüten auf) und die Sternsiebanlage nicht zu fassen bekommen, sortieren Mitarbeiter per Hand aus - manchmal bis zu elf Stunden pro Tag.