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Plastikdeckel gegen Kinderlähmung


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, Donnerstag, 02. März 2017

Im ganzen Landkreis hat Hendrik Seegebarth Behälter aufgestellt, um Plastikverschlüsse von Flaschen zu sammeln und so Kindern in Krisengebieten Impfungen zu ermöglichen. Allerdings werfen manche Leute anderen Abfall in die Behälter - der Wiederverwerter beschwert sich.
Hendrik Seegebarth (rechts) holte Ende vergangenen Jahres in der Schule Münchaurach die Deckelspende der Schüler ab.  Foto: Richard Sänger


Waltraud enkert

Erlangen-Höchstadt — Dass er inzwischen den Spitznamen "Deckelmoo" hat, stört Hendrik Seegebarth aus Herzogenaurach nicht. "Wenn's der Sache dient", sagt er, soll's ihm Recht sein. Die Sache, das ist sein Engagement für Kinder in Krisengebieten. Durch seinen Einsatz können sie gegen die Infektionskrankheit Polio (Kinderlähmung) geimpft werden. Die Krankheit kann Hirnhautentzündungen und Lähmungen hervorrufen. Bei uns in Deutschland ist Kinderlähmung so gut wie ausgerottet.
Wie das geht, erläutert Seegebarth gerne immer wieder. Er - und inzwischen viele begeisterte Anhänger, allen voran Kinder - sammeln die Plastikdeckel von Flaschen. Sie werden der Wiederverwertung zugeführt. Dafür gibt es ein kleines Entgelt. Groß genug, um für 500 Plastikdeckel eine Schluckimpfung zu ermöglichen. Microsoft-Gründer Bill Gates legt das Geld für noch zweimal 500 Deckel obendrauf. Somit können drei Kinder in Afrika, Äthiopien, Syrien und anderen Krisengebieten geimpft werden.
1,5 Millionen Deckel haben Seegebarth und seine Unterstützer schon gesammelt. "Das sind 9000 Schluckimpfungen", berichtet er stolz. Natürlich zählt sie niemand, sie werden gewogen. 500 Deckel, das sind ein Kilogramm wiederverwertbarer Kunststoff.
Soweit ist alles gut für Seegebarth. Aber er hat ein Anliegen: In letzter Zeit gab es Beschwerden vom Wiederverwerter. Der Grund: Zu viel Müll war in den Sammelbehältern, die in Supermärkten, in Schulen und in Kitas aufgestellt sind. "Besonders in den Supermärkten werfen die Leute auch ihren Plastikabfall rein", klagt Seegebarth. "Manche entsorgen darin sogar ihre Kronenkorken." Er appelliert, doch sorgfältig zu trennen. Sonst ist die Aktion zwar gut gemeint, bleibt aber erfolglos. "Denn wenn das noch jemand aussortieren muss, bleibt unterm Strich nichts übrig."
Noch was will Seegebarth klarstellen. In Discountern sei er schon angesprochen worden: "Dann krieg' ich doch kein Pfand mehr." "Das ist falsch. Natürlich bekommen die Leute Pfand, auch wenn der Plastikdeckel fehlt", betont der Senior aus Herzogenaurach. 45 Sammelstellen hat er eingerichtet: in Herzogenaurach, Emskirchen, Höchstadt und Adelsdorf, nur um einige zu nennen. Denn es werden ständig mehr.