Zum Auftakt der Europäischen Woche der Abfallvermeidung appellierte Umweltminister Thorsten Glauber, das Zeitalter der Wegwerfgesellschaft zu beenden. Fast zeitgleich sammelte Gunter Brokt jede Menge Plastikmüll.
Ekkehard Roepert Kreis Forchheim — Die Forchheimer nennen ihn Trubbach-See. Es ist jene Stelle, an der die Trubbach in den Kanal mündet. Das Ufer der Mündung hat Gunter Brokt vor einigen Tagen "übersät mit Tüten" vorgefunden. Innerhalb einer halben Stunde hat er dann einen Sack, prall gefüllt mit Plastikmüll, aufgesammelt.
"Wir sitzen vor dem Fernseher und schauen uns die Bilder von der Verschmutzung der Meere an", sagt der ehrenamtliche Naturschutzwächter. "Dabei vergessen offenbar viele: Das Meer ist nicht so weit weg."
Gefährliche Mikroteile
Womit Brokt sagen will: Die Verschmutzung der Meere beginnt damit, dass haufenweise Billigbrötchen-Tüten am Trubbach-See weggeworfen und von dort ins Wasser geweht werden. Oder dass die Felder im Landkreis Forchheim mit Plastik nur so gespickt sind. Fetzen lösen sich von den Folien der Spargelbauern, verrotten und schwemmen ihre Giftstoffe in den Boden und ins Wasser. "Der Kunststoff zerbröselt in Mikroteile und endet im Blut der Fische", erläutert Gunter Brokt.
Er habe nichts gegen die ordentlich aufgerollten Folien, die auf den Feldern gelagert würden. Aber überall im Landkreis sei auch Folienmüll in der Landschaft zu finden. "Tausende Fetzen von Spargel- oder auch Baumschutzfolien. Insgesamt sind das Tonnen illegal abgelagert Müll."
Schluss mit wegwerfen!?
In einem Aufruf zum Start der Europäischen Woche der Abfallvermeidung (sie läuft noch bis zum 25. November) hat der FW-Umweltminister Thorsten Glauber (aus Pinzberg) erst am Montag gefordert, "unnötigen Plastikmüll und die Verschmutzung der Natur zu vermeiden". Der zunehmende Plastikmüll werde gerade in den Städten "zu einer wachsenden Herausforderung", sagte der Umweltminister: "Das Zeitalter der Wegwerfgesellschaft muss beendet werden. Jedes weitere Plastikteilchen in der Umwelt ist eines zu viel." Befreit werden von den Plastikbergen könnten die Weltmeere, Binnengewässer und Landschaften nur durch eine gemeinsame Leistung, ist Thorsten Glauber überzeugt. "Jeder kann selbst etwas gegen Konsummüll tun. Dafür wollen wir die Bevölkerung sensibilisieren."
Der neue bayerische Umweltminister setzt auf Aufklärung und Beratung, doch Gunter Brokt vermisst etwas: Am Ufer der Trubbach-Mündung träfen sich die Menschen, um zu feiern, wie die vielen Tüten und leeren Schnapsflaschen verrieten. Nur regelmäßige Kontrollen könnten etwas am Wegwerfverhalten der Menschen ändern.
Er könne nicht nachvollziehen, sagt Gunter Brokt, weshalb das Umweltschutzamt der "Plastikvermüllung" an der Trubbach oder auf den Feldern im Stadtsüden entlang des Kanals keinen Einhalt gebietet. Vor drei Jahren habe er den Unrat erstmals beobachtet, erinnert sich Gunter Brokt. "Ich habe Meldungen an das Landratsamt geschrieben." Aber die seien folgenlos geblieben. "Es tut sich nichts. Ich schreibe keine Meldungen mehr."