Druckartikel: Pianist Minsoo Hong verzaubert Publikum

Pianist Minsoo Hong verzaubert Publikum


Autor: Horst Wunner

Bayreuth, Freitag, 08. Februar 2019

Man kommt in eine andere Welt, wenn man das Haus Steingräber betritt. Das traumhafte Ambiente im Rokokosaal bildete genau den richtigen Rahmen für einen fulminanten Klavierabend, der Maßstäbe setzte u...
Minsoo Hong Foto: Horst Wunner


Man kommt in eine andere Welt, wenn man das Haus Steingräber betritt. Das traumhafte Ambiente im Rokokosaal bildete genau den richtigen Rahmen für einen fulminanten Klavierabend, der Maßstäbe setzte und virtuose Großartigkeit an den schwarzen und weißen Tasten offenbarte.

Der Koreaner Minsoo Hong servierte den Besuchern 90 Minuten erlesene Kost. Der mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnete Pianist hatte Joseph Haydn, Robert Schumann und Franz Liszt im Programm und reihte das im Temporausch, in verhaltener Pose oder in einem alles mitreißenden Inferno aneinander.

Schon nach den einzelnen Stücken musste der 25-Jährige gleich mehrere Male vor das euphorisierte Publikum treten, der Schlussapplaus steigerte sich ins beinahe Unermessliche. Solche Attribute sind erlaubt, denn Minsoo Hong beherrschte den Liszt-Flügel par excellence, wusste in allen Spielarten zu brillieren. Man konnte mitfühlen, mitleiden und sich dem Zauber seiner Virtuosität hingeben.

Fingerschnelle Läufe, tänzerische Klaviatur-Feinheiten und glockenreiches Jubilieren machten das Zuhören zum Erlebnis. Wenn im "Kreisleriana op. 16" von Robert Schumann die Tonströme ungebremst in den Saal katapultiert wurden, explosive Wucht fast den Atem nahm und dann wieder eine unfassbare Zartheit Gestalt annahm, charakterisierte das treffend das imponierende Einfühlungsvermögen des Pianisten.

Kolibrihafte Flügelschläge wie von Zauberhand, berührend schön in ihrer Vielfalt in "Die Vogelpredigt des heiligen Franz von Assissi", und sakrale Tiefe und Akkorde wie Donnerschläge bei "Der heilige Franz von Paola über die Wogen schreitend". In diesen beiden Liszt-Kompositionen erwies sich Minsoo Hong als perfekter Kenner und Interpret im Genre. Und dann noch Liszts "Dante Fantasie": nahtlose Übergänge, auf riesigen Tonschwingen getragen ins Sphärische. Ein furioses Finale, das stakkatoartig und mit gleichermaßen sensibler Innerlichkeit gepaart war.

Eingebunden in Licht und Leichtigkeit. Das Publikum verharrte keine Sekunde nach dem letzten Ton, sofort brandete Beifall auf. Noch ein Tipp: Wer den Rokokosaal nicht kennt, sollte das nachholen. Und vielleicht mit einem der zahlreichen hochkarätigen Konzerte bei Steingräber verbinden. hw