Physiotherapeuten klagen über wenig Gehalt und viel Bürokratie im Beruf
Autor: Gerda Völk
Bad Staffelstein, Sonntag, 30. Oktober 2016
Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, Maria Michalk, hat vom Einigungsvertrag an über viele Etappen hinweg das Gesundheitswe...
           
Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, Maria Michalk, hat vom Einigungsvertrag an über viele Etappen hinweg das Gesundheitswesen mitgestaltet. Aktuell findet die erste Lesung des Gesetzes zur Heil- und Hilfsmittelversorgung statt. Ein großes Thema der medizinischen Diskussionsrunde, zu der die heimische CSU-Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner eingeladen hatte. Ort der Diskussionsrunde mit Fachleuten und Physiotherapeuten war das Theramed, Zentrum für Therapie und Gesundheit, in Bad Staffelstein. 
Der im Juni 2016 auf dem Weg gebrachte Referentenentwurf zum Heil- und Hilfsmittelversorungsstärkungsgesetz (HHVG) sieht ein Modellvorhaben zur Erprobung der Blankoverordnung für Heilmittel vor. Nach einer Verordnung durch den Arzt entscheidet der Physiotherapeut, welche Leistung für die jeweilige Krankheit angebracht ist. Als große Baustelle nannte Michalk die Vergütung der Leistungen durch Physiotherapeuten. 
Schon jetzt befürchten die Krankenkassen eine Erhöhung der Kosten im niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. 
Des Weiteren sieht der Gesetzentwurf eine 60 Stunden dauernde Heilpraktiker-Ausbildung für Physiotherapeuten vor, sowie die Einrichtung einer Schiedsstelle, die im Konfliktfällen vermitteln soll. 
Wie sehr den Physiotherapeuten das Thema Vergütung auf den Nägeln brennt, machte Marcus Troidl, Vorsitzender des Berufs- und Wirtschaftsverbands der Selbständigen in der Physiotherapie, Landesverband Bayern, deutlich. Nach seinen Angaben verdient ein Berufsanfänger zwischen 1600 und 1700 Euro im Monat. Danach schließt sich eine langjährige Fortbildung an, die hauptsächlich im Urlaub sowie an den Wochenenden und auf eigene Kosten (rund 24 000 Euro) erfolgt. Selbst nach einer zehnjährigen Berufstätigkeit liegt das Gehalt eines Physiotherapeuten gerade einmal bei 2000 bis 2200 Euro im Monat. 
"Wir geben auch noch viel Geld aus, um unseren Beruf ausüben zu dürfen", erklärte Theramed-Geschäftsleiter Michael Klob. Laut Kolb bilden 93 Prozent der Therapie-Fachschulen nur gegen Bezahlung aus. Gerade einmal sieben Prozent der Fachschulen verlangen kein Schulgeld. Hinzukommen weitere unvergütete Kosten, wie beispielsweise die verlängerte Aufbewahrungsfrist von Patientendaten, die Einführung eines vertraglich festgelegten Qualitätsmanagementsystems, die Fortbildungspflicht und die elektronische Abrechnung. Falls die Vergütungssituation so bleibt, werde es zu einer Unterversorgung der Patienten kommen, befürchtete eine Teilnehmerin der Diskussionsrunde. Theramed Geschäftsleiter Michael Klob könnte sich gut ein System wie in der Schweiz vorstellen. Dort wird vom Arzt das zu erreichende Ziel vorgegeben, nicht aber die Art und Weise, wie es geschehen soll. 
Dies liegt in der Verantwortung des jeweiligen Physiotherapeuten. Noch können Änderung im Gesetzentwurf eingebracht werden. Einige Vorschläge von der Basis nahmen die heimische Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner und Maria Michalk mit nach Berlin. Darunter auch das Formular aus der Schweiz. Das Gesetz soll voraussichtlich im Februar 2017 beschlossen werden.
 Im Anschluss an den Besuch bei Theramed stand ein Besuch der Wirth GmbH in Lichtenfels an. Nach einer Führung von Viola und Karlheinz Wirth durch die Geschäftsräume schloss sich ein Gespräch an, in dem es um das "Gesetz zur Stärkung der Heil- und Hilfsmittelverordnung" ging, dessen Entwurf das Bundeskabinett am 31. August beschlossen hat. Bei Ausschreibungen zur Hilfsmittelversorgung sollen künftig nicht nur Preis oder Kosten maßgeblich sein, sondern auch Kriterien wie beispielsweise Qualitätsaspekte Berücksichtigung finden.  gvö