Druckartikel: "Pflegeflex" soll die Angehörigen in Notfällen entlasten

"Pflegeflex" soll die Angehörigen in Notfällen entlasten


Autor: Veronika Schadeck

Kronach, Montag, 15. Februar 2016

Veronika Schadeck Seit Mitte 2015 ist "Pflegeflex" beim BRK-Kreisverband Kronach ein Thema. Das Konzept soll eine Versorgungslücke, die bei Vollauslastung d...


Veronika Schadeck

Seit Mitte 2015 ist "Pflegeflex" beim BRK-Kreisverband Kronach ein Thema. Das Konzept soll eine Versorgungslücke, die bei Vollauslastung der Heimplätze in der Region bei akut auftretenden Fällen auftreten können, schließen.
Worum geht es? Beispielsweise wird ein pflegebedürftiger Vater von seiner Ehefrau betreut und gepflegt. Die Tochter ist berufstätig und wohnt nicht bei ihren Eltern. Plötzlich kommt der Anruf, die Mutter ist gestürzt und musste notfallmäßig in die Klinik eingeliefert werden. Nun soll das Bestmögliche für die Eltern erreicht werden. Oder ein anderer Fall: Ein lückenloser Übergang nach einem Krankenhausaufenthalt in eine Reha ist nicht organisierbar und die häusliche Pflege auf die Schnelle nicht möglich. Auch hier greift das Modell "Pflegeflex".
Wie umfangreich das Thema ist, wurde am Montagnachmittag bei einem Pressegespräch im Tagescafé des BRK-Seniorenhauses an den Ausführungen von Professor Jürgen Zerth von der Wilhelm-Löhe-Hochschule Fürth deutlich. Diese Bildungseinrichtung begleitet für zwei Jahre "Pflegeflex" wissenschaftlich. Unter anderem geht es darum, zu erkunden, wer Kurzzeitpflegepatienten sind, ob der Bedarf nach solchen Heimplätzen mehr an Bedeutung gewinnen wird. Es geht um die Frage, wie Kronach im Vergleich zu Oberfranken beziehungsweise Bayern aufgestellt ist.
Für Jürgen Zerth steht fest, dass im Landkreis Kronach die Bevölkerung stärker als in anderen Teilen des Freistaates altern wird. Deshalb soll auch erkundet werden, inwieweit die Belastungssituationen für die pflegenden Angehörigen, die immerhin ein Durchschnittsalter von 58 Jahren aufweisen, zu bewerkstelligen sind. Und letztendlich geht es um die Frage, ob "Pflegeflex" auf andere Regionen übertragbar ist.


Fünf Plätze in Kronach

Fünf "Pflegeflex"-Plätze wurden nun zu den vorhandenen 155 Heimplätzen im BRK-Seniorenhaus in Kronach geschaffen. Diese sind nicht gleichzusetzen mit den üblichen Kurzzeitpflegeplätzen. Bei diesen Betten ist kein Belegungszwang - die Heime sind wegen der Wirtschaftlichkeit dazu angehalten - vorhanden. Die Betten stehen für Notfälle zur Verfügung. Somit kann die Heimleitung schnell und flexibel auf Notfälle reagieren.
Wie der Heimleiter Harald Schuberth betonte, sei schon jetzt sei erkennbar, dass man mit "Pflegeflex" auf den richtigen Weg sei. "Man schafft mehr Flexibilität bei Notfällen!" Maximal 28 Tage sollte diese Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden, bis dahin sollten die Familien Lösungen für die Versorgung ihres Angehörigen gefunden haben.
Wie Zerth aus Erfahrung berichten konnte, erfolgen Übergänge in Pflegeheime erst in einem späten Stadium der Pflegebedürftigkeit. Die Angehörigen pflegen ihre Familienmitglieder meist solange wie möglich zu Hause. Die Folge ist, dass Pflegeheimplätze verstärkt akut und kurzfristig durch Angehörige oder Krankenhäuser angefragt werden. "Pflegeflex ist somit eine Entlastung für Pflegende!"


Kaum bürokratische Hürden

Harald Schubert ging auch auf die Finanzierung von "Pflegeflex" ein. Für Patienten, die bereits Pflegegeld enthalten, stehen pro Jahr 1612 Euro für Kurzzeitpflege zur Verfügung. Für die Angehörigen sei somit der Übergang zu "Pflegeflex" kaum mit bürokratischen Hürden verbunden. Anders sei es bei Notfällen, wenn die Betroffenen davor keine Leistungen in Anspruch nehmen kommen, hier müssen sich die Angehörigen mit der Bürokratie befassen.
"Ich bin dankbar für Euren Impuls, den ihr gegeben habt", lobte MdL Jürgen Baumgärtner (CSU) den BRK-Kreisverband. "Pflegeflex" sei nicht nur ein Projekt für die Familien, sondern auch für Unternehmen. Es sei wichtig, dass ihnen die Fachkräfte erhalten bleiben.
Der Direktor der AOK Coburg, Kronach, Lichtenfels, Christian Grebner, wies darauf hin, dass "Pflegeflex" nicht bei Urlaub der pflegenden Angehörigen, sondern nur bei Notfällen in Anspruch genommen werden sollte.
Der Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes, Roland Beierwaltes, berichtete zudem, dass man in Erwägung ziehe, 2017 auch im BRK-Seniorenhaus in Ludwigsstadt "Pflegeflex" zu etablieren.