Peppig, frech, harmonisch
Autor: Birgit Kunig
Lichtenfels, Montag, 24. April 2017
Beim Konzert in der alten Synagoge in Lichtenfels begeisterte das Trio "Alligators of Swing" die Zuhörer mit Jazz und Blues Schwing-Liedern an Klavier, Kontrabass und Saxophon.
Was soll man über Musik berichten, ohne abgedroschene Phrasen zu verwenden, wenn es sich um Spitzenkünstler mit Weltniveau handelt - über die stets nur das Beste geschrieben wurde.
Vom Allerfeinsten ist ihre Musik, und das ist keine Übertreibung. Sie spielen nicht nur Songs nach, sondern leben und interpretieren sie völlig neu - peppig und rotzig-frech ihre Eigenkompositionen. Unter die alten Blues, Swing und Boogiesongs gemischt, ergibt das eine einzigartige Synthese.
Die Rede ist von den "Alligators of Swing", einem Trio aus Ansbach, Nürnberg und Fürth, bestehend aus Christian Jung am Klavier, Dieter Schreiber am Kontrabass und Stefan Scholz am Saxophon.
Völlig "unprätentiös" und ohne Allüren kommen sie in die alte Synagoge nach Lichtenfels. Ihr jazziger Mix von Blues, Swing und Boogie ist von hohem "Wert". Selbstgefällige Charmeure: Fehlanzeige. Aber trotzdem Charme-Offensive pur. Denn die kumpelhaften, sehr viril auftretenden Musiker, die trotz gesetzten Alters äußerst lässig wirken, sind unheimlich sympathisch.
Auch ein Ehepaar aus dem Umland, welches musiziert und in zahlreichen Musik-Projekten mitwirkt, ist voll des Lobes: "Das sind absolute Ausnahmekünstler und Spitzenklasse, was die da bieten. Harmonisch, grandios und das auch noch ohne Noten."
An dem Abend wird mit Lob nicht gegeizt. Die Leute geben Sonderapplaus, auch während der Lieder, immer dann, wenn einer der drei Alligatoren auf seinem Instrument mit einem Solo brilliert - wenn "der Mann am Klavier" seine Tastatur groovt, der Bassist auf Teufel komm raus zupft und seinen Kontrabass dabei dreht oder Scholz sein Saxophon vibrieren lässt.
Die Stimmung ist ausgelassen
"Good Vibrations" könnte man es nennen, was die "Alligators of Swing" verbreiten. Die Zuschauer bedauern, dass es keine Tanzfläche gibt - die Füße und Köpfe wippen allerdings im Takt. Man spürt die Poesie, aber auch die Anarchie der Musik körperlich. "Was bewirkt das Lächeln einer Frau bei den Männern?", so stellt Scholz das erste Lied vor. Es heißt "Hey Girl", eine luftig-leichte, locker-flockige Eigenkomposition. Der virtuose Pianist Jung streichelt, klimpert und hämmert die gesamte Tastatur. Das Klavier mimt den Mann - sein Gegenpart, die Antwort "des Mädchens", ist das sanft säuselnde Saxophon.
Und das macht das Trio aus. Wenn sich das Timbre von Christian Jungs Stimme in harmonischer Verbindung mit dem Piano mit den gefühlvollen, erdigen Tonlagen von Scholz und dessen warmen Saxophon abwechseln und anschließend im Duett vereinen. Immer untermalt von Schreiber an seinem Kontrabass, äußerst kraftvoll und pfeffrig, der den anderen den Freiraum lässt, sich zu entfalten und ständig neu zu erfinden.
Den schnellen und "beschwingten" Swing "Scotching with the Soda" von Nat King Cole lassen die Künstler lasziv in der Wiederholung von "Scotchin'..scotchin', scotchin'" enden. Er begeistert ebenso wie der Blues "Early in the morning" von B.B.King.
Gefährlich und geheimnisvoll klingt der Gangsterblues "I took the front door in, but the back door out" von Eddie Cleanhead Vinson.
Völlig blank liegen die Nerven bei der Eigenkomposition "You set my soul on fire". Feurig, vollkommen in Aufruhr legt Jung ein Klaviersolo hin. Keiner kann sich der Faszination entziehen, wenn Jung, Jeanne Carrolls "The nectar from the cotton fields" über Schnaps, den die Sklaven brannten, interpretiert.