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Pauschalreise auf die Kanaren?


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, Dienstag, 29. Sept. 2020

Die Bundesregierung warnt vor Reisen auf die Kanarischen Inseln, aber der Reiseanbieter Tui möchte trotzdem wieder Urlauber auf die Inseln bringen. Damit will sich das Unternehmen nicht gegen die Regierung stellen.
Santa Cruz de Tenerife: Die Kanaren sind wegen steigender Infektionszahlen als Risikogebiet eingestuft. Foto: Andres Gutierrez, dpa


Trotz einer Reisewarnung der Bundesregierung will der weltgrößte Reiseanbieter Tui vom 3. Oktober an wieder Pauschalreisen auf die Kanaren anbieten. "Wir wollen dem Gast die Wahl geben, ob er die Reise antreten oder kostenlos stornieren oder umbuchen möchte", sagte Tui-Sprecher Aage Dünhaupt der Deutschen Presse-Agentur. "Wir machen es, weil es auch von den Kunden gewünscht wurde."

Seit der Reisewarnung für ganz Spanien hatte Tui die Flüge auf die Kanarischen Inseln stark reduziert, Pauschalreisen wurden abgesagt. Flüge waren über Tui weiterhin möglich, wie Dünhaupt sagte. Dass bald wieder Pauschalreisen möglich sind, liege auch an den anstehenden Schulferien. "Unser Ansatz war, eine Lösung für die Herbstferien zu schaffen, für die Gäste, die auch weiterhin auf die Kanaren möchten." Der Flugplan werde je nach Bedarf ausgebaut.

Der Tourismuskonzern sieht für umsichtige Urlauber, die trotz Reisewarnung auf die zu Spanien gehörende Inselgruppe im Atlantik fliegen, kein besonderes Risiko. "Alle Auswertungen und Zahlen zeigen, dass der Pauschalreisende, der sich an die Regeln hält, überhaupt nicht gefährdet ist", sagte Dünhaupt. Die Tui-Reisenden seien zudem versichert, falls Corona-Test, Quarantäne oder eine Corona-Behandlung nötig werden sollten. Der Deutschlandchef des Tourismuskonzerns, Marek Andryszak, erwartet, dass viele Kunden genau abwägen, ob sie in ein Risikogebiet reisen oder nicht. "Aber durch die Möglichkeit, sich testen zu lassen, glaube ich schon, dass viele Kunden ihren Urlaub trotz Reisewarnung antreten werden", sagte Andryszak den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Mit der Entscheidung stelle sich das Unternehmen nicht gegen die Bundesregierung. Diese weist Regionen, in denen ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem Virus besteht, als Risikogebiete aus. Reisende, die aus Risikogebieten zurückkehren, müssen sich 48 Stunden vor oder nach der Einreise auf Corona testen lassen und dann solange in Quarantäne bleiben, bis das Testergebnis da ist.

Die Reisewarnung ist kein Verbot, soll aber eine erhebliche abschreckende Wirkung für touristische Reisen haben. Den Urlauberinnen und Urlaubern ermöglicht sie, Buchungen kostenlos zu stornieren. Auf den Kanaren ist die Zahl der Corona-Infektionen im Vergleich zu anderen Regionen Spaniens relativ niedrig. Die Regionalregierung schaffte es im September, die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen zu halbieren. Als die Bundesregierung die Kanaren Anfang des Monats auf die schwarze Liste gesetzt hatte, lag diese Zahl noch bei 107. Vorige Woche wurde sie auf knapp über 50 gedrückt. Allerdings muss die Sieben-Tage-Inzidenz mehrere Tage lang unter 50 liegen, damit es eine Chance auf Aufhebung der Reisewarnung gibt. dpa