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Orgelgenuss und Böllerschuss


Autor: Michael Wunder

Nordhalben, Mittwoch, 07. Oktober 2020

In Nordhalben musste die Kirchweihjugend auf die übliche Gaudi wegen der Pandemie verzichten. Dafür waren in der Kirche ungewohnte Klänge zu hören.
Hits aus Film, Musical und mehr gab es in der Pfarrkirche St. Bartholomäus mit Marius Popp an der Rieger Orgel.  Fotos: Michael Wunder


Einen Tag nach dem 30. Tag der Deutschen Einheit feierte Nordhalben sein wichtigstes Gebäude. Man gedachte bei der Kirchweih des Einzugs von Jesus Christus in das Gotteshaus St. Bartholomäus. Pfarrer Richard Reis zollte der Kirchweihjugend, welche diesmal aufgrund der Pandemie nicht "volle Kanne" geben konnte, Respekt und Anerkennung. Heuer sei vieles anders als gedacht, gehofft und geplant gekommen.

Dem Hochamt am Sonntag war ein Orgelkonzert mit Marius Popp am Samstag vorausgegangen. Dabei überzeugte der Kronacher Dekanatskantor mit einem überaus abwechslungsreichen Programm. Unter dem Motto "Hits aus Film, Musical und mehr" hatte der Gastorganist keineswegs Alltägliches den namentlich angemeldeten Besuchern mitgebracht. Mit zwei zunächst klassischeren Orgelwerken aus den Federn von Clara Schumann und Fanny Hensel stimmte Popp auf die folgenden Arrangements ein. Selten gehörte Klänge folgten dann mit einer Walz aus "Masquerade" des russischen Komponisten Aram Chatschaturjan.

Ebenso ungewöhnlich für die Kirchenorgel, aber wegen seines Orgelintros fast allen Zuhörern bekannt, waren dann Auszüge aus dem Musical "Phantom der Oper" von Andrew Lloyd Webber. Popp verstand es, die Melodieverläufe, Begleitungen und Basslinien mit den ihm auf der im Jahr 2006 erbauten Nordhalbener Rieger-Orgel zur Verfügung stehenden Registern gekonnt in Szene zu setzen. "Money, Money, Money", "Voulez-Vous" und "Mamma Mia" des schwedischen Poppquartetts ABBA erklangen ebenso erfrischend wie bekannte Stücke aus den Musicals "West Side Story" (Leonard Bernstein) und "Mary Poppins" der Sherman-Brüder. Drei Themen aus den Soundtracks der James-Bond-Filme hatte Marius Popp selber für die Orgel arrangiert. Die eingängigen, teils von Chromatik geprägten Motive sowie die typischen Einwürfe der Bläsersätze lösten bei vielen im Publikum Kopfkino aus.

Als Abschluss und absoluten Höhepunkt des Orgelkonzerts brachte Popp eine Transkription von Maurice Ravels "Bolero". Mit Hilfe der durchwegs im Konzert eingesetzten komfortablen Setzeranlage der Nordhalbener Orgel konnte Popp die einem stetigen Crescendo folgenden sich wiederholenden Themenpassagen virtuos und rhythmussicher den Zuhörern präsentieren. Die Spannung stieg bis zum abrupten Fortissimo-Schluss dieser bekannten tänzerischen Tonschöpfung. Die anwesenden Nordhalbener und einige angereiste Gäste dankten dem Organisten mit lang anhaltendem Applaus.

Begonnen hat man bereits am Donnerstag im "kleinen Kreis der Kerwagesellschaft" mit dem Glockenläuten und Böllerschüssen durch die Soldaten- und Reservistenkameradschaft. Am Tag der Deutschen Einheit standen dann zwei Fußballspiele an. Als Ersatz für die abgesagten Kirchweihständla mit Rundgang durch die Gemeinde sowie dem Wirtshaussingen gab der Musikverein Sonntag ein einstündiges Standkonzert unter freien Himmel am Lindenplatz.

Auch beim Ausklang am Kirchweihmontag musste man ohne Musik und Umzug auskommen. Es fanden lediglich die Böllerschüsse, das Zeichen für das Endes des Festes, statt.

Geschenke für die Senioren

An den Festtagen war auch das Klöppelmuseum für Besucher geöffnet. Im Vorfeld verteilte die Gemeinde fraktionsübergreifende Kerwageschenke an die Bürger über 65 Jahre. Diese wurden auf Vorschlag von Gemeinderat Horst Wolf gen. Schmidt aus Mitteln der Aktion "Unser soziales Bayern - wir helfen zusammen", welche vom Sozialministerium für die Corona-Pandemie vorgesehen waren, finanziert. Die Gemeinde hatte dafür im April 2400 Euro erhalten und nunmehr als kleines "Dankeschön" an die älteren Bürger weitergegeben. Horst Schnura hatte für die "etwas andere Kerwa" mit einer weiteren Corona Tour 2.0 (Kerwa - Speschl-Edischn) wieder zum Denken und Rätseln angeregt.

Beim Kerwaabschluss vor dem Kriegerehrenmal überreichte die Kirchweihjugend 500 Euro aus einer Spendenaktion an die katholische Kirche, wofür sich Tanja Stumpf bedankte.