Oratorium wird zum Erlebnis
Autor: Evi Seeger
Schlüsselfeld, Montag, 06. Mai 2019
Der Schlüsselfelder Kirchenchor beeindruckt die Zuhörer mit dem zweiten und dritten Teil von Händels "Messiah".
Der Chor der Pfarrkirche Sankt Johannes Schlüsselfeld hat eine große Aufgabe mit Bravour bewältigt. Anlässlich seines 40-jährigen Bestehens hatte er sich ein Mammutprojekt vorgenommen: Georg Friedrich Händels "Messiah", eines der bekanntesten Werke geistlicher Musik - und das in der Originalsprache Englisch.
Das intensive Einstudieren unter Chorleiter Martin Popp aus Würzburg hat sich gelohnt. Popp brachte den Amateur-Chor zur Höchstleistung. Im Januar 2018 wurde bereits der erste Teil des Oratoriums aufgeführt. Jetzt konnten die Besucher in der Pfarrkirche Teil zwei - "Passion und Auferstehung"- und den dritten Teil "Erlösung" erleben.
"Erleben" bringt das Konzert tatsächlich auf den Punkt. Ganz abgesehen von den tiefgehenden Aussagen der biblischen Texte war das Werk des Barockkomponisten ein musikalischer Hochgenuss. Ihre Begeisterung brachten die Zuhörer am Ende durch stehende Ovationen zum Ausdruck. Um Händels populärstes Werk eindrucksvoll umzusetzen, hatte der Dirigent die rund 20 Schlüsselfelder Chormitglieder mit einem kleinen Kreis gesanglich ausgebildeter Solisten und Instrumentalisten vereint.
"Hallelujah" als Höhepunkt
Nach der ergreifenden Schwere der Leidensgeschichte folgte ein erster Höhepunkt, der den Zuhörer musikalisch die Freude der Himmelfahrt miterleben lässt. Das Motiv "Who is this King of Glory" zieht sich immer wieder durch den Chorsatz und prägt sich unvergesslich ein. Für die Zuhörer der absolute Höhepunkt war der Schlusschor des zweiten Teils: das berühmte "Hallelujah", das die Heilsgeschichte in sich zusammenfasst und die Vollendung der Gottesherrschaft (im dritten Teil) bereits erahnen lässt. Am Ende entließen die Zuhörer die Musiker nicht ohne eine nochmalige Zugabe des strahlenden "Hallelujah". Wenngleich der gigantische Schlusschor des dritten Teils, "Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist", manchen Zuhörer noch stärker beeindruckte.
Der unter der Trägerschaft der Pfarrei stehende Chor studiert in der Regel ein großes Konzert pro Jahr ein. Daneben gebe es Auftritte an kirchlichen Festtagen, berichtet Sprecher Karl Pröls, der dem Chor seit 39 Jahren seine Stimme leiht. "Vom modernen Liedgut bis hin zu den alten Meistern singen wir alles", sagt er.
Angefangen hat alles im Jahr 1979. Der damalige Pfarrer Konrad Seeberger war nicht nur Gründer des Kirchenchors, sondern auch dessen erster Chorleiter. Am Klavier saß damals der heute vor allem als Bruckner-Interpret bekannte Dirigent Gerd Schaller. Seit elf Jahren leitet Martin Popp aus Würzburg den Pfarrchor Sankt Johannes, der sich wöchentlich zur Chorprobe trifft.