Optimistisch in die Zukunft
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Montag, 30. Sept. 2019
Vor 100 Jahren wurde der SPD-Ortsverein Bad Staffelstein gegründet. Die Partei erlebte in dieser Zeit Höhen und Tiefen. Derzeit macht ihr das Personalkarussell im Bund und die oft unklare Linie als Juniorpartner der Groko zu schaffen.
Matthias Einwag Die spontane Frage, ob sie die SPD-Vorsitzenden nach der Ära von Willy Brandt aufzählen können, kommen die fünf Männer ins Nachdenken. Vogel, Engholm, Rau, Scharping, Lafontaine, Schröder, Müntefering, Platzeck, Beck, Steinmeier, nochmal Müntefering, Gabriel, Schulz, Scholz, Nahles, Dreyer... Das kann sich kaum einer merken, finden sie.
Der 30 Mitglieder zählende Staffelsteiner SPD-Ortsverein sieht seine Aufgabe in der Lokalpolitik, leidet aber schon unter den Auswirkungen der Bundespolitik, wie Stadtrat Harald Konietzko sich ausdrückt. Unter Martin Schulz, sagt er, seien zwar einige junge Leute neu in die Partei eingetreten, weil sie als Mitglieder über die Fortsetzung der Groko abstimmen wollten, um sie zu beenden. Sie verließen die Partei aber schnell wieder, als klar war, dass die Groko fortgeführt werde.
Drei von 24 Stadträten stellend
"Es ist schwierig, junge Leute zum Mitmachen zu bewegen", sagt Konietzko. Ortsvereinsvorsitzender Dieter Leicht fügt an: "Wir waren noch nie verwöhnt, was Stimmen angeht." Seit 2003 stellt die SPD drei von insgesamt 24 Stadträten in Bad Staffelstein. Der Höchststand diesbezüglich war im Jahr 2000 erreicht, als die SPD vier Stadträte und den Bürgermeister (Georg Müller) stellte.
Dabei hatte die Partei nach dem Zweiten Weltkrieg im Doppellandkreis Lichtenfels-Staffelstein zunächst einen guten Start. Nach der Neuzulassung der Parteien durch die amerikanische Militärregierung hatte die SPD kurz vor Weihnachten 1945 bereits 216 Mitglieder. Im Juli 1946 lagen SPD (879) und CSU (900) nahezu gleichauf bei den Mitgliederzahlen.
Dafür, dass die Staffelsteiner SPD in den vergangenen Jahrzehnten bei den Wählerstimmen zahlenmäßig so sehr abbaute, nennt Dieter Leicht einen möglichen Grund: "Die Gewerkschafter fielen weg". Wirtschaftlich vollzog sich ein Wandel, weil Industriebetriebe wie die Porzellanfabrik Alka schlossen.
Abgeordnete sind weit weg
Gleichwohl sei der Ortsverein Bad Staffelstein rührig und diskussionsfreudig, merkt Dieter Leicht an. "Was uns fehlt, sind die Abgeordneten, die uns unterstützen, die nächsten sitzen in Bamberg und Hof." Die Kandidatensuche für die bevorstehende Kommunalwahl sei ein Drama, fährt der Vorsitzende fort, denn kaum jemand möchte heute noch im politischen Ehrenamt Verantwortung übernehmen. Mit eine wenig Ironie blickt er auf den Zulauf der "Fridays for Future"-Bewegung, deren Anhänger ein anderes Verständnis pflegen, wie Politik gemacht werden sollte.
"Ein An-die-Partei-Binden wie früher gibt's heute nicht mehr", rekapituliert er. Als Beweis, wie verästelt die SPD einst im Staffelsteiner Land gewesen ist, hält Dieter Leicht ein Relikt vergangener Zeiten hoch - einen Stempel des SPD-Ortsvereins Schwabthal. Dieser Ortsverein ist längst in der Staffelsteiner SPD aufgegangen.