Optimismus ist ihr Rezept fürs Leben
Autor: Sonny Adam
Kulmbach, Freitag, 23. Oktober 2015
Ehrentag Ilse Schön feierte im Evangelischen Wohnstift mit vielen Gästen und einem musikalischen Ständchen ihren 100. Geburtstag.
von unserer Mitarbeiterin Sonja Adam
Kulmbach — Ilse Schoen sitzt inmitten des Empfangsraumes im Seniorenheim Tilsiter Straße. Sie hat ein Gläschen Sekt-Orange in der Hand und hört den Musikanten Günter Lindner (Akkordeon) und Günther Brückner (Violine) zu. Die Beiden haben nicht nur ein Geburtstagsständchen für die rüstige Senioren einstudiert, sondern auch ein paar alte Volkslieder aus dem Riesengebirge. Ilse Schoen ist gerührt. "Ich hatte es im Leben nie leicht. Ich habe meine Heimat verloren und meinen Mann, und ich musste meine Eltern und meine Schwester begraben", erzählt sie.
Und doch hat sie nie ihren Lebensmut verloren. "Ich bin immer Optimistin gewesen, und das werde ich auch bleiben", sagt die Jubilarin und freut sich, dass sie bei bester Gesundheit ihren Hundertsten feiern kann.
"Wünsche hat man nicht mehr, höchstens, dass ich gesund bleibe und dass ich nicht leiden muss", sagt sie.
Ilse Schoen stammt aus Glogau. "Glogau wurde kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges noch zur Festung erklärt", erinnert sich die Jubilarin noch genau an die schwere Zeit damals. Doch dann wurde die Stadt sechs Wochen von der Roten Armee belagert und nahezu völlig zerstört. Nach dem Krieg wurde Glogau polnisch, die Deutschen wurden vertrieben.
"Ich war damals dreißig Jahre alt, als ich vertrieben worden bin", erzählt Ilse Schoen. Sie kam nach Kulmbach, lebte mit ihrer Mutter und ihrer Schwester und deren Kind dort. "Das war eine schwere Zeit. Ich hatte keinen Beruf", berichtet Ilse Schoen.
Sie hat sich dann als Näherin ihr Geld verdient. "Nähen konnte ich gut, und ich habe auch immer gerne genäht", sagt Ilse Schoen.
Für alle jüngeren Frauen hat die 100-Jährige einen Rat: "Ich kann nur allen jungen Frauen raten, einen Beruf zu erlernen. Das ist wichtig."
Ilse Schoen musste so manchen Schicksalsschlag verkraften. Ihr Mann fiel im Krieg. "Wir wollten immer Kinder, aber dazu kam es nicht mehr", sagt sie und bedauert dies bis heute. Gerne hätte sie Enkel und Urenkel zu ihrem Jubeltag begrüßt.
Später hat Ilse Schoen in der Siedlung gelebt, in der Breslauer Straße. "Und mit 90 Jahren bin ich dann ein paar Häuser weiter hierher ins Seniorenheim gezogen", sagt sie. Obwohl sie auch mit 100 noch äußerst rüstig ist, hat sie den Umzug nie bereut. "Hier ist immer was los. Es wird nie langweilig. Man sitzt hier nicht nur rum, sondern man hat immer was zu tun", sagt Ilse Schoen und findet die vielen Angebote wunderbar.
Zu ihrem Jubeltag kamen auch Vertreter der Vertriebenenverbände und Pfarrer Martin Wolff von der Kreuzkirche.
"Wenn man 100 Jahre alt wird, ist das ein Tag der Gnade", sagte der Pfarrer und schenkte der Jubilarin einen Bildband.
Besonders freute sich die rüstige Seniorin über die Besuche von Landrat Klaus Peter Söllner und Oberbürgermeister Henry Schramm. Schramm hatte für die Seniorin eine weiße Orchidee mitgebracht und überreichte auch eine Medaille als Geschenk des Ministerpräsidenten.