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Operation am offenen Herzen


Autor: Pascale Ferry

Erlangen, Freitag, 31. August 2018

Um den Ausbau des Erlanger Uniklinik-Nordgeländes ging es am Donnerstag bei einem Rundgang. Bis 2030 soll eine Milliarde Euro verbaut werden.
Abteilungsleiter Bernhard Kressirer vom Bauamt Erlangen-Nürnberg, Bereich Hochschulbau, zeigt, wie die Chirurgie nach Fertigstellung aussehen wird. Fotos: Pascale Ferry


Am Donnerstag versammelten sich in Erlangen rund 50 Interessierte für einen Rundgang über das Uni-Nordgelände mit Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und Klinikdirektor Professor Heinrich Iro. Baudirektor Dieter Maußner vom Staatlichen Bauamt Erlangen-Nürnberg informierte zu den umfangreichen Planungen rund um das Uni-Gelände. Bis 2030 wird hier für eine Milliarde Euro gebaut.

Herzstück des Nordgeländes ist der Chirurgie-Neubau, der bis zur Eröffnung in 2021 rund 190 Millionen Euro kosten wird. Gekrönt von einer 30 mal 30 Meter großen Hubschrauberplattform können Schwerstverletzte direkt vom Landeplatz mit einem Aufzug in einen Operationssaal gefahren werden. Auch ist geplant, die Frauenklinik in einem Mutter-Kind-Zentrum an die Kinderklinik anzugliedern. Die Kopfklinik wird um weitere Fachbereiche, die sich mit Erkrankungen des Hauptes befassen, erweitert.

Forschungszentren hingegen werden an den Rand verlagert. Die Planungen sehen vor, die ehemalige "Hupfla" bis zum Mittelbau abzureißen, um Platz für weitere Bauten des Translational Research Centers (TRC) und das Max-Planck-Institut zu schaffen. Die Rechtsmedizin, die derzeit noch zentral am Schlossgarten liegt und nicht im laufenden Betrieb renoviert werden kann, zieht in den nächsten Jahren in die östliche Stadtmauerstraße um. Auch die Kopfklinik gilt als nicht sanierbar und wird um Neubauten ergänzt.

Dinah Radtke, Mitbegründerin des Zentrums für selbstbestimmtes Leben, warf ein, dass es einen Antrag auf Erhaltung eines Teils der Hupfla als Denkmal an die Opfer der Euthanasie gebe. Herrmann: "Wie man der Verbrechen gedenkt, muss noch erarbeitet werden, aber dafür bedarf es nicht dieses Baus." Er sagte jedoch zu, dass das Denkmal-Konzept vor dem endgültigen Abriss vorliegen würde.

Birgit Marenbach, Vorsitzende des Bauausschusses im Stadtrat, fragte nach Ausgleichsflächen für die alten Eichen rund um die Hupfla, und ob die Bauten klimaangepasst seien. Maußner dazu: "Zwischen TRC und Max-Planck-Institut ist ein breiter, grüner Durchgang geplant. Wir wollen nicht, dass die Patienten nur auf Mauern starren."

Philosophen in "Himbeerpalast"

Der Umzug der philosophischen Fakultät in den Siemens-"Himbeerpalast" sorgt bei all den Bauaktivitäten für hochwillkommene Ausweichfläche. In das ehemalige Fakultätsgebäude werden ebenfalls Forschungsinstitute einziehen. Am 13. September soll der Kaufvertrag zum "Himbeerpalast" zwischen Siemens und dem Freistaat unterzeichnet werden.

Die Urbanität des Klinikums hat Vor- und Nachteile. Iro: "Wir haben jährlich 565 000 ambulante und 80 000 stationäre Patienten. Der Freistaat baut High-Tech-Gebäude, aber die Kommune muss auch ihren Beitrag leisten." Die Parksituation wird sich sogar noch weiter verschärfen: Zwischen der Herz-Jesu-Kirche und der Kopfklinik wird Parkraum wegfallen, und die Stadt plant, das Gehsteigparken zu verbieten. Optimierungen sind noch bei der ÖPNV-Anbindung und über ein besseres Parkleitsystem möglich. Diese Maßnahmen werden aber nicht die 2100 Parkplätze, die laut einem Gutachter nötig wären, ersetzen. Deshalb gibt es Konzepte, die die Verlängerung der bestehenden Tiefgarage und den Neubau von drei Parkhäusern vorsehen. Nicht zuletzt sind die derzeitigen und zukünftigen Bauaktivitäten wie eine Operation am offenen Herzen - nämlich sehr komplex. Es wird zum Teil im Abstand von vier bis fünf Metern zu einem anderen Gebäude gebaut und es ist eine logistische Meisterleistung, die Baustelle des Chirurgie-Neubaus zu versorgen, da es kaum Lagerflächen gibt.