"Ohne wahrhaften Dialog wird es keinen Frieden geben"
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Dienstag, 21. März 2017
Anlässlich der Misereor-Fastenaktion 2017 kam Kardinal Philippe Ouedraogo aus dem afrikanischen Sahelland Burkina Faso auch nach Bamberg, Kronach und Hallst...
Anlässlich der Misereor-Fastenaktion 2017 kam Kardinal Philippe Ouedraogo aus dem afrikanischen Sahelland Burkina Faso auch nach Bamberg, Kronach und Hallstadt. Der Kardinal ist oberster katholischer Seelsorger in einem Land, in dem die Hälfte der Bevölkerung unter 18 Jahren ist und fast jeder zweite unterhalb der Armutsgrenze lebt. Durch seinen Einsatz um Solidarität und Versöhnung nach politischen Turbulenzen durch Übergangsregierung und gescheitertem Putschversuch hat sich der 72-jährige Kirchenführer Respekt und Anerkennung über alle Grenzen hinweg erarbeitet.
Burkina Faso ist das Beispielland der diesjährigen Fastenaktion unter dem Leitwort "Die Welt ist voller guter Ideen. Lass sie wachsen." Am 5. Fastensonntag, dem 2. April, ist die Kollekte in den Gottesdiensten ausschließlich für die Entwicklungsarbeit des Bischöflichen Hilfswerkes Misereor bestimmt.
Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder Afrikas. Worin liegen die größten Probleme?
Kardinal Ouedraogo: Die allgemeine Entwicklung liegt weit zurück, hervorgerufen durch mangelnde Chancen auf Bildung, fehlende Arbeitsplätze, schlechte Gesundheitsfürsorge. Dazu kommt die Landflucht in die Städte. Viele Burkinabé emigrieren in die Elfenbeinküste und nach Ghana, junge Leute fliehen über Nordafrika in Booten nach Europa und verlieren ihr Leben im Mittelmeer. Ein ernstes Problem ist die Sicherheitslage durch islamistischen Terror.
Ist da ein interreligiöser Dialog mit Muslimen überhaupt möglich?
Die Kirche muss diesen Weg der Nächstenliebe gehen, denn ohne wahrhaften Dialog wird es keinen dauerhaften Frieden geben. Zwischen den 60 Prozent Muslimen, 25 Prozent Christen und 15 Prozent Anhängern von Naturreligionen herrscht eine Kultur der Toleranz und des Dialogs. In einer Familie sind alle Religionen vertreten, niemand wird wegen seines Glaubens diskriminiert. Auch die 60 Volksgruppen in Burkina Faso leben friedlich zusammen.
Kann Deutschland von dieser Kultur der Toleranz in lernen?
Die Welt ist ein globales Dorf. Da kann Europa, Deutschland von uns Afrikanern etwas Positives übernehmen, nämlich Solidarität gerade innerhalb der Familie und Gesellschaft, Gastfreundschaft und beherzten Kampf gegen Ungerechtigkeit. Umgekehrt können wir Afrikaner von Deutschland lernen.
Was bedeutet es für Burkina Faso, durch die Misereor-Fastenaktion in den Fokus gerückt zu werden?
Wir sind glücklich, dass Misereor Burkina Faso zum Schwerpunktland gewählt hat. Das ist nicht nur für die Kirche, sondern auch für das ganze Land eine Chance und Ehre. Ich bin jetzt drei Wochen in Deutschland unterwegs, um dieser Ehre gerecht zu werden und Dank an die deutsche Kirche zu sagen. Dieser Kontakt knüpft Verbindungen. Ein Sprichwort sagt: Das Auge weint um die, die es kennt.
Das Interview führte
Marion Krüger-Hundrup.