Druckartikel: O Tannenbaum, wie grün ist deine Anbaumethode?

O Tannenbaum, wie grün ist deine Anbaumethode?


Autor: Helmut Will

Jesserndorf, Mittwoch, 25. November 2020

Die Familie Kettler in Jesserndorf setzt bei ihren landwirtschaftlichen Produkten auf biologischen Anbau nach Naturland-Vorgaben. Das gilt auch für ungespritzte Weihnachtsbäume.
Hofbesitzer Johannes Kettler (rechts) und sein Vater Wolfgang (links) sind seit dem Jahr 2016 überzeugte Bio-Bauern, auch was ihre Christbaumkulturen betrifft.  Foto: Helmut Will


Die Zeit der Christbäume steht unmittelbar bevor und viele Menschen im Landkreis schwören auf den Baum direkt aus der Region, der frisch geschlagen wird und keine wochenlange Reise hinter sich bringt, ehe er in der guten Stube landet. In Jesserndorf, einem Ortsteil der Stadt Ebern, gibt es einen "Christbaum-Bauern". Johannes Kettler betreibt dort mit seinem Vater Wolfgang eine Landwirtschaft, auch mit Christbaumkulturen. Das Besondere: Die Kettler-Christbäume stammen aus rein biologischem Anbau.

Vor etwa zehn Jahren haben die Kettlers mit dem Anlegen von Christbaumkulturen und dem Verkauf von Christbäumen begonnen. Im Jahr 2016 haben sie ihren Betrieb komplett auf bio umgestellt. Ein Schild an einem Gebäude der Familie Kettler mit dem Naturland-Siegel besagt, dass der Betrieb zertifiziert ist und dass dort nach strengen EU-Bio-Richtlinien produziert wird. Das gilt für alle landwirtschaftlichen Produkte aus dem Hof der Kettlers wie Speisekartoffeln, Getreide und Sonnenblumen - und eben auch auch für die Christbaumkulturen.

"Etwa sieben bis zwölf Jahre dauert es, bis neu angepflanzte Bäumchen zu stattlichen Christbäumen herangewachsen sind", sagt Wolfgang Kettler, der seinen Betrieb bereits an seinen Sohn Johannes übergeben hat.

Die Pflege macht's

Der Pflegeaufwand ist recht intensiv. "Nach der Pflanzung müssen wir die Kulturen, bis die Pflanzen etwa drei bis vier Jahre alt sind, zweimal im Jahr hacken", sagt Johannes Kettler. Das geschieht zwischen den Reihen mit einem motorisiertem Hackgerät, innerhalb der Reihe aber per Handbetrieb. Wenn man sich die große Christbaumkultur der Kettlers zwischen Jesserndorf und Bramberg ansieht, wird einem klar, dass das sehr zeitintensiv sein muss.

Gespritzt oder gedüngt wird nicht, logisch, weil das bei zertifizierten Naturland-Produkten verboten ist. Dass in solchen Kulturen im Sommer auch Gräser und Blumen blühen, zeigt Wolfgang Kettler auf einem Foto, welches er sichtlich stolz in Händen hält. "Hier am Waldrand können sich um diese Zeit Bienen, Vögel und sonstige Insekten auf Nahrungssuche begeben", sagt Wolfgang. Sein Sohn Johannes ergänzt: "Und sie finden garantiert Pflanzen vor, die frei von aller Chemie sind."

Laut eigener Aussage führen die Kettlers im Landkreis Haßberge den einzigen Betrieb, der all seine Produkte nach Vorgaben der Naturland-Zertifizierung herstellt.

Schätzen die Käufer von Christbäumen, dass ihr Baum ohne Chemikalien aufgewachsen ist? "Bei manchen Leuten ist das erkennbar und ich habe schon von einer Kundin gehört, dass sie, wohl von einem chemisch behandelten Baum, Kopfschmerzen bekam", sagt Wolfgang Kettler.

Bio-Ware ist in der Regel teurer als konventionell hergestellte. Macht sich der "Bio-Christbaum" am Preis bemerkbar? "Nein, wir verkaufen unsere Bäume zu ortsüblichen Marktpreisen, auf einen Zuschlag verzichten wir", sagt Kettler.