Nur eine Beruhigungspille?
Autor: red
Hollfeld, Donnerstag, 10. Juli 2014
offener brief Drei Bürgerinitiativen wollen die Anlagen bei Krögelstein verhindern. Sie bitten den Bayreuther Landrat um Unterstützung. Die Abstufung zum Vorbehaltsgebiet wird kritisch beäugt.
Krögelstein/Bayreuth — Einen Offenen Brief an den Bayreuther Landrat Hermann Hübner haben die Bürgerinitiativen "Gegenwind Hollfeld", "ProHeimat Fränkischer Jura" und "Jurawindpark" geschrieben. Sie bitten um Hübners Unterstützung bei der Ablehnung von Windkraftanlagen bei Krögelstein, nachdem trotz gewaltigen Widerstands im Rathaus von Hollfeld und im Landratsamt Bayreuth anscheinend weiter gegen den ausdrücklichen Willen der betroffenen Bürger an der Konzentrationsfläche festgehalten wird - ohne eine einzige Windmessung und mit gesundheitsgefährdenden Abständen zur nächsten Wohnbebauung von 800 bis 1000 Metern.
In dem von Udo Erlwein, Wolfgang Schimmel, Michael Marr, Edwin Bergmann, Karl-Heinz Krapp und Guido Rost unterzeichneten Schreiben heißt es unter anderem: "Die über 7300 Unterschriften aus der Region, das heißt von 90 Prozent (!) der Bevölkerung auf dem Jura, zeugen von
der massiven Gegnerschaft einer Zerstörung unserer Heimat und Gefährdung unserer Gesundheit durch unwirtschaftliche Windkraftanlagen von bis zu 250 Metern Höhe.
Die Abstufung des Krögelsteiner Vorranggebiets zu einem Vorbehaltsgebiet seitens des Planungsverbands Oberfranken Ost im April 2014 erscheint mittlerweile nur ein formaljuristisches Mäntelchen zur Beruhigung der Gegner zu sein. Die drohende Errichtung von Windkraftanlagen in diesem Gebiet bleibt latent bestehen. Einzig die Stadträte von Hollfeld, federführend Bürgermeisterin Barwisch, lehnen es bisher ab, auf obiges Vorbehaltsgebiet (vormals: Vorranggebiet) 95 zu verzichten - und das entgegen besseren Wissens. Die Bürgermeisterin und der Stadtrat wurde von unserer Initiative aus Krögelstein schriftlich über die Risiken derartiger Anlagen, seien sie nun ökonomischer, ökologischer oder vor allem gesundheitlicher Art, informiert.
Selbst die mittlerweile mehr als 7300 Unterschriften haben anscheinend noch keinen bleibenden Eindruck im Stadtrat hinterlassen."
Was dagegen spricht
Gegen eine Bebauung mit Windkraftanlagen sprechen nach den Ausführungen der Bürgerinitiativen auch die so genannten natur- und artenschutzrechtlichen Belange. Erst jüngst mit großem Aufwand nachgewiesene und kartierte Lebensräume, etwa von Wanderfalke, Wespenbussard, Uhu und Schwarzstorch, würden die Genehmigung von Bauanträgen sowieso unmöglich machen. Auch Belange des Denkmalschutzes stünden den Vorhaben entgegen: In östlicher Richtung befinde sich die Burg Zwernitz mit dem Felsengarten in Sanspareil mit hoher kulturhistorischer Bedeutung für die gesamte Region.
Dies alles falle unter den Begriff "Öffentliche Belange", die dagegen sprechen.
Bürgerentscheid zu erwarten
Auch deshalb wurde das Bürgerbegehren gegen derartige Anlagen auf Hollfelder Hoheitsgebiet und vor allem in nächster Nähe zum Ortsteil Krögelstein gestartet, da anscheinend der Stadtrat die von der Staatsregierung zugesagte Umsetzung der 10H-Regelung nicht abwarten wollte. Über 750 Unterschriften von Bürgern aus der Stadt Hollfeld sorgen nun dafür, dass ein für die Kommune eventuell kostenintensiver Bürgerentscheid im Herbst 2014 folgen wird.
Wörtlich heißt es: "Vorsorglich geben wir außerdem bekannt, dass sich bereits vor Abschluss der Unterschriftensammlung für das Bürgerbegehren eine erhebliche Anzahl von direkten Anwohnern, aber auch von betroffenen Unterstützern aus den Nachbarkommunen, bereit erklärt
haben, nötigenfalls Klagen einzureichen beziehungsweise diese finanziell zu unterstützen. Aufgrund des zurzeit noch außerordentlich sturen Verhaltens eines Großteils der Lokalpolitiker Hollfelds nimmt deren Anzahl weiter zu."
Außerordentlich brisant erscheine auch, dass die Stadt Hollfeld angeblich die bereits eingereichten Bauanträge der insolventen Firma Prokon abkaufen will - von dem Unternehmen, das einen finanziellen Schaden in Höhe von 1400 Millionen Euro bei 75 000 geprellten Anlegern verursacht habe - der bisher größte Finanzskandal in der Windkraftbranche.
Dem Bayreuther Landrat trauen die Bürgerinitiativen nun zu, dass es ihm möglich ist, die Hollfelder Bürgermeisterin und deren Anhänger im Stadtrat von ihrer "Augen-zu-und-durch-Hau-ruck"-Politik abzubringen.
Nicht zuletzt aufgrund schlechter Wirtschaftlichkeitsprognosen sei eine Verschandelung mit unrentablen, stillgelegten und der Verrottung preisgegebenen Stahlbetonanlagen in wenigen Jahren zu erwarten.
Immobilien: Großer Wertverlust
Der gewaltige Wertverlust von Immobilien (50 - 80 Prozent) in Sicht- und Hörweite von Windkraftanlagen sei bei Volkswirtschaftlern mittlerweile unbestritten, ganz zu schweigen von den gesundheitlichen Gefahren.
"Wir um ein persönliches Gespräch mit Ihnen, um ausführlichst unsere Befürchtungen und die Ängste der betroffenen Bevölkerung darzulegen", schreiben die Vertreter der Bürgerinitiativen. "Der Schutz der Bürger und deren Gesundheit durch Mindestabstände zur Wohnbebauung von 2000 Metern ("10H") muss Vorrang vor zweifelhaften wirtschaftlichen Interessen haben."