Notfallsanitäter werden behindert: Lebensretter als Störfaktor
Autor: Sandra Hackenberg
Kronach, Donnerstag, 12. Dezember 2019
Wenn es um Leben und Tod geht, zählt buchstäblich jede Sekunde. Mit Blaulicht und Martinshorn eilen die Rettungssanitäter des BRK Kronach zum Einsatzort - doch immer häufiger stoßen sie dabei bei der ...
Wenn es um Leben und Tod geht, zählt buchstäblich jede Sekunde. Mit Blaulicht und Martinshorn eilen die Rettungssanitäter des BRK Kronach zum Einsatzort - doch immer häufiger stoßen sie dabei bei der Bevölkerung auf Unverständnis.
"Erst letzte Woche haben wir mit unserem Einsatzfahrzeug eine enge Gasse versperrt", berichtet Mike Zeiner, Notfallsanitäter und Praxisanleiter für Schüler beim BRK. "Er musste einen Umweg fahren und hat deshalb mit dem Kopf geschüttelt."
Diese Reaktion sei noch harmlos: "Uns wird der Vogel gezeigt, wenn wir mit dem Martinshorn durch die Stadt fahren." Dabei würden die Rettungskräfte nichts anderes tun, als die Vorschriften zu befolgen: "Wenn es schnell gehen muss und wir rote Ampeln überfahren, müssen wir das Martinshorn einschalten."
Doch es geht noch dreister: "Teilweise machen uns die Autofahrer nicht einmal Platz, wenn wir von hinten angefahren kommen. Wir sind in dem Moment einfach nur ein Störfaktor." Leider sei es auch schon häufiger zu Handgreiflichkeiten gekommen: "Mir ist es selbst schon oft passiert, dass mich zum Beispiel Angehörige von Patienten am Einsatzort angegriffen haben."
Zeiner ist seit 36 Jahren im Rettungsdienstgeschäft und nimmt solche Vorfälle nicht mehr persönlich. "Doch jüngere Kollegen nehmen sich das manchmal schon zu Herzen."
Allgemein werde der Ton in der Gesellschaft rauer, die Menschen würden immer schneller ihre Hemmungen fallenlassen. "Man merkt seit etwa zehn, 15 Jahren schon, dass der Respekt gegenüber dem Rettungsdienst merklich nachlässt."
Auch Kronachs Kreisbrandrat Joachim Ranzenberger hat schon Unglaubliches erlebt: "Vor zwei Jahren wurde ein Feuerwehrmann mal fast absichtlich von einem Auto angefahren."