Normal ist hier gar nichts mehr
Autor: Günther Geiling
Eltmann, Donnerstag, 27. Oktober 2016
Die Theater-AG der Eltmanner Wallburg-Realschule brachte "Alice im Wunderland" auf die Bühne. Die Inszenierung lebt von den hervorragenden Darstellern.
Das Kinderbuch "Alice im Wunderland" kennen viele und nun brachte die Theater-AG der Wallburg-Realschule in Eltmann dieses Meisterstück von Lewis Carroll auf die Bühne. Das Publikum machte sich mit den jungen Schauspielern auf den Weg zu einer fantastischen Reise, auf der die Regeln der Logik außer Kraft gesetzt wurden und Alice sich unversehens in einer Welt bewähren muss, die ihr vorerst absurd erscheint. Doch die junge Heldin meistert alle Herausforderungen.
Nahezu eineinhalb Jahre hatte sich die Theater-AG, bestehend aus Schülern der Jahrgangsstufen 7sieben bis zehn auf den Tag vorbereitet, hatte viel Engagement gezeigt und war in letzter Zeit sogar auch einmal samstags zum Üben in der Schule.
Weißes Kaninchen
Der Leiter der Gruppe, Sebastian Franz, sprach schon im Vorfeld von einer "ganz großen Leistung" seiner Schüler.
Dazu trete man auch das erste Mal in der neuen Aula ohne Mikrofon und Headset vor das Publikum, das deswegen auch immer "ganz Ohr" war und sich in die wundersame Welt von "Alice" entführen ließ.Als der Vorhang fällt, schläft die Titelfigur Alice (Vanessa Hübner) ein, während ihre Schwester (Antonia Roppelt) gerade aus einem Buch vorliest, und gleitet in ihren Traum. Alice ist ein etwa zehnjähriges Mädchen, Alice sieht sich einem sprechenden, weißen Kaninchen (Anna-Lena Werb) gegenüber, das ständig auf die Uhr schaut.
Alice ist fasziniert von dem sprechenden Tier und folgt ihm in den Kaninchenbau. Von dort fällt sie tief hinab. Sie fällt und fällt bis zum Mittelpunkt der Erde in ein unterirdisches Wunderland. "Komisch, gestern war doch alles noch ganz normal." Aber dort ist alles anders und gar nichts mehr normal. Nicht einmal mehr ein Gedicht will ihr gelingen. Es heißt doch nicht: "Der Mond ist abgehangen. Die Zimtsterne, sie prangen am Himmel über mir."
Realitäten verschieben sich und aus Klein wird Groß und aus Groß wird Klein. Sie trinkt aus einem Fläschchen und schrumpft plötzlich auf dreißig Zentimeter. Dann isst sie von einem winzigen Kuchen und wird wieder größer. "Ich muss wieder größer werden. Es funktioniert und ich schiebe mich auseinander wie ein Fernrohr", meint Alice plötzlich.
Sie trifft auch auf die Herzogin (Selina Vogel) in der großen Küche, wo die Köchin (Leonie Trützel) Suppe kocht und so viel Pfeffer verwendet, dass Alice niesen muss. Auf dem Ofen sitzt eine bis über beide Ohren grinsende Lachkatze. Hier ist wirklich nichts normal. Fantastische, aber auch alptraumhafte Figuren wie die Grinsekatze (Marina Bräutigam) begegnen dem kleinen Mädchen.
Witzige Dialoge
Das Mädchen trinkt Tee mit dem verrückten Hutmacher (Felix Bühl), sie philosophiert mit dem sprechenden Ei Humpty-Dumpty (Joshua Vizl) und trifft auf Märzhase (Angelika Kaiser) und die Herzkönigin (Alexa Kaiser). In witzigen Dialogen streitet Alice mit den Personen aus dem Wunderland und macht dem traurigen Ritter (Noah Hildenbrand) ein wenig Mut. Was Alice dann aber am meisten verwundert und auch plagt, sind die Sprüche, die alle jene besonders kränkbaren und unkränkbaren Phantasietiere und Phantasiemenschen im Munde führen. Es klingt alles bedrohlich, was diese verkappten Erwachsenen ihr und sich mitzuteilen haben.
Bis zum Ende bleibt eigentlich ungeklärt, wer Alice nun wirklich ist. Es geht um Lebensziele und -wege, um die eigene Größe, um Macht und Ohnmacht und immer wieder um die Frage: Wer bist du?
Als sie am Ende erwacht, hat sie erfahren, dass sie nun selber erwachsen werden kann und in dem Konzert der Unsinnigkeiten sich selber vertrauen muss, nur sich selber vertrauen kann.
Für die Zuschauer war es sicherlich erstaunlich, welch schauspielerische Leistung die Schülerinnen und Schüler auf die Bühne brachten und wie gut sie den Charakter ihrer schwierigen Rollen trafen.
In den Rollen spielten außerdem noch: als Raupe (Nicola Mühlfelder), Froschpförtner (Greta Schwemmlein), Haselmaus (Sophia Stappenbacher), Herz-Zwei (Lucas Bauer), Herz-Fünf (Antonia Roppelt), Herz-Bube (Tobias Reinhard), Herz König (Selina Ehrle) und als Henker (Maximilian Krämer). Als Souffleuse wirkte Greta Schwemmlein, für die Kostüme und das Bühnenbild zeichneten die Lehrerinnen Constanze Büller und Elke Barnickel, für die Maske die Schülerinnen der Klasse 8c sowie Leon Basel verantwortlich.