Nordhalben stellt sich den Aufgaben
Autor: Marco Meißner
Nordhalben, Mittwoch, 24. Mai 2017
Bürgermeister Michael Pöhnlein ist nach drei Jahren im Amt überzeugt, dass Nordhalben lebenswert bleiben kann. Kreative Lösungen, Bürgerengagement und entschärfte Vorgaben sind seiner Ansicht nach die Schlüssel.
Marco Meissner
Im Jahr 2014 für das Bürgermeisteramt in Nordhalben zu kandidieren, wollte gut überlegt sein. Leerstände, Demografie, fehlende Arbeitsplätze, Wasser und Abwasser - es taten und tun sich noch immer viele Herausforderungen auf. "Es war schon ein Sprung ins kalte Wasser", gesteht Bürgermeister Michael Pöhnlein (FW), der seinerzeit als Quereinsteiger das Ruder übernahm. Bereut hat er diesen Schritt dennoch nie.
"Ja, es war die richtige Entscheidung", bilanziert er nach der Hälfte seiner ersten Wahlperiode. Anfangs sei es sicher ein Nachteil gewesen, nicht aus einer Verwaltung zu kommen. Doch mit der Zeit habe sich diese Ausgangsposition zu einem Vorteil entwickelt, ist der gelernte Kaufmann überzeugt. "Man macht nicht alles so, bloß weil es schon immer so gemacht wurde", erklärt er. Als Quereinsteiger hinterfrage er die Situation ständig und suche nach Möglichkeiten, Abläufe zu optimieren. Ein anderer Blickwinkel könne da sehr helfen.
Erste Schritte, Nordhalben wieder in die Spur zu bringen, seien beispielsweise die Mitgliedschaft im kommunalen Prüfungsverband und die Einbindung der Bayerischen Verwaltungsschule gewesen. "Man braucht Experten an der Hand", ist Pöhnlein überzeugt, dass eine Gemeinde nicht nur im eigenen Saft schmoren sollte, um ihre Aufgaben zu meistern.
Jetzt befinde man sich mittendrin in der Neuaufstellung von Verwaltung und Bauhof/Wasserwerk, sagt der Bürgermeister. Ideenwerkstätten unter Einbindung der Bürger seien für die Nordwaldhalle und die Klöppelschule durchgeführt worden. "Die Ergebnisse werden nach und nach umgesetzt."
Ein ständiger Prozess sei dahingehend angelaufen, freiwillige Einrichtungen, die auch für Lebensqualität stehen, zu erhalten und gleichzeitig deren Defizite abzubauen. Das sei beispielsweise bei der Nordwaldhalle gelungen, die gerade saniert wird. Parallel dazu sei es der Gemeinde geglückt, das jährliche Defizit der Halle von rund 70 000 Euro (2013) auf 37 000 Euro (2016) zu reduzieren.
Geringe Steuereinnahmen
Solche Erfolge sind für Nordhalben Gold wert, weil es "Großbaustellen in mehreren Bereichen" gibt und die Gemeinde, anders als andere Kommunen im Landkreis, keine großen Gewerbesteuer-Zahler vor Ort hat. Auf 130 000 bis 150 000 Euro beläuft sich die aktuelle Kalkulation für die "sehr niedrige" Gewerbesteuer. "Manche Baustellen sind zäh", gesteht Pöhnlein. Dazu zählt er zum Beispiel den Wiederanschluss der eigenen Quellen ans Wassernetz. "Aber es gibt auch schnelle Entwicklungen wie das Künstlerhaus. Ich hätte nicht erwartet, was da abgeht", erzählt er vom Engagement der Bürger und davon, dass die Gemeinde diesen Stein mit ins Rollen bringen konnte. Es gebe sogar ein Münchner Ehepaar, dass wegen dieses Projektes nach Nordhalben umgezogen sei.
Es kämen durchaus Leute aus der Stadt, die aufs Land ziehen wollten, allerdings erwarten sie auch dort eine gewisse Infrastruktur, so der Bürgermeister. Dafür müssten kreative Lösungen gefunden und die Menschen vor Ort eingebunden werden, um die Gemeinde wieder lebenswert zu machen. Mit solchen Zuzügen lasse sich der Einwohnerverlust zumindest abfedern.
Wie es in Regionen wie dem Frankenwald weitergehen könnte - im Positiven wie im Negativen - versucht Pöhnlein in seinen Urlauben mit einem Blick über den Tellerrand herauszufinden. Immer wieder besucht er Gegenden, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.
Über Tellerrand geschaut
In Mecklenburg-Vorpommern habe er Gemeinden gesehen, bei denen man davon sprechen konnte, dass der Letzte das Licht ausmacht, erinnert er sich. An diesem Punkt sei es kaum noch möglich, den Hebel umzulegen. "Geld allein hilft da nicht mehr", betont Pöhnlein. Vielmehr müssten Vorschriften entschärft und bürokratische wie politische Hürden beseitigt werden, sonst könne die Demokratie schnell "den Bach runtergehen". Beispiele? "Schulen müssten auch mit weniger Kindern auf dem Land funktionieren dürfen." Pöhnlein nennt weiter die Einbindung von Privatautos in den ÖPNV - ein attraktiver ÖPNV im Landkreis Kronach sei eine große Herausforderung. Bei den Themen "Wasser" und "Abwasser", wo auch Nordhalben in die Erweiterung des Regenüberlaufbeckens und in die Kanalsanierung investieren muss, müssten die Vorgaben abgemildert werden.
Aufgaben sieht Pöhnlein so oder so genügend für die kommenden Monate und Jahre. Vor allem die Infrastruktur hat er dabei im Blick. So werden 2017 zum Beispiel die Trinkwasseranlagen von Heinersberg saniert. Wenn das geschafft ist, hofft der Bürgermeister, 2018 die Quellen der Gemeinde anpacken zu können. Der Kampf um Arbeitsplätze gehe vor allem über die Ansiedlung kleinerer Firmen weiter. Gute Unterstützung erfahre die Gemeinde dabei auch durch das Regionalmanagement (Projekt "Nordhalben Village"). Viele Vorhaben seien in der Nordostbayern-Initiative untergebracht worden. "Sie ist ein großer Schritt in die richtige Richtung", lobt Pöhnlein diese Initiative.