Noch mehr Sicherheit geht nicht
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Freitag, 06. Juli 2018
Stadtförster Stefan Distler erläuterte den Forchheimer Stadträten die Maßnahmen an den Bäumen des Annafest-Geländes.
Josef Hofbauer
Die Untersuchungen füllen fünf Aktenordner. Mitarbeiter des Sachverständigenbüros für Vegetationstechnik, Bäume und Bodenanalytik, Roland Dengler hatten Bäume des Kellerwaldes unter die Lupe genommen. Darüber informierte Stadtförster Stefan Distler bei einer Exkursion in den Stadtwald.
40 der nahezu 800 untersuchten Bäume wurden mit einem roten X versehen. 32 davon sind bereits gefällt. Die restlichen acht kommen noch vor dem Annafest weg, denn die Gutachter befanden, die Standsicherheit dieser Bäume sei gefährdet.
Detaillierte Anweisungen
"Noch mehr Sicherheit geht nicht", befand Stadtförster Stefan Distler. Wie detailliert die Untersuchungen abgelaufen waren, verdeutlichte er an einem Beispiel: Für 332 Bäume gebe es umfangreiche Protokolle über Holz-Festigkeitsmessungen mit dem Fraktometer, Wurzel-Untersuchungen und Messungen mit dem Resistographen. Buchen wurden speziell auf einen Befall mit Schlauchpilzen untersucht. Daraus leiteten die Experten Pflege-Maßnahmen für die Bäume ab, die von der Stadtförsterei umgesetzt werden müssen.
Riesen-Eiche soll fallen
In vielen Fällen gehe es um Kronen-Einkürzungen, wie bei der großen Eiche neben dem Losstand des Roten Kreuzes, verdeutlichte Distler. Eine solche Empfehlung gab das Fachbüro für eine riesige Eiche nahe dem Gottla-Keller am Rande eines Bau-Grundstückes. Dieser kerngesund aussehende Baum ist jedoch zu großen Teilen hohl. Dass die Rest-Wandung des Baumes deutlich verkürzt ist, verdeutlichte Distler mit einem Ast, den er mehr als einen Meter in die Höhlung schob. Das überzeugte: Statt den Baum einzukürzen, plädierten die Mitglieder des Stadtrates für den Vorschlag von Stadtförster Distler, die Eiche zu fällen. In ein paar Jahren, wenn nebenan ein Haus steht, könnte die Eiche nur unter erschwerten Bedingungen mit hohem finanziellen Aufwand abgetragen werden.
Wie Stefan Distler informiertem, haben sich die Untersuchungen über ein Jahr hingezogen. Als einen der Gründe nannte der Forstexperte die Vergrößerung des Annafest-Geländes, das auf 4,9 Hektar erweitert wurde. Jetzt sei auch die Sicherung der Trampelpfade zu Siedlung Lichteneiche mit einbezogen worden. Eine Haftungsgarantie übernehme das Sachverständigenbüro aber nicht, bedauerte Distler auf Nachfrage von Stadtrat Günther Hammer (CSU). Es sei Aufgabe der Stadtförsterei, die Auflagen des Expertenbüros umzusetzen, so Distler.
Mit Neem-Öl gegen Raupen
Der Stadtförster verwies auch darauf, dass heuer der Befall mit dem Eichenprozessionsspinner deutlich stärker gewesen sei, als im Vorjahr. Obwohl eine Bekämpfung mit einem Pflanzenextrakt des Neem-Baumes durchgeführt wurde, das die weitere Entwicklung der Raupen verhindern soll, seien weitere Nester aufgetaucht. Die Kosten dafür bezifferte der Stadtförster auf 14 Euro pro Baum. Das sei aber die kostengünstigere Variante. Deutlich teuerer sei der Einsatz von Kletterern, die verbliebene Nester eingesammelt und dann verbrannt hatten. Da Kletterer immer zu zweit unterwegs sein müssten, entstünden dafür Kosten von rund tausend Euro täglich. "Ich suche händeringend einen Kletterer für die Stadtförsterei", unterstrich Stefan Distler, der so die Kosten senken möchte.