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Noch einmal ins Auwäldchen


Autor: Gabi Arnold

Bad Rodach, Montag, 01. Juli 2019

Explizit ausgeladen kam Bürgermeister Tobias Ehrlicher dennoch zum Ortstermin mit der Grünen Landtagsabgeordneten Ursula Sowa zum Auwäldchen, um zur umstrittenen Fällaktion Stellung zu nehmen.
Ortsbesichtigung am Auwäldchen (von links): Tobias Ehrlicher, Ursula Sowa, Falko Bührle, Werner Zoufal, Michael Fischer (Kämmerer Bad Rodach) und Karin Ritz (Bund Naturschutz). Foto: Gabi Arnold


In der Stadt Bad Rodach soll ein neuer Flächennutzungsplan aufgestellt werden, der den Umweltgedanken mehr in den Vordergrund stellt, ferner soll ein Mitarbeiter speziell für den Naturschutz geschult werden. Damit möchte Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD) verhindern, dass sich Abholzungen wie im Januar dieses Jahres am Auwäldchen wiederholen.

Dies sicherte er bei einem erneuten Ortstermin am Montag zu. Zu dem Termin hatte eine Initiative von Bürgern mit ihrem Sprecher Werner Zoufal die Grünen-Abgeordnete im Bayerischen Landtag Ursula Sowa eingeladen. Die teilweise Abholzung der Bäume in dem Gebiet hatte für Aufregung gesorgt.

Ursula Sowa nannte den Termin "eine Herzensangelegenheit" und zeigte Verständnis dafür, dass das Thema sehr emotional behandelt werde. Schuldzuweisungen seien aber fehl am Platz, denn es sei sicher kein böser Wille gewesen, aber möglicherweise sei etwas schiefgelaufen. "Man fragt sich, wie kommt man dazu, so etwas Schönes zu vernichten?", fragte sie.

Laut Bürgermeister Ehrlicher habe er sich "gefühlt 20 Mal und wirklich um die acht Mal" mit Bürgern hier getroffen. Er wunderte sich, dass er zu diesem erneuten Termin nicht nur nicht eingeladen, sondern sogar explizit ausgeladen worden sei. Er könne nur wiederholen, dass die Stadt Bad Rodach nicht stolz auf die Baumrodung sei. Die Stadt bewege sich aber auch in einem Spannungsfeld der verschiedenen Interessen. "Was für die einen Brennnessel-Dschungel ist, ist für andere ein Lebensraum", erklärte er.

Bürgermeister: zu viel abgeholzt

Die Stadt müsse vor allem auch auf die Sicherheit der Bürger achten und habe bei dem Auwäldchen die Maßnahmen aus Verkehrssicherheitsgründen angeordnet. Dabei sei tatsächlich deutlich zu viel abgeholzt worden, räumte er ein. Der Weg, der durch das Wäldchen führt, sei auch deshalb verbreitert und nicht verlegt worden, weil am Weg eine Beleuchtung installiert sei, erklärte er.

Dank der Bürger, so Ehrlicher, sei die Rodung gestoppt worden, ein Drittel des Wäldchens stehe noch. "Alle jetzt noch rot markierten Bäume bleiben stehen," betonte er einmal mehr. "Wir denken das nächste Mal besser nach", versuchte er die Gemüter zu beschwichtigen.

Bürger besser einbinden

Als positives Beispiel führte er die Gemeinde Dörfles-Esbach an, wo 15 Bäume gefällt werden müssten. Dort habe die Gemeinde die Bürger sehr gut vorbereitet."Ich lasse mir inzwischen jeden einzelnen Baum zeigen, bevor er gefällt wird", so Ehrlicher.

Auch aufgrund des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" sei die Stadt sensibilisiert und berücksichtige den Umweltaspekt in Zukunft noch mehr, so Ehrlicher.

Von der Umweltbehörde der Regierung von Oberfranken war Regierungsdirektor Falko Bührle vor Ort, er dankte den Bürgern für ihr Engagement. "Es war cool und richtig, darauf hinzuweisen", sagte er. Die Stadt Bad Rodach habe inzwischen versucht, den Schaden auszugleichen, indem sie in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes schnell reagiert habe und Maßnahmen getroffen habe wie Neuanpflanzungen und Totholz-Auslagerung.

Nicht ordnungswidrig

Die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt sehe keine Ordnungswidrigkeit, sagte Julia Bauersachs vom Landratsamt Coburg.

Der Teich am Auwäldchen sei zu 98 Prozent zu Recht ausgebaggert, sagte Bürgermeister Tobias Ehrlicher. Die Maßnahme sei nötig gewesen, da der Teich verschlammt gewesen sei und die Fische verendet seien. Er wies damit die Kritik zurück, wonach man mit der Vorgehensweise den Teichmuscheln den Lebensraum genommen habe. Wie Ehrlicher ausführte, seien viele Muscheln bereits tot gewesen, die intakten habe man in den Teich im Kurpark umgesiedelt.