Noble Spender aus Übersee
Autor: Siegfried Sesselmann
Wartenfels, Montag, 01. Oktober 2018
Was die Wartenfelser Traischelkapelle mit Auswanderern nach Amerika zu tun hat.
Siegfried Sesselmann Wie ein Lauffeuer verbreitete sich 1929 eine Nachricht in Wartenfels: Die Amerikaner kommen. Gemeint waren die Papiermüllers Babette samt Mann und Tochter. Eigentlich kam so etwas öfter vor, denn zwischen 1850 und 1900 waren aus Wartenfels und Umgebung etwa 50 Auswanderungen in die USA bekannt.
Einer, der sein Glück in Übersee suchte, war Georg Schultheis. Um seinen Eltern ein ewiges Andenken zu schaffen und an deren Hochzeit im Wartenfelser Gotteshaus zu erinnern, stiftete er die St.-Georgi-Glocke, genannt nach dem Stifter.
Zurück zur jungen Barbara (Babette) Vogler (geboren 1873) aus der Papiermühle. Sie wanderte 1893 nach Amerika aus. Nach einer ersten Ehe heiratete sie 1928 in New York einen Witwer namens Johann Pfister, dessen Wurzeln in Wiesengiech bei Scheßlitz lagen. Ihr Traum vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten, vom Glück in der Ferne und vom gewissen Vermögen ging in Erfüllung. Ihr Mann besaß ein Geschäft in New York. Kurz vor dem Rentenalter reiste er mit Frau und Tochter Margareta nach "good old Germany".
Zufall oder Absicht?
War es lange vorbereitete Absicht, Zufall oder sogar Liebe? Babettes Bruder Nikolaus Vogler (geboren 1878) hatte einen Sohn, den Wagner Georg Vogler (geboren 1906), der der Bräutigam seiner Stiefcousine Margareta aus Amerika werden sollte. Die Eltern Pfister kauften das Haus mit der heutigen Nummer 81 und bauten es für sich um, um dort zu leben oder es ihrer Tochter zu überlassen.
Am 20. Oktober 1929 ehelichte Georg Vogler die Privatierstochter Margareta Pfister, geboren 1902 auf Long Island. Bürgermeister Johann Andreas Rosenbusch aus der Boxmühle fungierte als Standesbeamter. Mit Stolz wählte man die Berufsbezeichnung Privatier, denn man wollte zeigen, dass man finanziell nicht mehr darauf angewiesen war, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Er besaß in New York einige Immobilien und die waren auch in der Zeit der Weltwirtschaftskrise nach 1929 eine sichere Geldanlage.
Die großzügige Spende der Familie Pfister zum Bau einer neuen Kapelle auf der Traischel erfreute die Wartenfelser besonders. Mit dem Bild der Maria, die dem Heiligen Dominik einen Rosenkranz überreicht, setzte der Spender seiner Tochter ein immer währendes Gedenken. Sie war am 8. August, dem Gedenktag Dominiks, geboren.
Stand auf dem Hausberg der Wartenfelser schon eine alte, baufällige Kapelle aus Holz, so sollte 1930 ein massives, schmuckes Gotteshaus entstehen. Über dem Eingang wurden die Spender für alle sichtbar verewigt: "Joh u Bab Pfister 1930 RJP".