"Nicht zum Wohle des Volkes"

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Noch heute verfolgt Rudi Daum mit seinen 92 Jahren das politische Geschehen. Foto: Veronika Schadeck
Noch heute verfolgt Rudi Daum mit seinen 92 Jahren das politische Geschehen. Foto: Veronika Schadeck

Wir sprachen in Sachen Seehofer-Nachfolge und der Berliner Regierungsbildung mit Rudi Daum, der die Region lange Jahre im Landtag vertreten hat.

Veronika Schadeck

Rudi Daum vertrat 20 Jahre lang die Region als CSU-Landtagsabgeordneter im Bayerischen Landtag. Fünfmal holte er das Direktmandat. Noch heute verfolgt der 92-Jährige täglich das Politische in den Medien. Wir fragten ihm, was er von den aktuellen Geschehnissen hält und ob das Leben eines Politikers heutzutage schwieriger als damals, zu seiner Zeit, ist.
Eine vom Volk gewählte Volkspartei sollte sich ihrer Verantwortung stellen. Sie sollte sich an der Regierung beteiligen, um somit das Land mit weiterzuentwickeln und nicht als "Heckenschützen" die Diskussionen befeuern, das sagt Rudi Daum über eine mögliche Koalition zwischen CDU/CSU und SPD. Und was die aktuelle Lage innerhalb der CSU betrifft, so bezeichnet Daum diese nicht als zielführend zum Wohle des Volkes. Sowohl ein Horst Seehofer, als auch ein Joachim Herrmann und Markus Söder seien Politiker, die die CSU und auch das Land Bayern nach vorne gebracht haben. Alle drei Politiker haben gute Arbeit geleistet, jeder in seiner Funktion, vertritt der 92-Jährige seine Meinung.


"Das ist nicht gut, das ist traurig"

Die Zwistigkeiten und Rivalitäten innerhalb der CSU vermitteln aber bei vielen Wählern den Eindruck, dass es den Politikern nicht um das Volk, sondern nur um ihre eigenen Vorteile geht. "Das ist nicht gut, das ist traurig und schädigt die CSU!" Das Leben von Rudi Daum war stets von der Politik geprägt. Er gilt als der "Franz Josef Strauß des Frankenwaldes!" "Na ja, von der Figur her trifft es schon zu!", meint er schmunzelt. In seiner Wohnung ist er auf einem Foto zusammen mit dem CSU-Übervater zu sehen. Erinnerungen werden bei Rudi Daum wach, seine Gedanken schweifen manchmal auch zurück, wenn er die Nachrichten mitverfolgt, beispielsweise die Machtkämpfe innerhalb seiner Partei. Bei der Frage, ob er es damals als Landtagsabgeordneter leichter hatte als jetzt beispielsweise ein Jürgen Baumgärtner, denkt er nach: "Es war anders!" Und: "Die Not war eine andere!"
Rudi Daum spricht von Zukunftsängsten, von Unsicherheiten, mit denen sich die Bürger auseinandersetzten. Der gewisse Wohlstand, den viele Bürger seit dem Krieg erreicht haben, sei Normalität. Hinzu komme die Schnelllebigkeit, die Reizüberflutung beispielsweise durch moderne Medien, die Hektik, die zugenommene Rastlosigkeit. Und: "Die Politik hat an Glaubwürdigkeit verloren." Früher sei das anders gewesen. Viele Politiker und Abgeordnete nach dem Krieg und auch bis in die 70er Jahre hinein hätten den Krieg persönlich miterlebt. Auch ihn persönlich habe seine Zeit als Soldat, als er die Landung der Westalliierten in der Normandie als knapp 20-Jähriger miterlebte, geprägt. Seine Gefangenschaft in den USA habe Spuren hinterlassen. Nach seiner Heimkehr lag alles am Boden. "In den Familien waren Entbehrungen Normalität."
Die Verwaltung lag am Boden und musste sukzessive aufgebaut werden. Dabei richtete sich alles nach den Kontrollratsgesetzen der Siegermächte. Daum: "Die Menschen hatten nichts. Sie kamen zu ihren Mandatsträgern und Abgeordneten mit ihren persönlichen Anliegen, beispielsweise wenn es um einen Job, um Renten, etc. ging. Die Leute waren glücklich, wenn sie einen Job, ein Dach über den Kopf und genügend zu Essen hatten." Heutzutage sei das für jeden Normalität.


Absage an Minderheitsregierung

Seine politische Laufbahn begann Rudi Daum 1952 in der Bayernpartei. Zwei Jahre später traten er und weitere Mitglieder zur CSU über, um die Stimmen zu bündeln um somit auch Wahlen zu gewinnen. Auch die Junge Union gab es damals in der Region. Allerdings war diese zerstritten. Ihm lag daran, diese Jugendorganisation wieder zu beleben. Deshalb hat er sich Mitte der 50er Jahre zum Bezirksvorsitzenden wählen lassen.
Denkt er an seine Zeit als CSU-Landtagsabgeordneter zurück, so spricht er davon, dass es auch damals Streitigkeiten und unterschiedliche Meinungen gegeben habe. Das wurde aber anders ausgetragen und letztendlich raufte man sich wieder zusammen. Die Bürger hatten aber auch mehr Vertrauen in ihre Abgeordneten. Sie sahen in ihnen einen Kümmerer. Und was wünscht sich nun Daum für den heutigen Montag: "Dass nun in München zukunftsweichende Entscheidungen gefällt werden!" Und auf Bundesebene: dass eine funktionsfähige Regierung bald ihre Arbeit aufnimmt. Es gebe viel zu tun im Land. Und außerdem gelte es, das Ansehen Deutschlands zu wahren: "Und das funktioniert nicht mit einer Minderheitsregierung!"