Nicht immer Romantik pur
Autor: Rainer Lutz
LKR Coburg, Dienstag, 16. Juli 2019
Schafherden haben große Bedeutung für die Pflege von schützenswerten Flächen wie im Grünen Band. Doch seinen Lebensunterhalt als Schäfer zu verdienen, ist nicht immer ganz einfach.
Die Stimme von Peter Kieslich ist weit zu hören. "Prinz!", schallt es über den Höhenzug zwischen Weißenbrunn und Almerswind. Prinz ist ein Hütehund und Peter Kieslich ist Schäfer. Zusammen sind sie mit 1200 Schafen und einigen Ziegen zwischen der Hammermühle bei Almerswind und der Weihersmühle bei Tremersdorf unterwegs. Ihr Auftrag: verhindern, dass der ehemalige Grenzstreifen verbuscht.
Prinz hat gehört und kommt zu seinem Herrn. Der erklärt gerade: "Die Herde gehört zur Agrargenossenschaft Schalkau. Zu DDR-Zeiten waren es drei Herden." Aber da wurde auch noch richtig Geld verdient mit den Schafen. Um die 300 000 DDR-Mark hätten sie damals im Jahr eingebracht. Vor allem die Wolle der Merino-Landschafe war gefragt.
Heute ist es anders. Dass die Genossenschaft die Schafe noch halten kann, verdankt sie einem Kulturlandschaftsprogramm (Kulap). Der Staat zahlt dafür, dass wertvolle Biotopflächen von den Tieren gepflegt werden. Hier ist Auftraggeber der Zweckverband Naturschutzgroßprojekt das Grüne Band. Die vier Landkreise Coburg, Kronach, Sonneberg und Hildburghausen stehen hinter dem Verband. Die Bundesrepublik steht hinter dem Großprojekt. Rund zehn Millionen Euro stehen über zehn Jahre dafür bereit. Ein kleiner Teil landet bei der Agrargenossenschaft und ihren Schafen.
Arno Rudolph vom Landesverband Thüringer Schafzüchter betont den Wert der Schafe für die Arbeit im Naturschutz und zur Biotoppflege. Ein rosiges Bild zur Schäferei im Land zeichnet er nicht. "Seit Jahren ist die Zahl der Schafe rückläufig", sagt er. Dazu kommt ein Mangel an Schäfern. Der Berufsnachwuchs ist dünn gesät.
"Du bist halt den ganzen Tag draußen. Es ist schon auch eine schwere Arbeit, das will heute kaum noch einer machen", bestätigt Peter Kieslich. Dabei hat gerade er in den vergangenen Jahren so manchen jungen Schäfer ausgebildet. Sogar einige Frauen waren dabei, die noch selten in diesem Beruf anzutreffen sind. Zu einem Job, der über den ganzen Tag volle Aufmerksamkeit verlangt, kommt eine Bezahlung, die kaum über dem Mindestlohn liegt. Da muss jemand schon Freude am Wandern mit Schafen und viel Idealismus mitbringen.
Ärger über Bürokratie
"Die Bürokratie macht es auch nicht leichter", schimpft Arno Rudolph. Weil die Genossenschaft einen Teil der Herde im Winter nach Brandenburg gebracht hatte und bei einer Kontrolle dann eben nicht alle Schafe im Stall standen, wurden Tausende Euro Förderung gestrichen. Dabei wäre es ein Leichtes gewesen, zu prüfen, ob die Tiere wirklich dort sind und ob es auch die Tiere aus Schalkau sind, meint Rudolph. "Da gab es nicht den kleinsten Versuch, dem Betrieb zu helfen oder irgendwie entgegenzukommen", kritisiert er.
Schafe statt Mulchen
Vorgehensweisen, die es nicht attraktiver machen, sein Brot mit Schafhaltung zu verdienen. Dabei wäre eine Beweidung in vielen Bereichen wünschenswert, wie Volker Ehrlicher als Vorsitzender des Regionalbauernverbandes Südthüringen bestätigt. Als die ICE-Strecke gebaut wurde, kam zum Flächenverbrauch für das Projekt auch ein erheblicher Anteil an Ausgleichsflächen.