Neues Körbchen für die Katze
Autor: Sandra Hackenberg
Kronach, Freitag, 07. August 2020
Die Tauschzentrale für gut erhaltene Kindersachen kann sich die Miete nicht mehr leisten und muss ausziehen. Doch es naht Hilfe - von den Planern des Lucas-Cranach-Campus.
Eine leichte Damenjacke, eine Kinderhose und ein passendes T-Shirt mit bunten Muffins darauf - die Dame mit den kurzen, grauen Haaren packt ein gut erhaltenes Kleidungsstück nach dem anderen auf den Tresen. "Sind vier Euro okay?", fragt Sybille Püttner. Die Dame nickt und notiert den Preis auf einem Zettel. Geli Wolls geübte Hände versehen jedes Teil mit einem Preisschild. Noch ein Kleiderbügel und schon sind die Sachen bereit für den Verkauf.
Seit mittlerweile 47 Jahren können Bürger für kleines Geld gut erhaltene Kleidung in der K.A.T.Z.e (Kinderausstattungs-Tauschzentrale) am Stadtgraben kaufen. Sybille Püttner war von Anfang an dabei und erinnert sich noch gut daran, wie früher die Kunden Schlange standen und Nummern vergeben mussten. "Damals waren wir eigentlich die einzige Anlaufstelle für günstige, gebrauchte Kleidung." Der Bedarf war groß - und dementsprechend war der Andrang.
Discounter, Basare und Sonderangebote jedoch haben der K.A.T.Z.e in den vergangenen Jahren das Leben schwergemacht. "Unser Trägerverein, die Sozialstiftung Katholischer Frauen (SKF), muss schon lange monatlich draufzahlen", schildert Geli Woll, die gleichzeitig Vorsitzende des Vereins ist, den Ernst der Lage. Darum musste auch der Anteil des Verkaufspreises, den der Verein behält, von 20 auf 30 Prozent erhöht werden. Doch das reicht nicht.
Böses Erwachen nach Kündigung
Die Warmmiete von 570 Euro monatlich kann der Verein nicht mehr länger bezahlen. Der Bitte um eine Mieterminderung sei die Vermieterin, die Capera Immobilien Service GmbH aus Gera, nicht nachgekommen, weshalb die SKF Ende Mai den Vertrag schweren Herzens kündigen musste.
Dass die K.A.T.Z.e Hilfe benötigt, sprach sich in Kronach schnell herum. "Wir haben viele interessante und tolle Angebote aus der Bevölkerung erhalten und gehofft, dass wir Ende August hier ausziehen können", berichtet Geli Woll. Doch das böse Erwachen folgte auf dem Fuß: Weil die Räume für den An- und Verkauf genutzt werden, stuft die Capera die K.A.T.Z.e als gewerblicher Mieter ein. Somit muss die gemeinnützige Tauschzentrale noch bis Ende November im Stadtgraben bleiben. "Das ist bitter, weil darunter wirklich vielversprechende Angebote waren."
Hilfe aus Reihen des LCC
Die Tage der K.A.T.Z.e schienen gezählt, doch nun gibt es einen neuen Hoffnungsschimmer am Horizont: Die SKF steht in Verhandlungen mit dem Kommunalunternehmen des Lucas-Cranach-Campus (LCC), das dem Verein und der K.A.T.Z.e ein leerstehendes Tattoo-Studio gegenüber vom Güterbahnhof angeboten hat. "Das Schicksal der K.A.T.Z.e liegt mir persönlich sehr am Herzen", erzählt Verwaltungsrätin Petra Zenkel-Schirmer (Grüne, Frauenliste) auf Anfrage. Die Tauschzentrale setze auf Nachhaltigkeit und unterstütze Menschen, die nicht alles sofort wegwerfen, sondern weiterverwenden wollen.
"Wir wollen nicht nur bildungspolitisch, sondern auch wohnraumtechnisch und sozial die Stadt und die ganze Region nach vorne bringen", äußert sich Verwaltungsrat Bernd Liebhard (CSU). "Wenn wir dann nebenbei noch etwas Gutes tun können, dann machen wir das."