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Neues Baugebiet an der Forchheimer Straße: Es hakt vor allem beim Lärmschutz


Autor: Pauline Lindner

Hausen, Dienstag, 07. Juni 2016

Das Schwergewicht der über vierstündigen Ratssitzung lag beim Baugebiet an der Forchheimer Straße. Zahlreiche Bürger brachten in der Fragestunde zu Beginn i...
Die in der Ratssitzung vorgestellte aktuelle Planvariante zur Bebauung an der Forchheimer Straße Foto: Pauline Lindner


Das Schwergewicht der über vierstündigen Ratssitzung lag beim Baugebiet an der Forchheimer Straße. Zahlreiche Bürger brachten in der Fragestunde zu Beginn ihre Bedenken vor. Der Rat hatte die Einwendungen der Träger öffentlicher Belange und die der Bürger zu behandeln, kam aber trotz ausgiebiger Diskussion zu keinem Beschluss, durch den das Bauleitplanungsverfahren in die nächsten Stufen gebracht werden könnte.
Von mehreren Ratsmitgliedern wurde gerügt, dass ihnen für die Abwägung keine ausreichenden Unterlagen vorliegen. Anstelle des in anderen Gemeinden üblichen Verfahrens, den Ratsmitgliedern die Schreiben der beteiligten Behörden und Dienststellen vorzulegen und zu jedem einzelnen eine Stellungnahme von Planern und Verwaltung gegenüberzustellen, lag dem Rat nur eine zweiseitige Zusammenfassung von Geschäftsleiter Heinz Meisel vor.
Lediglich Frank Schönfelder von der Planungsgruppe Strunz trug mündlich Teile aus einzelnen Stellungnahmen vor. Als erste die des Landratsamts zur Erschließung und Anbindung an die öffentliche Straße. Dazu war ein neuer Plan angefertigt worden.
Abweichend vom bisherigen wird das Baugebiet nur im Norden bei einem Garagenhof durch eine öffentliche Stichstraße an die Kreisstraße angebunden; im Süden gibt es nur eine Zufahrt zu einem zweiten Garagen- bzw. Stellplatzhof. Die Gebäude zur Kreisstraße hin werden dreigeschossig. Zum Wald im Nordwesten muss ein Abstand von 20 Metern eingehalten werden.
Die versiegelte Fläche des Bauvorhabens muss ausgeglichen werden, und zwar 3047 Quadratmeter. 700 davon befinden sich auf dem Grundstück als Grünflächen. Für den weiteren Teil wird das Grundstück Flurnummer 240 in gemeindlichem Besitz herangezogen, trug Schönfelder vor. "Das ist absolut neu", reagierte Roland Garcon (UWG) heftig. Bislang habe es geheißen, die Ausgleichsfläche stelle der Grundstückseigentümer. Dies hat sich laut Meisel zerschlagen, weshalb man nun auf das Ökokonto der Gemeinde zugreife. Das Grundstück Flurnummer 240 ist von der Kommune gekauft worden, um Ausgleichsflächen für eigene Bauvorhaben zu besitzen.
Auch Gerlinde Kraus (SPD) stieß sich massiv an diesem Vorgehen. "Wie viel noch wird als Kleinigkeit abgetan, was den Rat bewegt. Wir wägen sehr genau ab und nehmen den Bürger ernst." Der neue Sachvortrag "zehn Minuten vor der Abstimmung ist für mich - gelinde gesagt - ein starkes Stück."
Bei einer früheren Besprechung, so Garcon, gab es eine klare Aussage, dass der Grundeigentümer die Ausgleichsfläche stelle. Die Gemeinde hat kein eigenes Grundstück in diesem Baugebiet.
Wie schon für acht Bürger bei der Fragestunde war das Thema Lärmbelastung auch für die Ratsmitglieder äußerst relevant. Erschwerend für die Beurteilung war die Tatsache, dass mit Fahrzeugzahlen aus dem Jahr 2010 gerechnet werden muss, in der Zwischenzeit aber durch die Umtrassierung der B 470 sich die Verkehrsströme verlagert haben. Nach den hochgerechneten alten Zahlen ist von bis zu 11 000 Fahrzeugen in 24 Stunden auszugehen und daran sind die erforderlichen Lärmschutzmaßnahmen, besonders die vielfach kritisierten zwei Stockwerke hohen Trennwände zwischen den vier Baukörpern an der Kreisstraße, zu bemessen.
Verkehrszählungen der Gemeinde innerhalb des letzten Jahres ergaben Zahlen zwischen 5900 und 6500 Fahrzeugen pro Tag. Allerdings soll der Anteil des Schwerlastverkehrs höher liegen als bei der Hochrechnung.


Wieder große Abweichungen

Diese Basiszahlen, so Schönfelder, machten die Trennwände und die abschirmende Riegelbebauung für die Hinterlieger unumgänglich. Die Giebelfenster im zweiten Stock müssten so ausgelegt werden, dass sie nur der Zwangsbelüftung dienten.
Besonders stieß sich Katja Steinbrenner (CSU) daran, dass der nun vorlegte Plan, der dritte, wiederum große Abweichungen zu den vorherigen aufweise. "Das erleichtert für uns die Sache nicht", rügte sie. Um das Schall- und Lärmbelastungsthema in den Griff zu bekommen, forderten mehrere Ratsmitglieder eine Vergleichsberechnung, wie sich der Straßenverkehr mit und ohne Trennwände auswirkt. Das sagten die Planer Schönfelder und K. Zachhuber zu. Widersprüchlich war deren Angabe, ob Schallschutzfenster oder die Trennwände den Bauträger günstiger kämen. Schallschutzklasse fünf ist offenbar erheblich teurer.
"Alle bemühen sich, eine Lösung zu finden, bitte bewegen Sie sich auch!", bat Kraus die Vertreter des Bauwerbers. "Die Sorgen und Nöte der Altbürger bleiben uns!" Stattdessen regte Schönfelder an, auch die Ostseite der Forchheimer Straße zu überplanen und für ein allgemeines Wohngebiet den nötigen Schallschutz zu bauen.
Der Geschäftsleiter wollte einen Abwägungsbeschluss des Rats, auch wenn Bürgermeister Gerd Zimmer (SPD) ein Vertagen vorschlug. "Es ist nichts geklärt", nannte Martin Heilmann (UWG) als Sachstand am Ende der Debatte.