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Neuer Anstoß für große Verkehrsverbünde


Autor: Klaus Schmitt

Haßfurt, Montag, 07. Juli 2014



von unserem Redaktionsmitglied 
klaus schmitt

Haßfurt/Kreis Haßberge — Die Formulierung, die Optimisten so wählen würden, lautet: Der Kreis Haßberge befindet sich an der Nahtstelle zweier großer Verkehrsverbünde, nämlich genau zwischen ihnen, als verbindendes Element. Skeptiker würden eher behaupten: Der Kreis liegt im Niemandsland.
Beides hat seine Berechtigung. Während im Osten des Landkreises der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg, kurz VGN, bereits Fuß gefasst hat auf der Bahnlinie Bamberg-Ebern, tut sich im übrigen Landkreis, vor allem im Maintal, nichts. Der Landkreis Haßberge hat es bisher nicht geschafft, Anschluss an den Verkehrsverbund Mainfranken (VVM) mit Würzburg als Zentrum zu bekommen.
Das soll jetzt anders werden. Der Landkreis will endlich Tritt fassen und im VVM mitmischen. Der Kreistag beschloss in seiner Sitzung am Montagnachmittag im Landratsamt Haßberge in Haßfurt einstimmig, dem Verkehrsverbund Mainfranken im Zuge einer Verbundraumerweiterung beizutreten. Dabei ist der Landkreis nicht allein. Die ganze Region Main-Rhön (das sind die vier Kreise Bad Kissingen, Haßberge, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt sowie die Stadt Schweinfurt) will zum VVM dazustoßen. Darauf haben sich die Landräte schon verständigt, und sie haben auch eine gemeinsame Preisstufen-Konzeption vorgeschlagen (Wabensystem).

"Zäher Prozess"

"Wir müssen uns in beide Richtungen bewegen", machte der Landrat Wilhelm Schneider (CSU) gestern vor dem Kreistag deutlich. Es "macht Sinn", sich für beide Seiten zu interessieren, ergänzte Susanne Lutz, Expertin im Landratsamt für den öffentlichen Personennahverkehr.
Was auf der Strecke Bamberg-Ebern ohne große Probleme ging und vor allem Tagestouristen aus dem Großraum Nürnberg-Erlangen in die Haßberge lockt, kommt im Maintal nicht voran. Das Thema werde seit Jahren verfolgt, aber es "ist ein zäher Prozess", bekannte der Landrat. Gründe gibt es viele: unterschiedliche Zuständigkeiten, die Kosten, die Integration bestehender Tarife. Und mit dem fehlenden Anschluss an den VVM im Westen geht es auch mit einer Ausdehnung des VGN etwa aufs Maintal nicht weiter.
Der Landkreis würde sich ebenso wie die anderen Kreise in der Region finanziell beteiligen, um mögliche Verluste bei Bahn- und Busunternehmen auszugleichen. Auf rund 100 000 Euro schätzt der Landrat die Aufwendungen, die zu zwei Dritteln gefördert würden.
Hintergrund allen Bemühens ist, dass der Kreis viele Pendler hat. Der Kreis will, dass diese Personen im Landkreis wohnen bleiben und nicht an die Orte ihrer Arbeitsplätze ziehen; daher muss er attraktive Verkehrswege bieten - etwa mit Hilfe dieser Verbünde. Der demografische Wandel dünnt die Bevölkerung im Landkreis ohnehin aus.
Der Kreisrat Bernhard Ruß (SPD) mahnte zur Eile. "Wir müssen Gas geben. Wir brauchen den VVM, und wir brauchen ihn so schnell wie möglich." Kreisrat Günther Geiling (CSU) bat, auf die Preisgestaltung zu achten, damit die Verbünde Akzeptanz finden.
Mit dem Zeitplan wird es sehr schwierig. Frühestens 2018 könnte es mit dem VVM etwas werden, meint Susanne Lutz.