Neue Leiterin beim Weißen Ring
Autor: Werner Reißaus
Thurnau, Freitag, 30. Juni 2017
Friederike Recktenwald übernimmt das Amt der Außenstellenleiterin in Thurnau von Helmut Will, der eineinhalb Jahre kommissarischer Leiter war. Der Verein hilft seit 41 Jahren Kriminalitätsopfern.
Friederike Recktenwald ist neue Außenstellenleiterin des "Weißen Rings" für Kulmbach. Die 59 Jahre alte Diplom-Sozialpädagogin wurde im Restaurant des Golf-Clubs Oberfranken im Rahmen einer Feierstunde vom Landesvorsitzenden "Weißer Ring" Bayern-Nord, Polizeidirektor a. D. Josef Wittmann, in ihr Amt im Beisein zahlreicher Gäste aus Polizei, Justiz und Kommunalpolitik offiziell eingeführt.
50 000 Mitglieder in Deutschland
Die gebürtige Saarbrückenerin, die seit 2016 dem "Weißen Ring" angehört und in der Region zu Hause ist, tritt die Nachfolge von Helmut Will an, der die Außenstelle seit dem 1. Januar 2016 kommissarisch betreut hat. Gleich zu Beginn machte der Landesvorsitzende Josef Wittmann deutlich, dass Kriminalitätsopfer eine Lobby brauchen - und dazu zähle der "Weiße Ring": "Vor 41 Jahren begann die Erfolgsgeschichte des gemeinnützigen Vereins. 17 Gründungsmitglieder hatten sich zur Aufgabe gemacht, Opfern von Kriminalität zu helfen. Es waren mutige und entschlossene Frauen und Männer, die damals Eduard Zimmermann um sich geschart hatte." Heute sind daraus inzwischen rund 50 000 Mitglieder geworden, die sich mit den Zielen des "Weißen Rings" identifizieren und die Opferarbeit mit ihrem Beitrag unterstützen. Im Landkreis Kulmbach gehören derzeit dem "Weißen Ring" 64 Mitglieder an. Der Verein hat deutschlandweit bereits vielen hunderttausend Kriminalitätsopfern geholfen und Millionen von Arbeitsstunden ehrenamtlich aufgebracht. Der Landesvorsitzende verwies darauf, dass seit Bestehen des Vereins an direkten finanziellen Leistungen allein im Bezirk Bayern Nord knapp 8,3 Millionen Euro aufgebracht wurden: "Dieses Geld stammt aus Mitgliedsbeiträgen, aus Spenden und gerichtlichen Geldauflagen im Rahmen des Strafverfahrens und auch aus testamentarischen Verfügungen. Staatliche Zuschüsse oder öffentliche Mittel gibt es dagegen überhaupt nicht."
Wittmann ging auch kurz auf die Organisation der Opferarbeit ein. So ist der "Weiße Ring" im Regierungsbezirk Oberfranken mit acht Außenstellen in jedem Landkreis vertreten, in denen 41 ehrenamtliche Mitarbeiter arbeiten.
Gewalt hat viele Gesichter
In seiner Festrede ging Leitender Kriminaldirektor Harald Osel vom Polizeipräsidium Oberfranken darauf ein, dass Gewalt viele Gesichter hat: "Die klassische Erscheinungsform, die wir alle mit dem Begriff Gewalt verknüpfen, ist die physische Variante, die durch körperliche Misshandlung für jeden sichtbare Spuren hinterlässt." Gleichberechtigt daneben stehe jedoch die psychische Gewalt, die die Seele eines Menschen treffe und verletze. "Und diese Art der Gewalt kann weitaus schlimmer sein, weil sie nicht so leicht erkennbar und nicht ,griffig' genug für die Strafverfolgungsbehörden ist. Die Beweislage ist oft schwierig", so Osel. An Friederike Recktenwald gewandt sagte der Kriminaldirektor: "Ehrenamtlich nehmen Sie sich künftig dieser Menschen an, mit Engagement und sicher oft betroffen von den Schicksalsschlägen Ihrer Schützlinge. Die Kunst in Ihrer Opferarbeit wird auch sein, den Spagat zu schaffen zwischen aufopfernder Hilfe und einer gewissen Distanz, die den unabdingbar essenziellen Raum für Ihren Selbstschutz bietet." Osel warf auch die Frage auf, welche Rolle dabei Justiz und Polizei im Bereich des Opferschutzes spielen.
Mit der Übergabe eines Ausweises nahm Wittmann die offizielle Einführung von Friederike Recktenwald vor und dankte dem bisherigen kommissarischen Leiter Helmut Will, der die verwaiste Außenstelle nach dem Ausscheiden von Alfons Hrubesch eineinhalb Jahre betreute.