Druckartikel: Neue Dreiecksbank lädt am historischen Dreiherrenstein zur Rast ein

Neue Dreiecksbank lädt am historischen Dreiherrenstein zur Rast ein


Autor: Heike Schülein

Lauenhain, Montag, 12. Oktober 2020

Es ist schon ein wunderschönes Fleckchen Erde - und ein historisch bedeutsames noch dazu: Der von intakter Natur umgebene Schönwappenweg zwischen dem Ludwigsstädter Ortsteil Lauenhain und dem thüringi...
Auf der neuen Bank (von links) Heimatforscher Martin Weber, Karin Weber, Hans Skrodt, Kreisheimatpfleger Siegfried Scheidig sowie Manja Hünlein (Leiterin Touristinfo der Rennsteigregion). Fotos: Heike Schülein


Es ist schon ein wunderschönes Fleckchen Erde - und ein historisch bedeutsames noch dazu: Der von intakter Natur umgebene Schönwappenweg zwischen dem Ludwigsstädter Ortsteil Lauenhain und dem thüringischen Lehesten eignet sich bestens, um innere Ruhe zu finden. Hier oben, zwischen dem Eppenberg auf bayerischer Seite sowie Kießlich und Mittelbühl in Thüringen, verläuft eine alte Grenze. Und so zieren hier den Rennsteig, der in diesem Gebiet gleichzeitig auch Grenzweg ist, rechtsgeschichtlich bedeutsame, heraldisch und künstlerisch hervorragend gearbeitete Wappensteine aus verschiedenen Jahrhunderten. Einer von ihnen ist der Dreiherrenstein aus dem Jahr 1717, an dem drei ehemalige Herrschaftsgebiete aneinander stoßen.

Bereits vor zehn Jahren wurde neben diesem Stein als Rastmöglichkeit eine Dreiseitenbank aufgestellt, um die Herrschaftsgebiete nachzuzeichnen. Die Sitzgruppe wurde nunmehr von der Geologisch-Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft (GHAG) Ludwigsstadt durch eine neue ersetzt und im Rahmen eines kleinen Festakts offiziell eingeweiht.

Die neue, wiederum dreiseitige "Brotzeit"-Bank war von Kreisheimatpfleger Siegfried Scheidig unter Mithilfe seines Nachbarn Hans Skrodt gebaut worden. Auch das hochwertige Douglasien-Holz wurde vom Kreisheimatpfleger gespendet. Laut Siegfried Scheidig sei die Idee, die geschichtsträchtige Bedeutung des Dreiherrensteins durch die Errichtung einer Bank in Triangel-Form darzustellen, bei einem gemeinsamen Grenzbegang im Jahr 2009 entstanden. Tischlermeister Leopold Jahn von der Fa. Jahn aus Probstzella hatte damals die Bank gesponsert, die im Juli 2010 gemeinsam mit Gästen aus Oberfranken und Thüringen eingeweiht wurde. Zunächst sei es, so Siegfried Scheidig, angedacht gewesen, die Bank außen herum um den Stein zu bauen. Schließlich entschied man sich jedoch dafür, sie daneben zu errichten.

"Das Fichtenholz war mittlerweile total verfault", erklärte der Kreisheimatpfleger. Bewusst habe man die neue Bank erneut in Dreiecks-Form gestaltet. Wie es die Bezeichnung Dreiherrenstein schon verdeutlicht, stoßen dabei drei ehemalige Herrschaftsgebiete aneinander: das Hochstift Bamberg mit dem Oberamt Teuschnitz, das markgräflich brandenburgisch-bayreuthische Amt Lauenstein und das sachsen-saalfeldische Amt Probstzella.

Alte Grenzen neu werten

"Historische Grenzsteine zeigen bis in unsere Tage die Entwicklung und den Verlauf alter Grenzen auf", verdeutlichte Heimatforscher Martin Weber in seinem historischen Überblick. 1513 hätten die Landesherren, der sächsische Kurfürst sowie der Bischof von Bamberg, ihre Räte beauftragt, die Grenzstreitigkeiten zwischen Lehesten und Teuschnitz durch einen Vertrag zu beenden. In einem Vertrag habe man festgelegt, das Gebiet mit 20 großen Wappensteinen zu vermarken.

"Wenn es nach der Wiedervereinigung hieß, die Grenze sei weg, dann ist das in meinen Augen Quatsch. Richtig ist vielmehr, dass die unmenschlichen Sperranlagen an der Grenze - Gott sei es gedankt - weg sind", betonte Martin Weber, dass eindeutige Grenzen für eine gute Nachbarschaft notwendig seien. Der Begriff "Grenze" müsse neu gewertet werden - weg von der trennenden Grenze hin zu notwendigen Grenzziehungen, um Eigentumsverhältnisse darzustellen.

Dankenswerterweise habe die Grenzkommission bestimmt, dass die mit Wappen versehenen Steine erhalten bleiben, wofür man sehr dankbar sei. Steine nicht als Zeichen der Trennung, sondern als Symbol des Miteinanders von Bayern und Thüringen - dies sollte in den Köpfen der Menschen ankommen. Grenzsteine seien daher keine Relikte aus alter Zeit, sondern - neben ihrer Grenzpunktfunktion - auch Mahnung, Geschichte in Gegenwart und Zukunft lebendig zu halten. Gerade der Dreiherrenstein solle die Menschen zu Nachdenken bringen, an was für einem wichtigen Ort sie sich befinden, und an welchem - "bambergischen", "brandenburgischen" oder "sächsischen" - Teil des Ortes sie ihre Brotzeit einnehmen. Und mit eben einer solchen Brotzeit wurde der kleine Festakt beschlossen. hs