Nazisprüche gegen Jobcenter-Mitarbeiter
Autor: Stephan-Herbert Fuchs
LKR Kulmbach, Donnerstag, 23. April 2015
von unserem Mitarbeiter Stephan Herbert Fuchs Bayreuth/Stadtsteinach — Starke Sprüche, heftige Provokationen und immer wieder extrem ausfällig werden: das ist das Markenzeichen ei...
von unserem Mitarbeiter
Stephan Herbert Fuchs
Bayreuth/Stadtsteinach — Starke Sprüche, heftige Provokationen und immer wieder extrem ausfällig werden: das ist das Markenzeichen eines 57-jährigen Mannes aus dem Bereich des früheren Landkreises Stadtstein ach. Am 8. August des vergangenen Jahres hatte der Hartz-IV-Empfänger in den Räumen des Kulmbacher Jobcenters den Bogen überspannt. Er beleidigte nicht nur mehrere Mitarbeiter mit Ausdrücken, die entweder weit unter der Gürtellinie angesiedelt waren oder die einen Bezug zu Adolf Hitler und das Nazi-Regime haben, der Mann bedrohte die Mitarbeiter auch mit dem Tod. "Wenn ich schon lebenslänglich bekomme, dann nehme ich euch alle mit", soll er herumgeschrien haben.
Dafür wurde er im Februar vor dem Amtsgericht in Kulmbach zu einer Geldstrafe in Höhe von 900 Euro (90 Tagessätze zu jeweils zehn Euro) verurteilt.
Sowohl der Angeklagte als auch die Staatsanwaltschaft waren gegen dieses Urteil in Berufung gegangen. Dem Angeklagten war die Strafe zu hoch, der Staatsanwaltschaft zu niedrig.
"Hitler ist mein bester Freund"
Auch vor der Berufungskammer des Landgerichts in Bayreuth war wieder das gleiche Schauspiel zu erleben wie schon damals vor dem Amtsgericht in Kulmbach. Schon auf dem Gang tönte der Angeklagte: "Mein bester Freund ist Adolf Hitler." Auf der Anklagebank las er demonstrativ die Bild-Zeitung, als die Richter den Saal betraten, blieb er unbeteiligt sitzen.
Der Vorsitzende Richter Werner Kahler ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen.
Ganz sachlich gab er trotz ständiger Zwischenrede des Angeklagten bekannt, dass dessen Verteidiger Frank Stübinger sein Mandat niedergelegt habe und berichtete über den bisherigen Gang des Verfahrens.
Nachdem der Angeklagte zu einem Termin des Jobcenters nicht gekommen war, waren ihm die Leistungen gestrichen worden. Also machte er sich am 8. August auf den Weg ins Jobcenter, um den Beschäftigten mal so richtig einzuschenken. Das Jobcenter bezeichnete er als "Irrenhaus", den zuständigen Sachbearbeiter als "Deppen", einem anderen drohte er, den Kopf abzureißen, lautstark schrie er im Wartebereich wechselweise "Ich bring euch alle um" und "Ich räum´ euch alle weg". "Ihr seid schlimmer als Hitler" hatte er noch gerufen und "Hoch lebe Adolf".
Diesmal lasse er sich nichts mehr gefallen, triumphierte der Angeklagte vor dem Berufungsrichter.
Erst sagte er, dass alles nicht wahr sei, dann räumte er Dinge ein, die so gar noch über das erstinstanzliche Urteil hinausgingen. Bei den Mitarbeitern des Jobcenters war der Mann schon seit Jahren wegen seiner Art bekannt. "Wir hatten alle Respekt, weil wir wussten, dass er nicht ruhig bleibt", sagte eine Assistentin. Schon öfter sei der Angeklagte ausfällig geworden, berichtete ein Arbeitsvermittler und ein weiterer sagte aus, dass der Angeklagte immer aufbrausend und lautstark auftrete.
Die Verhandlung wird am 30. April um 13 Uhr in Bayreuth fortgesetzt.