"Natürlich nimmt das einen mit"
Autor: Redaktion, Günther Geiling
Haßfurt, Montag, 02. Dezember 2019
Hebamme Carolin von Andrian-Werburg und Doula Steffi Wohlleben schildern Erlebnisse mit Totgeburten.
Hebammen haben einen verantwortungsvollen Job und sind da, wenn neues Leben auf die Erde kommt. Sie sind oft auch die ersten Ansprechpartner, wenn die Ankunft eines Kindes mit Abschied verbunden ist - wenn es eine Totgeburt gibt oder ein Kind gleich nach der Geburt stirbt. Das ist emotional schwer, denn der Tod eines Kindes ist immer eine Tragödie. Wir sprachen mit einer Hebamme und einer Doula darüber, welche Hilfe sie Betroffenen leisten können und wie sie die Sterneneltern in dieser Situation auffangen und begleiten.
Den Beruf einer Hebamme stellt man sich meist als sehr romantisch mit glücklichen Schwangeren und niedlichen Babys vor. War das bei Ihrer Berufswahl auch so und wie sind Sie zum Beruf der Hebamme gekommen?
Carolin von Andrian-Werburg Mein Interesse für diesen Beruf entwickelte sich sehr bald mit 13 und 14 Jahren. Aber in diesem Alter durfte man ja noch kein Praktikum absolvieren, weil man erst mit 18 Jahren aufgenommen wurde. Deswegen fiel die Entscheidung erst kurz vor der Ausbildung. Natürlich denkt man mehr an die schönen Seiten für eine Frau und hat wenige andere Dinge im Blick.
Wie viele Kinder haben Sie schon auf ihrem Weg in das Leben begleitet und von welchen Gefühlen kann man hier sprechen?
Carolin: Es waren so rund 600 Geburten und bei jeder einzelnen wird man in eine Gefühlswelt hineingezogen. Dennoch muss man diese auch mit Abstand begleiten, und natürlich kommt es auch zu schwierigen Entscheidungen.
Neben diesen schönen gemeinsamen Stunden mit der werdenden Mutter, dem Kind und der Familie erleben Sie aber auch hautnah die andere Seite des Lebens bis hin zu der Situation, wo man keine Herztöne mehr findet. Haben Sie damit gerechnet, welche Rolle der Tod in einem Beruf spielen kann, der eigentlich auf das Leben ausgerichtet ist?
Carolin: Ich habe in einer Uniklinik gelernt, sprich, ich war zu diesem Zeitpunkt noch Schülerin. Das Ganze war ziemlich zum Ende meiner Ausbildung, als es uns Schülerinnen zur Wahl stand, zu solchen Geburten mitzugehen. Da habe ich auch viele Paare bei "stillen Geburten" begleitet, mit oder ohne Behinderung, sowie bei Geburten von Kindern, die noch nicht lebensfähig waren. Das hat mich sehr beschäftigt, da fühlt man mit, hat auch Gesprächsbedarf untereinander und vor allem mit dem Paar, was mit dem Kind passiert und wie es weitergehen soll.