Nächtliche Jäger im Schlafzimmer

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Michael Memmel Stellen Sie sich das mal vor: Sie schlafen tief und friedlich in der Nacht, träumen davon, wie Sie nach einem Lottogewinn das Geld zählen. Es...

Michael Memmel

Stellen Sie sich das mal vor: Sie schlafen tief und friedlich in der Nacht, träumen davon, wie Sie nach einem Lottogewinn das Geld zählen. Es sind so viele Scheine, dass es knistert und raschelt in ihren Händen - immer mehr, immer lauter, bis Sie plötzlich aufwachen und feststellen: Das Knistern und Rascheln kommt aus Ihrem Schlafzimmer. Sie stehen auf, machen Licht und erstarren. Drei Fledermäuse fliegen über Ihrem Bett! Sie treiben sie zum offenen Fenster hinaus, nur um festzustellen, dass sich in der restlichen Wohnung noch rund 20 weitere Nachtjäger tummeln.
Wie würden Sie reagieren? Schreien? Davonlaufen? Wild um sich schlagen? Einer allein lebenden Rentnerin in der Wunderburg ist jüngst genau das passiert - und sie hat die Situation abgebrüht bewältigt. Die Frau, die seit 16 Jahren in einem Mietshaus im vierten Stock wohnt, hatte wegen der Hitze die Innentüren und das Schlafzimmerfenster weit geöffnet, allerdings einen Vorhang zum Schutz vorgezogen. Die Fledermäuse hielt das nicht ab auf ihrem Weg in die Wohnung. Dort flogen sie munter immer im Kreis und verteilten vermutlich aus Angst ihren Kot über Spiegel, Vorhänge und Boden.
"Ich hab' nicht geschrien - das hätte mir ja auch nichts gebracht", erzählt die Seniorin. Gut 75 Minuten benötigte sie, bis sie alle Fledertiere ("bei 15 habe ich aufgehört zu zählen") vertrieben hatte. Später blieb ihr nichts anderes übrig, als die Hinterlassenschaften der ungebetenen Gäste zu beseitigen. Seitdem hält sie die Fenster fest geschlossen und rätselt: Wo kamen die Tiere her? War das ein einmaliger Besuch? Habe ich sie irgendwie angelockt? Antworten darauf konnten ihr auch Experten noch nicht geben.
Jetzt sehnt die Rentnerin die Kälte herbei. Wenn die Temperatur unter zehn Grad fällt, bereiten sich die Fledermäuse auf den Winterschlaf vor und sind nachts nicht mehr unterwegs. Dann darf die Frau aufatmen und selig schlummern. Sie hat sich Nächte mit imaginären Lottogewinnen verdient - und keine Alpträume von raschelnden Besuchern.