Nachhaltige Mode verliert an Bedeutung bei den Kunden
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, Donnerstag, 29. Oktober 2020
Bekleidung muss für die meisten Verbraucher in Deutschland vor allem bequem sein - und preiswert. Modische Trends spielen dagegen für einen Großteil der Konsumentinnen und Konsumenten nur eine unterge...
Bekleidung muss für die meisten Verbraucher in Deutschland vor allem bequem sein - und preiswert. Modische Trends spielen dagegen für einen Großteil der Konsumentinnen und Konsumenten nur eine untergeordnete Rolle. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung hervor, mit der der Modeverband Deutschland GermanFashion mitten in der Corona-Krise einen tiefen Blick in die Kleiderschränke der Republik wagte.
Für die trendverliebte Bekleidungsbranche gab es dabei einige ernüchternde Erkenntnisse. "Grundsätzlich dominieren weiterhin praktische, bequeme und zeitlose Stile", berichtete der Hauptgeschäftsführer von GermanFashion, Thomas Lange. Wichtigste Entscheidungskriterien beim Bekleidungskauf sind demnach für die allermeisten Verbraucher nicht die neuesten Designtrends oder die Exklusivität der Marke, sondern eine gute Passform, Bequemlichkeit und Komfort sowie ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Für die repräsentative Studie hatte GermanFashion gleich zweimal jeweils mehr als 1000 Konsumenten befragt - einmal vor Ausbruch der Corona-Krise Anfang März und ein weiteres Mal im September.
Ein überraschendes Ergebnis dabei: Die Bedeutung von Nachhaltigkeit und umweltfreundlicher Herstellung der Textilien für die Kaufentscheidung der Konsumenten ist seit dem Ausbruch der Pandemie deutlich gesunken.
Gaben vor Corona noch 79 Prozent der Befragten an, ihnen seien Nachhaltigkeit und Umweltschutz beim Kauf von Textilien "wichtig" oder "eher wichtig", so waren es im September nur noch 69 Prozent. Wirklich ein Anliegen sei das Thema nach eigenen Angaben sogar nur jedem fünften Konsumenten, berichtete Christian Duncker von der International School of Management (IS), der die Marktanalyse durchführte. Noch einmal geringer sei die Zahl derjenigen, die tatsächlich einen nennenswerten Anteil nachhaltiger Produkte in ihrem Kleiderschrank hätten.
Auffällig dabei: Trotz "Friday for Future" sind es gerade die jüngeren Konsumenten zwischen 18 und 29 Jahren, die dem Thema die geringste Bedeutung zumessen. "Es ist Fakt, die jungen Konsumenten scheren sich relativ wenig um den Faktor Nachhaltigkeit", berichtete Duncker. "Das ist nicht ihr zentrales Auswahlkriterium." Es seien vor allem die älteren Jahrgänge, denen Nachhaltigkeit wichtig sei.
In den Kleiderschränken der Verbraucher dominieren - wenig überraschend - Marken aus dem Preiseinstiegssegment wie C&A oder H&M sowie Marken aus dem mittleren Preissegment wie Esprit oder s.Oliver. Nur jeder zehnte Deutsche trägt überwiegend Premiummarken wie Boss, Tommy Hilfiger oder Calvin Klein. dpa